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Schwere Proteste in Libyen – gegen die, die „Tod und Zerstörung in die Stadt gebracht haben“

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Seit der schweren Flutkatastrophe in Libyen haben tausende Menschen keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser. Die Lage in den Überschwemmungsgebieten ist weiter alarmierend.

Darna – Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen wird die Kritik an der Regierung immer lauter. Gerade in der besonders hart getroffenen Küstenstadt Darna wächst die Wut auf die Politik.

Das Sturmtief „Daniel“ hatte am Sonntag vergangener Woche heftige Überschwemmungen im Osten Libyens angerichtet. Der Einsturz zweier Dämme hatte eine gewaltige Sturzflut ausgelöst und Tausende von Menschen das Leben gekostet. Die Wucht, mit der die Wassermassen durch ein ausgetrocknetes Flussbett schossen, war mit der eines Tsunamis vergleichbar.

Rettungskräfte arbeiten in Derna, Libyen.
Proteste in Libyen: Menschen fordern nach schweren Flutkatastrophe Konsequenzen © Hamza Turkia/ dpa

Proteste in Libyen: Kritik an Politik werden immer lauter

Eine Woche nach der Flutkatastrophe mit tausenden Toten haben sich hunderte Menschen am Montag (18. September) vor der großen Moschee der 100.000-Einwohner-Stadt versammelt und dafür demonstriert, dass die Verantwortlichen für die Katastrophe in Rechenschaft gezogen werden. Die Protestierenden forderten die Einrichtung eines UN-Büros in Darna, den unverzüglichen Wiederaufbau der zerstörten Stadt und eine Entschädigung für die von der Katastrophe betroffenen Einwohner.

„Diejenigen, die in der Stadt überlebt haben, in dem, was von der Stadt übrig geblieben ist, gegen diejenigen, die Tod und Zerstörung in die Stadt gebracht haben“, kommentierte der Experte Anas el-Gomati den Protest im Onlinedienst X (vormals Twitter).

Lage in Libyen weiter dramatisch – Verunreinigungen bereiten massive Probleme

Die Lage in den Überschwemmungsgebieten in Libyen ist weiter dramatisch. Nach den jüngsten Zahlen des Gesundheitsministeriums im Osten Libyens kamen allein in Darna mindestens 3283 Menschen ums Leben, die Zahl der Vermissten ist laut noch immer sehr hoch. Der UN-Unterstützungsmission für Libyen (UNSMIL) zufolge wurden rund 30.000 Einwohner durch die Katastrophe obdachlos.

Vor allem verunreinigtes Wasser und der Mangel an Sanitäreinrichtungen bereiten massive Probleme. Es drohe „eine zweite verheerende Krise“, warnte die UN-Unterstützungsmission am Montag. Auch die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) warnte eindringlich vor einer sich „rasch ausweitenden Gesundheitskrise“. Tausende Menschen hätten keinen Zugang zu sauberem und sicherem Trinkwasser. Internationale Helfer in Libyen sprechen von einer „katastrophalen humanitären Lage“ sowie chaotischen Zuständen. Die Sorge vor einem möglichen Ausbruch der Magen-Darm-Krankheit Cholera wächst.

Politische Situation in Libyen verhindern zügige Entwicklung des Landes

In Libyen herrschen seit dem Sturz und gewaltsamen Tod von Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos und Gewalt, bewaffnete Milizen und ausländische Söldner bekämpfen sich. Die Sicherheitslage ist laut Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) noch unbeständig.

Seit März 2022 konkurrieren zwei Regierungen um die politische Macht: die von der UNO anerkannte Übergangsregierung in der Hauptstadt Tripolis im Westen und die Gegenregierung im Osten. Die Gegenregierung wird vom dort ansässigen Parlament und dem mächtigen General Chalifa Haftar unterstützt. Geplante Wahlen wurden wiederholt verschoben. (viwe/dpa)

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