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„Monumentales Versagen“ rund um Hochwasser? Katastrophenschutz und DWD melden sich zu Wort

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Die Hochwasser-Katastrophe hat West- und Süddeutschland getroffen. Über 100 Tote sind zu beklagen, einige sind noch vermisst. Waren Politik und Behörden zu blauäugig? Der News-Ticker. 

Update vom 19. Juli, 20.37 Uhr: Bei der intensiven Suche nach Vermissten im stark von der Flutkatastrophe betroffenen Kreis Euskirchen sowie im Rhein-Sieg-Kreis und in Köln wurden keine weiteren Toten gefunden. Das teilte die Kölner Polizei mit. Im Katastrophengebiet blieb die Zahl der Todesopfer zwischen Sonntagnachmittag und Montagvormittag unverändert. In Köln starben zwei Personen, im Rhein-Sieg-Kreis forderte die Flut neun Opfer, im Kreis Euskirchen wurden 26 Tote geborgen.

Am Montag wurde die Suche im teils stark verwüsteten Gebiet fortgesetzt, Rettungskräfte suchen weiterhin nach rund 130 vermissten Personen in den Kreisen. Über 700 Vermisste wurden bereits durch die Beamten telefonisch erreicht

Im Pressebericht berichtete die Polizei über mehrere Notrufe wegen Plünderungen in Bonn, in Euskirchen sowie im Rhein-Sieg-Kreis. Sieben Männer wurden im Zuge dessen festgenommen, jedoch wurden sie kurze Zeit später aufgrund mangelnder Beweise wieder entlassen.

Hochwasser in Deutschland: Expertin spricht von „monumentalem“ System-Versagen

Update vom 19. Juli, 19.57 Uhr: Nach der Hochwasser-Katastrophe in Deutschland kocht eine Debatte über Fehler im Warnsystem hoch. Eine englische Hydrologin sprach gar von einem „monumentalen“ Systemversagen (siehe vorheriges Update). Besonders Innenminister Horst Seehofer geriet in die Kritik - und konterte: „Ich schließe nicht aus, dass wir das ein oder andere verbessern müssen.“ Aber die Warnmeldungen hätten „ohne jedes technische Problem vom Deutschen Wetterdienst und vom europäischen funktioniert“. Für den Katastrophenschutz in Friedenszeiten sei nicht der Bund zuständig, sondern die Länder und die Landkreise.

Diese Meinung teilt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Dessen Präsident Armin Schuster sagte nun, dass man ein „ausgeklügeltes Warnsystem für unsere eigene Zuständigkeit bereithalte: den Verteidigungsfall“.

Solange dieser nicht vorliege, löse der Bund über das System nicht selbst aus, sondern biete es Ländern und Kommunen an, wenn sie warnen wollen. Das sei vergangene Woche „der klassische Fall“ gewesen. „Ich kann Ihnen sagen: Unser Warnsystem hat funktioniert in jedem einzelnen Fall.“ Der Deutsche Wetterdienst, die Hochwasserzentrale und die Kreisbehörden hätten intensiv davon Gebrauch gemacht. 150 Warnmeldungen seien über das System geschickt worden - an Fernseh- und Rundfunkanstalten, an die Warn-Apps.

„Worauf ich keinen Einfluss habe, ist, wie vor Ort mit diesen Warnungen umgegangen wird. Dieses Durchgriffsrecht hat eine Bundesbehörde nicht im Katastrophenfall. Es führen die Länder und das ist, glaube ich, auch gut so. Und es führen die Landkreise. Auch das ist richtig“, sagte Schuster.

Dem stimmt auch der DWD zu. Der Bild sagte DWD-Meteorologe Andreas Friedrich, dass man die Behörden bereits drei Tage vor der Katastrophe gewarnt habe.

Hochwasser in Deutschland: Debatte über Unwetter-Katastrophe - „monumentales“ System-Versagen?

