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„Letzte Generation“: Was ein Klima-Aktivist im Monat verdient

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Von: Karolin Schäfer

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Aktivisten der „Letzten Generation“ sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Einige von ihnen werden sogar bezahlt – aber nicht für den Protest auf der Straße.

München – Sie kleben sich auf Rollfeldern oder Straßen fest – zuletzt blockierten Aktivisten der „Letzten Generation“ den Verkehr in vielen deutschen Städten. Ihr Ziel: Aufmerksamkeit für die Klimakrise generieren und die Regierung zu entsprechenden Maßnahmen auffordern. Einer von ihnen ist Lars Werner. Er ist von Anfang an dabei und heute im Führungsgremium der Protestbewegung tätig.

Werner kündigte seinen Job in einer psychiatrischen Praxis und ist seit Anfang vergangenen Jahres Vollzeit dabei, berichtete er im Gespräch der Süddeutschen Zeitung. Doch verdient man überhaupt etwas als Aktivist bei der „Letzten Generation“ – und wenn ja: wie viel?

„Letzte Generation“: So viel verdient ein Aktivist im Führungsgremium

„Ich wollte Protestaktionen machen, da konnte ich nicht mehr verlässlich für meine Patienten da sein“, erklärte Werner gegenüber der Zeitung. Seit Herbst 2022 wird er bezahlt: 950 Euro netto verdient der 31-Jährige monatlich, hieß es. Damit gilt Werner zwar als armutsgefährdet, doch offenbar ist er zufrieden. „Das ist meine Berufung“, sagte er. Der Aktivist lebe sparsam, kinderlos und ohne Auto. Gemeinsam mit seiner Freundin – die auch an der Protestbewegung teilnimmt – lebt er in einer günstigen Wohngemeinschaft in Göttingen.

Mit Sekundenkleber haben sich zwei Aktivistinnen der Letzten Generation auf der Fahrbahn in Leipzig festgeklebt.
Mit Sekundenkleber haben sich zwei Aktivistinnen der Letzten Generation auf der Fahrbahn in Leipzig festgeklebt. © Hendrik Schmidt/dpa

Die „Letzte Generation“ finanziert sich in erster Linie über Spenden. Wie der diesjährige Transparenzbericht zeigte, hat die Bewegung im vergangenen Jahr insgesamt 901.832,61 Euro an Spenden erhalten. Davon gelten 10.000 Euro als Darlehen.

„Letzte Generation“: So werden Aktivisten bezahlt

Hinzu kommen etwa 50.000 Euro Fördergelder des Climate Emergency Fund (CEF). Diese Summe erhalte die „Letzte Generation“ allerdings nicht als „direkte Zuwendung“, hieß es in dem Bericht. Die Förderung geht stattdessen an die Initiative „Gemeinnützige Bildungsarbeit zur Unterstützung von Letzte Generation“, eine Mitgliedsorganisation des Wandelbündnisses in Berlin. Diese investiere das Geld in Kooperationen mit den Klima-Aktivisten in Bildungsarbeit, etwa für Vorträge.

Die „Letzte Generation“ selbst stelle keine Menschen ein und bezahle diese nicht für den Protest auf der Straße. Die Anstellungen laufen über das Berliner Wandelbündnis. „Seit September 2022 können wir so Gehälter auszahlen, um zivilen Ungehorsam zu fördern“, zitierte die Süddeutsche Zeitung die Klima-Aktivistin Penelope Frank. Das Gehalt orientiere sich an dem, was man zum Leben benötige. Eine verheiratete Person mit zwei Kindern erhalte demzufolge 1800 Euro netto, ein Alleinstehender maximal 1200 Euro.

„Letzte Generation“: Nicht für „Widerstand auf den Straßen bezahlt“

Auch Lars Werner werde nicht fürs Kleben auf der Straße bezahlt, betonte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Mögliche Geldstrafen für den zivilen Ungehorsam werden ebenfalls nicht übernommen, sondern müssen selbst getragen werden. „Den Protest machen wir in unserer Freizeit“, so Werner. Geld bekomme er für die Bildungsarbeit – also Klima-Vorträge und Workshops.

„Anders als oft behauptet, werden weder bei der Letzten Generation noch bei der genannten Initiative des Wandelbündnisses Menschen für Widerstand auf den Straßen bezahlt“, schrieb die Protestbewegung auf der Webseite. Dies wäre mit dem gemeinnützigen Zweck des Wandelbündnis nicht vereinbar. Bezahlt wird nur ein kleiner Teil der Klima-Aktivisten. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung bekommen 70 Menschen Geld für ihre Arbeit. (kas)

Polarisierende Protestaktionen: Der Verfassungsschutz prüft die „Letzte Generation“ auf Extremismus.

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