Nach Flutkatastrophe in Libyen: Angst vor Cholera-Ausbruch wächst – Wasser durch Kadaver verschmutzt
Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen kommt eine neue Gefahr auf das Land zu. Bereits 55 Kinder erkrankten an der tödlichen Krankheit Cholera.
Bengasi – Ganze Viertel wurden von den starken Überschwemmungen in Libyen zerstört. Bislang wird von 18.000 bis 20.000 Todesopfern ausgegangen. Der Ausbruch von Cholera könnte diese Zahl weiter in die Höhe treiben.
Überschwemmungen in Libyen – Sorge vor Ausbruch von Cholera
Internationale Helfer in Libyen sprechen von einer „katastrophalen humanitären Lage“ sowie chaotischen Zuständen in Libyen. Diese sollen vor allem in der teilweise zerstörten Stadt Darna im Osten des Landes mehr als problematisch sein. In dem Bürgerkriegsland steigt die Sorge vor einem möglichen Ausbruch der Magen-Darm-Krankheit Cholera. Bereits Dutzende Kinder seien durch verschmutztes Wasser erkrankt, berichtet der Leiter des Nationalen Zentrums für Krankheitsbekämpfung.

Wie die Organisation Ärzte ohne Grenzen am Freitagabend schrieb, sei es immens wichtig, „die Hilfe zu koordinieren.“ Der Mangel an sauberem Wasser begünstigt einen Ausbruch von Cholera. Deshalb benötigen die Überlebenden Unterkünfte, Nahrung und eine medizinische Grundversorgung – das erklärte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffith. Mehr als problematisch sei Grundwasser in Darna, das mit Leichen, Tierkadavern, Müll und chemischen Substanzen verschmutzt ist.
So gefährlich kann Cholera im Bürgerkriegsland Libyen werden
Gesundheitsminister Ibrahim Al-Arabi warnte die Menschen dringend davor, „sich den Brunnen in Darna zu nähern.“ Die 55 bisher an Cholera erkrankten Kinder stammten aus Familien, die durch die zerstörten Wassermassen vertrieben wurden. „Nach einer solchen Katastrophe machen wir uns wirklich Sorgen über Krankheiten, die sich über kontaminiertes Trinkwasser ausbreiten“, sagte die Koordinatorin für medizinische Einsätze bei Ärzte ohne Grenzen, Manoelle Carton.
Cholera ist eine hoch ansteckende, akute Magen-Darm-Infektion, die durch Cholera-Bakterien hervorgerufen wird. Bei der Erkrankung treten schwere Durchfälle sowie Erbrechen und in der Folge ein hoher Flüssigkeitsverlust auf. Vier Millionen Menschen erkranken laut Ärzte ohne Grenzen jährlich an Cholera. 140.000 Menschen sterben pro Jahr daran – Cholera kann innerhalb weniger Stunden tödlich verlaufen. Ärzte ohne Grenzen berichtet zusätzlich von einer Vielzahl an Menschen, die psychische Unterstützung benötigen: „Alle bitten darum, Menschen auf der Straße, Ärztinnen und Ärzte, Menschen, die Schreckliches gesehen haben und Leute, die ihre Familie verloren haben.“