Update 19. Juli, 17.20 Uhr: Mit dem Rückgang der akuten Gefahr in den Hochwassergebieten gewinnt die Debatte über Versäumnisse beim Bevölkerungsschutz an Schärfe. Eine britische Wissenschaftlerin warf den deutschen Behörden „monumentales“ System-Versagen bei der Flutkatastrophe vor. Teile der Opposition im Bundestag richteten heftige Kritik gegen den für Katastrophenschutz zuständigen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Dieser machte sich am Montag unter anderem an der zwischenzeitlich von einem Dammbruch bedrohten Steinbachtalsperre in Nordrhein-Westfalen ein Bild der Schäden. Dort entspannte sich die Lage ebenso wie in den meisten anderen Hochwassergebieten im Westen Deutschlands und etwa in Bayern.

Aus Sicht der Hydrologin Hannah Cloke von der englischen Universität Reading ist in Deutschland viel schiefgegangen. Klare Hinweise, die im Rahmen des europäischen Frühwarnsystems EFAS bereits vier Tage vor den ersten Überschwemmungen herausgegeben worden seien, seien offenbar nicht bei der Bevölkerung angekommen, sagte sie der Zeitung Sunday Times.

Unterdessen entspannt sich die Lage in den deutschen Hochwassergebieten langsam. Strom und Wasser bleiben jedoch knapp.

Hochwasser: Weitere Tote am Montag geborgen - Bund äußert sich über Soforthilfe

Update 19. Juli, 15.25 Uhr: Für die von den jüngsten Überschwemmungen betroffenen Regionen soll es einem Bericht zufolge eine Soforthilfe von Bund und Ländern in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro geben. Dabei steuere der Bund 200 Millionen bei, die anderen 200 Millionen übernähmen die betroffenen Bundesländer, berichtet die Rheinische Post (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte am Wochenende von „deutlich mehr als 300 Millionen Euro“ gesprochen.

Bei Bedarf könnten die Mittel über 400 Millionen Euro hinaus aufgestockt werden, hieß es nun aus Regierungskreisen. Die Soforthilfe soll demnach Teil eines Maßnahmenpakets rund um die Unwetterkatastrophe sein, mit dem sich der bisherigen Planung zufolge am Mittwoch das Bundeskabinett befasst.

Update 19. Juli, 14.56 Uhr: Am fünften Tag nach dem verheerenden Unwetter sind in Rheinland-Pfalz noch immer Tote geborgen worden. Ihre Zahl stieg von Sonntag auf Montag um 7 auf 117. Die Polizei rechnet mit weiteren Toten. „In welchem Ausmaß, können wir nicht sagen“, berichtete Polizeisprecher Lars Brummer in Koblenz. Wie viele Menschen vermisst würden, sei immer noch unklar, weil die Handy- und Telefonnetze noch immer nicht überall funktionierten. Zudem konnten noch nicht alle Meldungen abgeglichen werden.

Aufnahme der vom Hochwasser gezeichneten Region Altenahr in Rheinland-Pfalz
Aufnahme der vom Hochwasser gezeichneten Region Altenahr in Rheinland-Pfalz. © Hannes P. Albert/imago-images

Hochwasser in Deutschland: Leichtes Aufatmen in Bayern nach Unwetter-Ausmaß

Update 19. Juli, 13.08 Uhr: Nach der Hochwasser-Katastrophe im Südosten Bayerns atmen die Menschen etwas auf. „Wir sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt“, sagte am Montag ein Sprecher der Feuerwehr Berchtesgaden. Auch die Bundeswehr half mit rund 100 Kräften, Häuser und Straßen von Schlamm, Erde und Geröll zu befreien. Nach heftigen Unwettern mit Starkregen waren manche Orte in der beliebten Urlaubsregion rund um Watzmann und Königssee von Wasserfluten und Erdrutschen regelrecht verwüstet worden.

Auch in der Dreiflüsse-Stadt Passau hatte man sich auf Schlimmeres eingestellt. Donau und Inn stiegen jedoch nicht so stark an, wie befürchtet. Am Montag sank dort der Wasserstand der Donau von Stunde zu Stunde und lag um 11.45 Uhr bei 8,03 Metern, weit unterhalb der höchsten Hochwasserwarnstufe von 8,50 Metern.

