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Das ermordete Mädchen aus Schwaben: Hunderte bei Beerdigung von Ece S. - „Vertrauen zerstört“

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Von: Johannes Welte

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Der Friedhof konnte die Menge der Trauernden nicht fassen
Die Beerdigung der 14-jährigen Ece S. auf dem Friedhof von Illerkirchberg © Hüseyin Şenol

Die Klagerufe der Mutter schallten über die Friedhofsmauer: Am Mittwoch wurde im schwäbischen Illerkirchberg die 14-jährige, getötete Ece S. beerdigt.

Eces Sarg war mit einer Polizeikolonne von Ulm nach Illerkirchberg gebracht worden. Über 2000 Trauergäste fanden kaum Platz auf dem Friedhof. Ein Geistlicher der alevitischen Gemeinde Ulm sagte: „Wir sprechen nicht von Tod, sondern von der Erneuerung der Hülle.“ Die Aleviten sind eine mit dem Islam verwandte Glaubensgemeinschaft aus Anatolien. Schon am Vortag war im Gebetshaus in Ulm getrauert worden.

Getötete Ece S. von Illerkirchberg: Mutter appelliert am Grab ihrer Tochter

Eces Mama Nuray mahnte die Freunde am Grab: „Bitte seid alle immer respektvoll, liebevoll zueinander. Dann wird die Welt besser.“ Der türkische Botschafter in Deutschland, Ahmet Basar Sen, Ulms OB Gunter Czisch sowie der Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov waren bei der Beerdigung.

Die getötete Ece S. wurde in Illerkirchberg bei Ulm auf dem Weg zur Schule erstochen, ein Asylbewerber aus Eritrea (27) sitzt als Tatverdächtiger in Haft. Eine Freundin der Toten verlas am Grab eine Botschaft an die Tote: „Liebe Ece, wir hoffen, du hörst das. Ich muss immer daran denken, wie ich dir Gute Nacht gesagt habe.“ Dann wurde die tote Ece im Tuch zu Grabe gelassen.

Die 14-jährige Ece S. wurde auf dem Schulweg von einem tatverdächtigen Asylanten erstochen
Die 14-jährige Ece S. wurde auf dem Schulweg von einem tatverdächtigen Asylanten erstochen. © Privat

Illerkirchberg: Bundestagsabgeordnete spricht über Tod und politische Debatte

Auch die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz (Grüne) aus Senden bei Neu-Ulm war beim Begräbnis. „Ich kannte schon Eces Großvater, er war Gemüsehändler,“ sagt sie der Neu-Ulmer Zeitung. Er war vor Jahrzehnten mit seiner Frau nach Bayern ausgewandert. Deligöz ist auch Mitglied der alevitischen Gemeinde. „Es ist ein Kind von uns gegangen“, sagt sie. „Ich als Mutter denke, der Schulweg müsste der sicherste Ort der Welt sein.“

Die Mutter habe Ece noch hinterher gewunken und dann die Schreie gehört. Deligöz: „Da wurde Vertrauen zerstört, es gibt Angst und Verzweiflung. Es ist aber schwierig politische Debatten (Kommentar) auf dem Rücken dieses Kindes zu führen.“ Der Rechtsstaat funktioniere. Eligöz: „Wir sollten uns nicht von Hass leiten lassen. Die Familie hat schon so viel Leid erfahren müssen.“

Boris Palmer hat sich via Facebook zu dem Mädchenmord geäußert. Weil er in diesem Zuge Werbung für sein Buch machte, kassierte er einen Shitstorm.

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