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Millionenbetrug um Krebsmedikamente: Wie weitreichend ist der Pharmazie-Skandal?

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Das Pharmaunternehmen ZytoService soll in einen Millionenbetrug um die Verschreibung von Krebsmedikamenten verwickelt sein (Symbolbild)
Das Pharmaunternehmen ZytoService soll in einen Millionenbetrug um die Verschreibung von Krebsmedikamenten verwickelt sein (Symbolbild). © Arne Dedert/dpa

Das Geschäft mit Arzneimitteln gegen Krebs-Krankheiten ist ein lukratives Geschäft. In Hamburg wird gegen Verdächtige ermittelt, die im großen Stil betrogen haben sollen.

Update vom 18. Dezember 2019, 7.21 Uhr: Die Ermittlungen wegen des Verdachts des Abrechnungsbetrugs mit Krebsmedikamenten in Millionenhöhe gehen weiter. Nachdem Hunderte Polizisten am Dienstag Dutzende Räumlichkeiten von Firmen und Privatpersonen in und um Hamburg durchsucht haben, wird die Auswertung einige Zeit dauern. „Es wurde ganz umfangreiches Beweismaterial zur Durchsicht sichergestellt, Geschäftsunterlagen, Datenträger und Dokumente“, sagte Staatsanwältin Liddy Oechtering der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir gehen davon aus, dass es Tage beziehungsweise Wochen dauern wird alles auszuwerten“, ergänzte sie. Für Mittwoch kündigte sie eine Pressemitteilung an. Die Ermittlungen richteten sich gegen 14 Beschuldigte, darunter neun Ärzte, drei Apotheker und zwei Geschäftsführer von Pharmafirmen. Im Zentrum der Ermittlungen stehe ein Hamburger Hersteller von Zytostatika, die zur Chemotherapie von Krebspatienten verwendet werden.

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Millionen-Betrug mit Krebs-Medikamenten - Razzia bei Ärzten und Apothekern

Ursprungsmeldung vom 17. Dezember 2019: Hamburg - Wegen des Verdachts des Abrechnungsbetrugs mit Krebsmedikamenten haben hunderte Polizisten am Dienstagmorgen 47 Objekte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen durchsucht. 

Darum geht es beim Abrechnungsbetrug mit Krebsmedikamenten 

Die Ermittlungen richteten sich gegen 14 Beschuldigte, darunter neun Ärzte, drei Apotheker und zwei Geschäftsführer von Pharmafirmen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg. An dem Einsatz seien 420 Polizisten und sechs Staatsanwälte beteiligt.

Großrazzia wegen Verdachts auf Abrechnungsbetrug
Krebsmedikamente sind teuer. Eine Krebstherapie kostet bis zu 10.0000 Euro. Wegen Verdachts des Abrechnungsbetrugs mit Krebsmedikamenten waren in Hamburg 420 Polizisten im Einsatz. © dpa / Axel Heimken

„Es geht um Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen und Abrechnungsbetrug, beides im Zusammenhang mit der Verordnung und Abrechnung von Zytostatika“, sagte sie. Zytostatika werden bei der Chemotherapie gegen Krebs eingesetzt. Der potenzielle Schaden liege „deutlich in Millionenhöhe“.

Razzia auch in der Hamburger Innenstadt

Zunächst sollten mögliche Beweise sichergestellt werden. Betroffen war auch eine Apotheke in der Hamburger Innenstadt. Polizisten trugen dort am Morgen Umzugskartons zum Abtransport der Beweismittel in die Geschäftsräume. Haftbefehle gegen die Beschuldigten lägen jedoch nicht vor, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Auch bei einem Pharmaunternehmen in Hamburg-Tonndorf war die Polizei im Einsatz. Nach Berichten von „Zeit online“ und „Panorama“ soll es Ärzte bestochen haben, um an Rezepte für Krebspatienten zu kommen. Neben sogenannten „Kickback-Zahlungen“ von mehr als einer halben Million Euro hätten die Ärzte auch rückzahlungsfreie Darlehen, Luxusfahrzeuge zur Nutzung oder Praxiseinrichtungen erhalten, hieß es. Die Rezepte seien dann an eine konzernnahe Apotheke gegangen und zu Unrecht bei den Kassen abgerechnet worden.

Allein bei der Techniker Krankenkasse liegt der Betrugsschaden den Berichten zufolge bei 8,6 Millionen Euro. Die Krankenkasse wollte sich auf dpa-Nachfrage nicht zu dem laufenden Verfahren äußern.

Viel Geld bei Krebsmedikamenten

Bei einer Krebserkrankung entscheiden die behandelten Ärztinnen und Ärzte, wie ndr.de online berichtet, an welche Apotheke die Rezepte ihrer Patienten für eine Infusion mit Krebsarzneien gehen. Eine Krebstherapie kostet demnach bis zu 100.000 Euro. Rezepte dafür ein lohnendes Geschäft, die in der Branche auch „Pharmagold“ genannt werden. 

Gepanschte Krebsmedikamente sorgten vergangenes Jahr für Schlagzeilen: Um luxuriös leben zu können, hat ein Apotheker im Ruhrgebiet nach Überzeugung der Richter Krebsmedikamente gepanscht und sich auf Kosten schwer kranker Menschen bereichert.

dpa/ml/pf

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