Update 19. Juli, 11.54 Uhr: Während sich die Lage in den Hochwassergebieten beruhigt, nimmt die politische Debatte über Folgen für Katastrophen- und Klimaschutz Fahrt auf. Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, sprach sich dafür aus, dass der Bund eine größere koordinierende Rolle bei überregionalen Katastrophen wie Fluten oder Waldbränden bekommt. „Der zweite Punkt ist, dass wir Klimaanpassungsmaßnahmen brauchen“, sagte sie in der ARD. Auch CSU-Chef Markus Söder forderte in der Sendung hierbei mehr Anstrengungen: „Wir brauchen schon einen Klima-Ruck in Deutschland.“ Kritik am Bevölkerungsschutz gibt es zudem etwa von der FDP.

Hochwasser in Deutschland: Baerbock fordert „Instanz, die alle Kräfte bündelt“

Im Spiegel sagte Baerbock: „Hilfe funktioniert nur, wenn alles ineinander greift. Dafür braucht es eine Instanz, die alle Kräfte bündelt, die schnellstmöglich aus ganz Deutschland oder EU-Nachbarstaaten Hubschrauber oder Spezialgeräte zusammenzieht.“ Sie sprach von einer schnelleren Koordinierung der verschiedenen Ebenen und Akteure. Das gelte insbesondere für Ereignisse, die mehrere Bundesländer betreffen oder nicht mehr durch die regionalen Einsatzkräfte bewältigt werden könnten. „Dazu muss das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit einer Zentralstellenfunktion ausgestattet werden, wie wir sie in der Polizeiarbeit vom Bundeskriminalamt kennen.“

Unterdessen ist nach einem unangebrachten Auftritt im Krisengebiet eine neuerliche Diskussion um Armin Laschet entbrannt.

Update 19. Juli, 09.39 Uhr: Die Zahl der Todesopfer in Deutschland ist mittlerweile auf fast 160 gestiegen. Während die Wassermassen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zurückgingen und Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, verursachten heftige Regenfälle in Südostbayern, in der Sächsischen Schweiz und in Österreich weitere Überschwemmungen und Erdrutsche. Der Damm bedrohten Steinbachtalsperre in Nordrhein-Westfalen hat den Wassermassen bis zum Montagmorgen standgehalten. Beim Kontrollflug eines Hubschraubers der Bundespolizei seien keine Risse festgestellt worden.

Die Zahl der Todesopfer nach den verheerenden Überschwemmungen im Kreis Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) ist unterdessen auf 117 gestiegen. Zudem seien mindestens 749 Menschen verletzt worden, so eine Polizeisprecherin. Wie viele Menschen noch vermisst werden, ist unklar.

Erfstadt: Keine Entwarnung - Suche nach Vermissten läuft

Update 19. Juli, 08.32 Uhr: Noch gibt es keine Entwarnung in Erfstadt: In der vom Hochwasser besonders stark geschädigten Stadt im nordrhein-westfälischen Regierungsbezirk Köln bildet die Abbruchkante auch weiterhin ein Risiko. Zwar sei die Kiesgrube hinter dem Ortsteil Blessem weiträumig abgesperrt, sagte die Bürgermeisterin der nordrhein-westfälischen Gemeinde, Carolin Weitzel, am Montag im „Morgenmagazin“ von WDR 2. „Ein weiteres Nachrutschen von Erdmassen ist jedoch jederzeit möglich.“ Die betroffenen Stadtteile würden permanent mit Drohnen überwacht.

Gleichzeitig liefen geologische Untersuchungen. „Sobald der Ort als begehbar eingestuft wird, beginnen Prüfungen der Statik“, sagte Weitzel. Im Ortsteil Blessem besteht in der Nähe der Abbruchkante akute Lebensgefahr. Unter Hochdruck und Einsatz sämtlicher verfügbarer Ressourcen laufe auch die Suche nach Vermissten, berichtete die Bürgermeisterin. Im Einsatz mit den Rettungskräften vor Ort seien Roboter, Sonargeräte, Drohnen und Suchhunde. Schwerpunktmäßig würden jetzt Liegenschaften in Blessem und die Bundesstraße 265 untersucht.

„Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, sagte Weitzel. Am meisten gebraucht würden nun Geldspenden und möblierte Unterkünfte. Wer helfen möchte, findet Kontakte auf der Homepage der Stadt. Die Bürgermeisterin äußerte ihr tiefes Mitgefühl mit allen Opfern und Betroffenen: „Ich fühle intensiv mit.“

In Erftstadt immer noch akute Gefahr an Abbruchkante

Update 18. Juli, 20.03 Uhr: In Erftstadt-Blessem besteht nach Einschätzung von Experten in der Nähe einer Abbruchkante weiterhin akute Lebensgefahr. Das teilte Landrat Frank Rock nach einem Gespräch mit den Fachleuten vor Ort am Sonntag mit. Die Stabilität des Untergrunds nach der Unwetterkatastrophe in dem besonders betroffenen Stadtteil müsse weiterhin überprüft werden. Eine abschließende Einschätzung sei noch nicht möglich.

In Blessem war durch die Fluten ein riesiger Krater entstanden, mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg
stürzten ein. Der Ortsteil war evakuiert worden. Die Behörden sprachen ein Betretungsverbot aus. „Angesichts der Zerstörung in Teilen des Ortes, grenzt es an ein Wunder, dass wir bisher keine Todesopfer zu beklagen haben. Das ist ein Stück weit erleichternd. Gleichwohl müssen wir mit Hochdruck an einer Perspektive für die Bewohner arbeiten, die verständlicherweise schnellstmöglich wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren möchten“, so Rock.

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Erftstadt ist besonders stark von der Hochwasser-Katastrophe betroffen. © David Young/dpa

Mobilfunknetze Schritt für Schritt wieder zurück - Vermisste konnten erreicht werden

Update 18. Juli, 19.01 Uhr: Das Ausmaß der Zerstörung ist schockierend in den Hochwasser-Gebieten. Auch einige Handymasten und andere Anlagen wurden weggerissen oder die Stationen gingen wegen Strommangels vom Netz. Die flutbedingten Funklöcher werden aber kleiner. Deutschlands drei Mobilfunk-Netzbetreiber kommen beim Wiederaufbau ihres Netzes in den Hochwasser-Katastrophengebieten voran. Von den rund 150 betroffenen Stationen seien inzwischen wieder zwei Drittel in Betrieb, sagte ein Sprecher des Netzbetreibers Telefónica (o2) am Sonntag. Von der Deutschen Telekom hieß es, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der 130 ausgefallenen Mobilfunkstandorte wieder am Netz seien. Bei Vodafone waren am Sonntag noch ein Sechstel der Mobilfunkstationen in den deutschen Hochwasser-Katastrophengebieten nicht am Netz, wie ein Firmensprecher berichtete.

In den meisten Fällen waren die Antennen der Netzbetreiber ausgefallen, weil die Stromversorgung unterbrochen war. „Viele der
noch ausgefallenen Stationen befinden sich an Orten, die noch nicht wieder zugänglich sind“, sagte der Telefónica-Sprecher. Es seien vier mobile Stationen im Einsatz, zehn weitere stünden bereit.

Lichtblick nach schweren Unwetter: Polizei erreicht über 700 Vermisste in NRW

Das erleichtert auch die Suche nach Vermissten: In Nordrhein-Westfalen hat die Polizei mehr als 700 Vermisste inzwischen telefonisch erreicht. Damit sei eine Vielzahl der Vermisstenmeldungen, die bei der Polizei Köln eingegangen waren, aufgeklärt worden, teilte die Polizei am Sonntag mit.

Verwüstung durch Hochwasser auch in Bayern

Update vom 18. Juli, 7 Uhr: Schwere Unwetter hatten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, über 150 Menschen starben. Danach traf es Bayern: Der Landkreis Berchtesgadener Land rief nach sintflutartigen Regenfällen den Katastrophenfall aus. Am Sonntag will Bundeskanzlerin Angela Merkel die am schwersten getroffenen Gebiete in der Eifel besuchen.

Merkel werde sich in der Gemeinde Schuld, die besonders getroffen wurde, ein Bild der Lage machen, wie die Staatskanzlei in Mainz mitteilte. Im Anschluss ist ein Pressestatement (14.30 Uhr) in Adenau geplant - gemeinsam mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und weiteren rheinland-pfälzischen Ministern.

Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler: Zahl der Toten erhöht sich auf 110

Nach der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Reinland-Pfalz hat sich die Zahl der Todesopfer bis Sonntagmorgen auf 110 erhöht. Ebenso wurden 670 Personen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Zahl der Toten und Verletzten könnte sich aber weiter erhöhen. In einer Vielzahl der umliegenden Gemeinden gibt es auch weiterhin weder Strom noch Telefonempfang. Ebenso sind weiterhin eine Vielzahl der Straßen im Ahrtal gesperrt.

Flut auch in Bayern - Land unter im Berchtesgadener Land und Traunstein

Update 17. Juli, 22.51 Uhr: Die Hochwasser breiten sich aus: Nicht nur in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist Land unter: Nun kommt es auch in Bayern zur Flut. Im Südosten des Freistaats, im Berchtesgadener Land und in Traunstein, haben Unwetter zu Überflutungen geführt.

Nach Eklat im Hochwassergebiet: Laschet entschuldigt sich für Lach-Vorfall

Update vom 17. Juli, 20.16 Uhr: Reaktion von Armin Laschet: Zu dem Lach-Vorfall im nordrhein-westfälischen Erftstadt hat sich nun auch Unions-Kanzlerkanzlerkandidat Laschet auf Twitter geäußert. „Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben“, schrieb der NRW-Ministerpräsident. „Umso mehr bedauere ich den Eindruck, der durch eine Gesprächssituation entstanden ist. Dies war unpassend und es tut mir leid.“

Aufatmen in Trier-Ehrang: Großteil der von der Flut betroffenen Häuser leergepumpt

Update vom 17. Juli, 20.03 Uhr: Erstes Aufatmen in Tier: In dem vom Hochwasser massiv betroffenen Trierer Stadtteil Ehrang sind die Aufräumarbeiten ein gutes Stück vorangekommen. „Den Feuerwehren und dem THW gelang es, rund 650 von 700 betroffenen Häuser leer zu pumpen“, teilte die Stadt am Samstagabend mit. Derzeit werde davon ausgegangen, dass keines der Häuser einsturzgefährdet sei, diese Einschätzung könne sich aber noch ändern.

In Trier-Ehrang war am Donnerstag die Kyll über die Ufer getreten und hatte große Teile des Stadtteils überschwemmt. Etwa 1000 Einwohner waren nach Angaben der Stadt Trier in Sicherheit gebracht worden. Zudem mussten ein Altenheim und ein Krankenhaus evakuiert werden. Am Samstag konnten die ersten Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.

„Bin sprachlos“: Während Steinmeier über Flut-Opfer spricht, lacht Laschet im Hintergrund

Update vom 17. Juli 2021, 19.11 Uhr: Ein in den Online-Netzwerken kursierendes Video sorgt aktuell für Empörung. Im Hintergrund: Ein lachender NRW-Ministerpräsident Laschet – beim Besuch im vom Unwetter schwer getroffenen Erftstadt. Die SPD reagierte empört.

„Ich bin wirklich sprachlos“, schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Samstag auf Twitter. Dazu verlinkte er auf ein dort kursierendes Video. Darauf zu sehen: Ein sichtlich mitgenommener Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der den Betroffenen in dem Katastrophengebiet Solidarität und Hilfe zusichert – und ein im Hintergrund gemeinsam mit anderen Anwesenden lachender Unions-Kanzlerkandidat

Auch SPD-Vizechef Kevin Kühnert reagierte auf die Momentaufnahme: Und nannte es „eine Frage des Charakters“. Steinmeier und Laschet hatten sich zuvor ein Bild von der Lage im schwer getroffenen Ort gemacht. Beide dankten den Einsatzkräften. Der Ministerpräsident versprach, das Land Nordrhein-Westfalen werde „alles dafür tun“, um Direkthilfe für die Betroffenen zu organisieren.

Mit Schlauchboot und Schwimminsel auf der Ruhr gekentert

Update vom 17. Juli 2021, 18.49 Uhr: Sie machten sich einen Spaß aus dem Hochwasser: Die Polizei im Hochsauerland prüft ein Ermittlungsverfahren gegen vier Männer, die am Samstag mit Schlauchbooten und Schwimminseln auf der Hochwasser führenden Ruhr gekentert sind. Die Männer im Alter von 23 bis 28 Jahren hätten sich an Bäumen festhalten und mit eigener Kraft ans Ufer retten können, berichtete die von einem Zeugen alarmierte Polizei. „Für solche Aktionen haben wir keinerlei Verständnis“, hieß es in ihrer Mitteilung.

