Junge Frau kassiert wohl Millionen, weil sie überhaupt auf die Welt kam: „Hätte nie geboren werden dürfen“

Evie Toombes ist gerade einmal 20 Jahre alt und hat schon einen Rechtstreit in Millionenhöhe hinter sich. Die Britin verklagte den Arzt ihrer Mutter, denn sie „hätte nie geboren werden dürfen“
Lincolnshire - Die junge Frau aus dem englischen Lincolnshire verklagte den Hausarzt ihrer Mutter, da dieser ihre Geburt nicht verhinderte. Am Mittwoch folgte das bahnbrechende Urteil des High Court, denn Evie Toombes konnte den Prozess für sich entscheiden. Nun hat sie Anspruch auf Schadensersatz in Millionenhöhe, wie britische Medien berichteten.
Großbritannien: Junge Frau macht Arzt für ihre körperliche Behinderung verantwortlich
Evie Toombes (20) behauptete, der Arzt ihrer Mutter hätte ihre körperliche Behinderung zu verantworten. Die Springreiterin wurde mit Spina bifida (Wirbelspalt, Spaltwirbel) geboren. Die Krankheit tritt auf, wenn sich die Neuralrinne beim Embryo nicht vollständig zum Neuralrohr schließt. Der Wirbelbogenspalt bleibt damit geöffnet, sodass bei betroffenen Kindern an einer Stelle der Rückenmarkskanal offen bleibt. Spina bifida wird deshalb auch gern als „offener Rücken“ bezeichnet, obwohl dieser Ausdruck nicht zutrifft. Der Rücken ist geschlossen. Die Nerven treten aber in einer Blase nach außen, wie es auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Spina Bifida und Hydrocephalus e.V. heißt. Die Krankheit kann vor der Geburt durch einen Arzt entdeckt werden.
Großbritannien: Evie Toombes klagt wegen „unrechtmäßiger Empfängnis“ ihrer Mutter
Evie hat trotz ihrer Krankheit eine Karriere als Springreiterin gemacht. Dennoch behauptet sie, dass ihre Geburt niemals hätte stattfinden dürfen. Im vergangenen Monat verklagte sie deshalb den Arzt ihrer Mutter. Dieser hätte 2001 versäumt, ihrer Mutter Caroline Toombes zu raten, vor der Schwangerschaft lebenswichtige Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Aufgrund der „unrechtmäßigen Empfängnis“ forderte sie Schadensersatz, wie die britische Zeitung DailyMail berichtet.
Die Britin argumentierte, dass ihre Mutter mit der Schwangerschaft gewartet hätte, wenn der Arzt ihr zu Folsäurepräparaten geraten hätte. Durch deren Einnahme könne das Risiko einer Erkrankung des Kindes mit Spina bifida verringert werden. Caroline Toombes hätte mit dieser Erkenntnis womöglich eine Schwangerschaft hinausgezögert und es erst nach Konsumierung der Präparate versucht. Evie wäre damit nie geboren worden.
Schadensersatz in Millionenhöhe: Evie gewinnt Prozess vor Gericht
Am Mittwoch fand nun der Prozess in London statt. Richterin Rosalind Coe entschied sich zugunsten von Evies Recht, sodass die Springreiterin nun eine hohe Entschädigungszahlung beanspruchen darf. Der genaue Betrag werde derzeit noch berechnet, sagten die Anwälte der 20-Jährigen. Dennoch sei man sich einig, dass dieser sehr „hoch“ sein dürfte. Die Summe müsse ausreichend sein, um eine lebenslange Pflege von Evie zu finanzieren, so die DailyMail.
Fahrlässige Beratung von Ärzten kann gerichtliche Folgen haben
Im Urteil zu Evies Fall hieß es auf durch die Richterin: „Unter diesen Umständen wäre es zu einer späteren Empfängnis gekommen, aus der ein normales, gesundes Kind hervorgegangen wäre“. Zudem hätte die Mutter auf Geschlechtsverkehr verzichtet, bis ihr der Arzt den Rat dazu gegeben hätte. Sie sei zu ihm gekommen, um über ihre Familienplanung im Jahr 2001 zu sprechen. Carolina Toombes erzählte der Richterin, dass ihr dazu geraten wurde, "viel Sex" zu haben. Die Einnahme von Folsäure empfand der Arzt aber als nicht notwendig, sofern sie sich vorher gut ernährt hätte.
Die Entscheidung des Gerichtes hat nicht nur für Evie eine große Bedeutung. Mit dem Urteil muss nun ein Angehöriger der Gesundheitsbranche für eine fahrlässige Beratung vor der Empfängnis, die zur Geburt eines Kindes mit einem schweren Gesundheitszustand führt, haften.
Auch Herzogin Meghan klagte neulich vor dem Londoner Gericht. Sie befand sich in einem langwierigen Rechtsstreit mit den Herausgebern der „Mail on Sunday“ und kämpfte für ihr Recht. (ale)