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„Müssen im Winter noch einmal härter eingreifen“ - Drosten rechnet noch jahrelang mit Corona-Maßnahmen

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Von: Martina Lippl

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Virologe Christian Drosten
Virologe Christian Drosten rechnet auch in den kommenden Jahren mit Corona-Maßnahmen. © Kay Nietfeld/dpa

Virologe Christian Drosten rechnet mit Corona-Maßnahmen im Herbst – auch in den kommenden Jahren. Noch fehle es an einer „Gemeinschaftsimmunität“.

München – Die Corona-Pandemie ist für viele bereits abgehakt. Angesichts des Krieges in der Ukraine scheinen Maßnahmen gegen das Coronavirus* unwichtig. Dabei sind die Infektionszahlen in Deutschland im Moment extrem.

Drosten: Corona-Hochinzidenzphase könnte bis Ostern andauern

„Aktuell sind wir auch in einer Hochinzidenzphase. Und das wird bis Ostern so bleiben, wenn man nicht eingreift“, sagte Christian Drosten von der Charité in Berlin in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Wochenzeitung Die Zeit.

Corona im Sommer 2022: Virologe Drosten spricht sich für FFP2-Masken aus

Mit Blick auf den Sommer müsse man das Infektionsgeschehen „wahrscheinlich mit relativ milden Maßnahmen“ kontrollieren. Drosten unterstreicht: „Dabei sind Masken in Räumen weiterhin eines der effizientesten Mittel.“ Junge, dreifach geimpften Menschen könnten sich aber im Sommer wieder frei bewegen und bauten, wenn sie sich infizieren, auch eine Immunität für die Gemeinschaft auf. Und Long Covid sei bei Geimpften deutlich seltener, betont der Virologe. Schon zuvor hatte Drosten im NDR-Podcast Anfang März einen gänzlich sorgenfreien Sommer ausgeschlossen. Und betont, dass das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen sei auf lange Sicht „die effizienteste Maßnahme überhaupt“.

Ernüchternde Prognose für Corona-Winter: Drosten rechnet in den kommenden Jahren noch mit Corona-Maßnahmen

„Im Winter müssen wir sehr wahrscheinlich noch einmal härter eingreifen“, schätzt der Corona-Experte. Der Grund: Die jetzige Immunität würde im Herbst nicht mehr gegen Übertragungen helfen.

Selbst die Corona-Infektionen im Sommer seien für eine „Gemeinschaftsimmunität“ unzureichend. „So viele Infektionen, wie man für eine Gemeinschaftsimmunität wie bei Influenza braucht, kann man in einem Sommer gar nicht haben“, erklärt der Berliner Virologe. „Das wird Jahre dauern, darum wird man auch noch jahrelang mit relativ milden Maßnahmen im Herbst und Winter die Inzidenzen kontrollieren müssen“, so Drosten.

Auffrischungsimpfungen im Herbst für Risikogruppen könnten seiner Ansicht nach das Infektionsgeschehen im Rahmen halten. Impfungen stellten den besten Schutz gegen schwere Erkrankungen dar. Welche weiteren milden Maßnahmen der Wissenschaftler im Sinn hat, führte er weiter nicht aus. Doch, wenn Drosten Masken in Innenräumen im Sommer schon für angebracht hält, sind diese wohl in den kalten Wintermonaten ein effektives Mittel. Zudem betonte der Virologe, dass für Risikopatienten wirksame Medikamente bereits im Herbst bereitgestellt werden müssten.

 „Es ist klug, sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten“

Virologe Christian Drosten

Ob ein Corona-Impfstoff*, angepasst an die Omikron-Variante ausreicht, kann der Wissenschaftler derzeit nicht sagen. Andere neue Varianten könnten eine Rolle spielen. Alles auf Omikron zu setzen, sei keine erfolgreiche Strategie. „Es ist klug, sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten“, so Christian Drosten im Zeit-Interview. Der Virologe weist auf einen entscheidenden Vorteil von Deutschland hin: „Wenn wir auf der Nordhalbkugel in den Sommer gehen, erlebt die Südhalbkugel den nächsten Winter. Wenn dort immer noch Omikron die vorherrschende Variante ist, dann kann man mit einiger Sicherheit die Entscheidung treffen: Wir boostern mit einem an Omikron angepassten Impfstoff, und wir starten die Impfkampagne wieder bei den höchsten Altersgruppen, die besonders gefährdet sind.“

Christian Drosten und Sandra Ciesek steigen beim NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ aus. Das teilte der Berliner Virologe bereits in einer vergangenen Folge mit. Die Corona-Pandemie ist zwar noch nicht vorbei, doch Drosten braucht nach eigenen Angaben mehr Zeit für die Forschung. „Die Leute, die sich nicht dafür interessieren, wird man auch nicht mehr erreichen. Das kann man der Politik überlassen, wie das weiter gehandhabt wird“, sagt Drosten im NDR-Podcast. Es sei nicht daran interessiert, eine Medienfigur zu sein. Die Teilnahme im NDR-Podcast „ist eine Unterstützung in die Pandemie. Und das ist in dieser Form nicht mehr notwendig.“ (ml) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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