Steinmeier und Laschet in Erftstadt: „Ihr Schicksal zerreißt uns das Herz“

Update vom 17. Juli 2021, 15.08 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident besuchten Samstagmittag Erftstadt. Die Stadt westlich von Köln war besonders schwer von Sturzflut und Hochwasser getroffen worden.

„Wir trauern mit denen, die Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder verloren haben. Ihr Schicksal zerreißt uns das Herz“, sagte Steinmeier. „Viele haben alles verloren, was sie sich ihr Leben lang aufgebaut haben“. Er dankte den Einsatzkräften und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltungen, die die Einsatzleitung geschultert hätten. Viele hätten „bis zur Erschöpfung und jenseits davon gearbeitet“, sagte Steinmeier am Samstag bei einem Besuch im nordrhein-westfälischen Katastrophengebiet an der Erft.

„Das Wasser geht zurück, aber möglicherweise wird es in den nächsten Tagen sichtbar werden, welche Schäden bleiben“, sagte der Bundespräsident. Er mahnte: Die Menschen vertrauten darauf, dass die Solidarität auch dann bestehen bleibe, wenn das Thema nicht mehr die Schlagzeilen dominiere.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat bei seinem Besuch in Erftstadt das Hochwasser als „Jahrhundertkatastrophe“ bezeichnet. Er versprach Direkthilfe für die vom Hochwasser betroffenen Menschen. Es werde „sehr unbürokratisch Geld ausgezahlt“, sagte der Unions-Kanzlerkandidat. Danach werde man zusammen mit dem Bund „strukturell“ den Städten helfen müssen, den Wiederaufbau zu bewerkstelligen.

Bundeskanzlerin Merkel und Innenminister Seehofer wollen Katastrophengebiete besuchen

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Die Luftaufnahme zeigt den vom Ahr-Hochwasser überfluteten Ortsteil Altenburg. © TV7/dpa

Update vom 17. Juli 2021, 13.34 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Sonntag die vom Hochwasser betroffenen Gebiete in Rheinland-Pfalz besuchen. Dies bestätigte die Staatskanzlei in Mainz am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Details würden noch geklärt.

Am Montag will Bundesinnenminister Horst Seehofer die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz besuchen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird er unter anderem mit Verantwortlichen des Technischen Hilfswerks (THW) in Euskirchen und Ahrweiler sprechen. Geplant ist zudem ein Besuch in Einrichtungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das dem Innenministerium untersteht.

Rheinland-Pfalz: In Trier beginnen die Aufräumarbeiten

Update vom 17. Juli 2021, 11.42 Uhr: „Da stapeln sich die Berge von Sperrmüll“ – In dem vom Hochwasser massiv betroffenen Trierer Stadtteil Ehrang sind nach der Flut die Aufräumarbeiten in vollem Gang. Erste Anwohner gingen zurück in die Häuser. „Wer da geschlafen hat, hatte kein Wasser und keinen Strom“, so ein Sprecher der Stadt. Betroffen sind der Stadt zufolge 670 Häuser, bei denen im Keller und Erdgeschoss fast alles zerstört wurde.

In Trier-Ehrang war am Donnerstag die Kyll über die Ufer getreten und hatte große Teile des Stadtteils überschwemmt. Nach Angaben des Sprechers schwoll der Wasserstand des kleinen Flüsschens von knapp einem auf bis zu acht Meter an. Etwa 1000 Einwohner waren nach Angaben der Stadt Trier in Sicherheit gebracht worden. Zudem mussten ein Altenheim und ein Krankenhaus evakuiert werden.

Dammbruch der Rur im nordrhein-westfälischen Wassenberg

Update vom 17. Juli 2021, 11.06 Uhr: Nach dem Bruch eines Damms der Rur und einer Evakuierung steht im nordrhein-westfälischen Wassenberg der Stadtteil Ophoven teilweise unter Wasser. Dies teilte ein Feuerwehrsprecher am Samstag mit. Etwa 700 Bewohner von Ophoven an der Grenze zu den Niederlanden hatten in der Nacht ihre Häuser verlassen müssen.

