Giulia Cecchettin: Was über den Fall der getöteten Studentin aus Italien bekannt ist
Was mit einer Verabredung im Einkaufszentrum begann, endete tödlich für die Studentin Giulia Cecchettin. Ihr Ex-Freund gerät in Verdacht. Was wir wissen – und was nicht.
Bad Dürrenberg – Die italienische Studentin Giulia Cecchettin ist tot. Sie wurde im Alter von nur 22 Jahren ermordet, mutmaßlich durch ihren 22-jährigen Ex-Freund, der als dringend tatverdächtig gilt. Der Vermisstenfall sorgt in Italien seit Tagen für großes Aufsehen. Das Land steht unter Schock.
Vermisstenfall in Italien: Studentin tot aufgefunden, Tatverdächtiger in Deutschland festgenommen
Gino Cecchettin, der Vater von der wohl getöteten Studentin Giulia, veröffentlichte am Sonntag (19. November) bei Facebook ein Foto seiner Tochter. Auch auf dem Bild: die ebenfalls verstorbene Mutter. Dazu schrieb er: „Liebes, ich vermisse dich schon so sehr. Nimm Mama in den Arm und gib ihr einen Kuss von mir“. Und: „Wahre Liebe erniedrigt nicht, enttäuscht nicht, tritt nicht mit Füßen, verrät nicht und verletzt das Herz nicht. Wahre Liebe schreit nicht, schlägt nicht, tötet nicht.“ Die Mutter starb laut Nachrichtenportal stol.it vor rund einem Jahr.
Ermittler fanden die Leiche der jungen Frau am Samstag (18. November), sie galt seit einer Woche als vermisst. Ebenfalls seitdem verschwunden war ihr ehemaliger Freund. Deutsche Polizisten nahmen den Tatverdächtigen am selben Abend in Sachsen-Anhalt fest. Eine Video-Aufnahme seines schwarzen Fiat Puntos hatte erst die Aufmerksamkeit auf den 22-Jährigen gelenkt. In Südtirol fing ihn am Donnerstag (16. November) in Südtirol ein. Es wurde vermutet, dass sich beide ins Ausland absetzen wollten. Bis die Leiche der Studentin an einem Alpensee gefunden wurde.
Fall Giulia Cecchettin: Italienischer Ex-Freund Filippo T. gilt als tatverdächtig
Wer ist der Tatverdächtige? Der mutmaßliche Täter soll der Ex-Freund Giulias sein, der gleichaltrige Ingenieursstudent Filippo T. Wie Giulia stammt auch er aus der Gemeinde Vigonovo (rund 10.000 Einwohner) in der Metropolitanstadt Venedig der Region Venetien. Giulia und Filippo waren eineinhalb Jahre lang ein Paar. Im Sommer kam es jedoch zur Trennung, sie blieben in Kontakt.
Beide hatte sich ersten Erkenntnissen zufolge am Samstagabend, den 11. November, an einem Einkaufszentrum unweit des Wohnortes verabredet. Zeugen gaben später an, sie hätten angeblich einen Streit beobachtet. Laut der italienischen Tageszeitung L’Unione Sarda entdeckten die Ermittler am Freitag (17. November) ein Video von einem Parkplatz im Industriegebiet von Fossò.
Die Gemeinde liegt nur knapp zwei Kilometer von Vigonovo entfernt. Laut des Berichts ist auf dem Video mutmaßlich zu sehen, wie Filippo Giulia zuerst im Auto und dann auf dem Parkplatz brutal schlägt, ehe sie blutend zu Boden geht. Filippo soll die hilflose junge Frau dann in seinen schwarzen Fiat Punto verschleppt haben. Die Ermittler fanden auf dem Parkplatz Blutspuren. Seit Sichtung des Videos lag ein internationaler Haftbefehl gegen Filippo vor. Laut L’Unione Sarda begann eine umfangreiche Suchaktion in Kanälen, Flüssen und Seen zwischen den Regionen Venetien und Friaul.
Fall Giulia Cecchettin: Leiche von italienischer Studentin in Friauler Alpensee entdeckt
Wo fanden die Ermittler und Suchmannschaften die Leiche? Am Samstag (18. November) wurde im See Barcis in den Friauler Dolomiten eine Leiche entdeckt. Anhand der Kleidung konnte diese offenbar schnell als die vermisste Giulia identifiziert werden. Der Stausee befindet sich in den Südlichen Karnischen Alpen, rund 150 Autokilometer von Giulias Elternhaus entfernt.

Die Ermittler gehen laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa davon aus, dass der tatverdächtige Filippo die Leiche am Straßenrand eine Böschung oder eine Klippe herunterwarf. Laut Autopsie war sie da schon tot. Die Leiche soll demnach massive Verletzungen aufgewiesen haben – unter anderem Stiche in Hals und im Kopf.
Vermisstenfall um Giulia Cecchettin: Tatverdächtiger Filippo T. auf A9 in Sachsen-Anhalt festgenommen
Wo erfolgte die Festnahme? Filippo und sein schwarzer Fiat Punto standen wegen des internationalen Haftbefehls über Italien hinaus auf der Fahndungsliste. Die Ermittler nahmen laut Ansa-Informationen an, dass Filippo in Richtung Deutschland flüchten könnte. Offenbar gingen ihm dort der Sprit und das Geld zum Tanken aus.
Wie die sowohl deutsche als auch italienische Medien einstimmig berichtet, meldeten am Samstagabend (18. November) Autofahrer ein unbeleuchtetes Fahrzeug auf dem Standstreifen der Autobahn A9 bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt. Ein Streifenwagen kontrollierte das Fahrzeug demnach gegen 22 Uhr. Dabei habe Filippo sich widerstandslos festnehmen lassen. Er ist aktuell in deutschem Polizeigewahrsam und soll zeitnah einem Haftrichter vorgeführt werden. Es wird erwartet, dass die Staatsanwaltschaft in Venedig eine Auslieferung des Tatverdächtigen nach Italien beantragt.
Fall Giulia Cecchettin: Das Tatmotiv bleibt vorerst unklar
Was war das mutmaßliche Tatmotiv? Weshalb es zu dem vermeintlichen Streit zwischen den beiden ehemals Verliebten in dem Einkaufszentrum gekommen war, ist nicht bekannt. Auch nach einem Motiv für einen mutmaßlichen Mord suchen die Behörden noch. Die italienischen Ermittler schließen eine Beziehungstat nicht aus. Ob es wegen der Trennung zum Streit kam, ist ebenfalls nicht überliefert.
Der Fall weist Parallelen zu einem Vermisstenfall in den USA auf, wo die ebenfalls 22-jährige Gaby Petito im Jahr 2021 spurlos verschwunden war. Kurz darauf verschwand auch ihr Freund. Im Nachhinein kam heraus, dass der Partner die junge Frau getötet hatte. (pm)