Es sei für die Bürger nach wie vor gefährlich, sich in dem Gebiet aufzuhalten, hieß es weiter. „Durch hohe Wasserstände verursachte Gefährdungen können nicht ausgeschlossen werden“, teilte auch die Stadt mit. Wer nicht in der Lage sei, seine Wohnung selbstständig zu verlassen, solle über eine Hotline um Hilfe bitten.

Der Pegelstand des Wassers stagniere, teilte die Stadt mit. Weiterhin gefährdet sind die Stadtteile Effeld und Steinfeld. Die Vorwarnung einer möglichen Evakuierung bleibe dort bestehen. Wie groß der Schaden durch den Dammbruch ist, ist bislang noch nicht bekannt.

Hochwasser-Katastrophe in Westdeutschland: mehr als 130 Todesopfer

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Erftstadt ist besonders stark von der Hochwasser-Katastrophe betroffen. © David Young/dpa

Erstmeldung vom 17. Juli 2021: Ahrweiler - Die Hochwasser-Katastrophe hat Deutschland hart getroffen, die Zahl der Todesopfer in NRW und Rheinland-Pfalz steigt auch an Tag drei weiter an. In den Trümmern und Ruinen der Katastrophengebiete im Westen werden immer mehr Opfer der Hochwasser-Katastrophe entdeckt. Die Zahl der Toten stieg bis zum Samstagmorgen auf mehr als 130. Allein im Großraum Ahrweiler belaufe sich nach Angaben der Polizei die Zahl der Todesopfer auf über 90. Es sei zu befürchten, dass noch weitere hinzukämen, teilte die Polizei Koblenz mit. Insgesamt liege dem Polizeipräsidium die Meldung über 618 Verletzte vor. Auch diese Zahl könne sich noch weiter erhöhen.

Hochwasser in NRW: 43 Todesopfer

Nach Angaben des NRW-Innenministeriums gab es landesweit mindestens 43 Todesopfer und viele Verletzte. Eine besonders dramatische Lage hatte sich in Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln ergeben: Dort kam es zu gewaltigen Erdrutschen, es bildeten sich Krater im Erdreich, drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein. Bislang gibt es aber keine bestätigten Todesopfer. Da die Arbeiten der Rettungskräfte aber noch in vollem Gange seien, könne man nicht ausschließen, noch Todesopfer zu finden, sagte ein Kreissprecher am Samstagmorgen der Deutschen Presse Agentur.

Tausende Rettungskräfte in Rheinland-Pfalz sind weiterhin im Einsatz

Auch in der Rheinland-Pfalz gehen die Such- und Rettungsarbeiten weiter. Noch immer sind Tausende Rettungskräfte in der Eifel, wo in der Nacht zum Donnerstag die Wassermassen ganze Orte verwüstet hatten. Einen Feuerwehrmann hatten die Wassermassen in Hagen mitgerissen. Anwohner konnten den Feuerwehrmann aus den Fluten retten.

Laut Frühwarnprognose des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz verringerte sich die Hochwassergefahr zuletzt. In vielen Ortschaften fiel weiterhin das Strom- und Telefonnetz aus.

Meldung von Vermissten:

Angehörige, Freunde oder Bekannte, die jemanden vermissen, können sich unter der Rufnummer 0800 6565651 bei der Polizei melden.

Im nordrhein-westfälischen Wassenberg an der Grenze zu den Niederlanden wurde nach dem Bruch eines Damms der Rur der Stadtteil Ophoven evakuiert. Rund 700 Anwohner waren davon betroffen.

Bundespräsident Steinmeier und Armin Laschet wollen Erftstadt besuchen

Am Samstagmittag will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Erftstadt besuchen und in der Feuerwehrleitzentrale mit Rettungskräften sprechen. Bundeskanzlerin Angela Merkel plant einen baldigen Besuch in der schwer verwüsteten Region in Rheinland-Pfalz. (dpa/jsch)

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