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Luise (12) getötet: Freudenberg von Hass-Welle geschockt – Familien der Täterinnen verlassen Wohnort

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Von: Martina Lippl, Kai Hartwig, Christoph Gschoßmann

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Luise (12) aus Freudenberg soll von zwei Kindern erstochen worden sein. Die Polizei hält sich bei vielen Details zurück. Die Tatwaffe fehlt weiterhin. Der News-Ticker.

Update vom 17. März, 12.44 Uhr: Am kommenden Mittwoch soll es in der Gesamtschule in Freudenberg eine Gedenkfeier für die getötete Luise geben. Am Samstag veröffentlichte die Familie eine Traueranzeige in der Siegener Zeitung. „Alle, die teilnehmen möchten, sind in die Aula der Esther-Bejarano-Gesamtschule eingeladen“, heißt es darin. „Es gibt keine Worte, um das Unbegreifliche zu begreifen. Für uns steht die Welt still“, steht neben einem Foto des Mädchens, das vor rund einer Woche gewaltsam ums Leben gekommen war.

Daneben gibt es am 22. März um 18.00 Uhr eine Gedenkfeier „im engen persönlichen Kreis“ in einer örtlichen Kirche. „Wir bitten sehr um Verständnis, dass die Familie und Freunde Luise dort in Ruhe auf ihrer letzten Reise begleiten möchten.“ Ein Polizeisprecher sagte, man wolle mit einem Einsatz an der Kirche dafür sorgen, dass die Trauerfeier nicht gestört werde.

Medienrechtler kritisiert Entscheidung der Staatsanwaltschaft - Debatte geht in den sozialen Netzwerken weiter

Update vom 17. März, 12.07 Uhr: Eine Woche nach dem Tod von Luise dreht sich die Diskussion in den sozialen Netzwerken um die beiden geständigen Täterinnen. Nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland haben sie mit ihren Familien die Stadt Freudenberg verlassen. Auch am Samstag gehen die Forderungen nach einer Änderung des Strafrechts oder einer Einweisung der beiden mutmaßlichen Täterinnen in den sozialen Netzwerken weiter. Sorge bereitet dabei, dass im Zusammenhang damit auch die Fotos der Kinder auf einzelnen Profilen veröffentlicht werden.

Die Staatsanwaltschaft hatte bekannt gegeben, keine weiteren Details zu den Motiven der Tat bekannt geben zu wollen. In den sozialen Netzwerken wird aber bereits seit Tagen spekuliert, was die Hintergründe der Tat gewesen sein könnten, wie die mutmaßlichen Täterinnen und ihr Opfer in Beziehung standen, was sich in den Stunden nach der Tat ereignete - und was im Vorfeld geschah. Dass die Staatsanwaltschaft trotzdem zu den Fakten schweigen will, kritisiert ein Jurist deutlich.

Videos mit Identität der mutmaßlichen Täterinnen weiter bei tiktok

Update vom 17. März, 07.35 Uhr: Die beiden mutmaßlichen Täterinnen im Fall der getöteten Luise aus Freudenberg sind minderjährig. Nach Angaben des NDR Medienmagazins Zapp sind auf der Plattform tiktok dennoch weiterhin Videos über ihre Identität zu finden.

„Die mutmaßlichen Täterinnen sind 12 und 13 Jahre alt und damit minderjährig und strafunmündig. Das scheint TikTok und seinen Usern egal zu sein: Der Algorithmus scheint sogar teilweise die fragwürdigen Videos zu priorisieren, die inzwischen teilweise 1,5 Mio Views haben“, schreibt das Magazin am Freitagabend auf Twitter. Auf eine NDR-Anfrage habe tiktok zwar gesagt, dass zusätzliche Ressourcen eingesetzt würden, um kritische Begriffe aus den Suchen zu entfernen, aber keine genaueren Angaben dazu gemacht. Weiterhin seien die Inhalte auffindbar. Dabei sei tiktok als Plattformbetreiber eigentlich dazu verpflichtet, „rechtswidrige Inhalte zu löschen, sobald Sie Kenntnis davon haben.

Fall Luise in Freudenberg: Medienrechtler kritisiert Entscheidung der Staatsanwaltschaft zu Tatmotiven

Update vom 17. März, 17.10 Uhr: Nach dem tödlichen Gewaltverbrechen an die 12-jährige Luise in Freudenberg hatte die Staatsanwaltschaft angekündigt, keine Informationen über das Tatgeschehen und Motiv öffentlich zu machen. Die Aussage stößt nun auf Kritik. „Über die Motive und das Tatgeschehen auch nach Abschluss des Verfahrens nicht zu informieren, halte ich für nicht tragfähig. Dafür ist die Tat zu spektakulär“, sagte Medienrechtler Prof. Tobias Gostomzyk von der TU Dortmund gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Zwar müssten die mutmaßlichen Täterinnen laut dem Medienrechtler unbedingt geschützt werden, besonders da es sich um Minderjährige handelt. Dies „kann hier aber nicht jegliche Information ausschließen, zumal sie ja bereits gestanden haben“, sagte er weiter. Keine Details zu den Täterinnen preiszugeben sowie die Identität zu schützen sei völlig gerechtfertigt. Anders sehe es hingegen mit Informationen über die Tat aus. „Ich glaube nicht, dass das vor Gericht Bestand haben würde, weil die Tat so erschütternd und einzigartig ist - das öffentliche Interesse also erheblich. Es ist demnach nicht gerechtfertigt, jede Information darüber zurück zu halten, sofern die Persönlichkeitsrechte angemessen geschützt werden.“

Freudenberg von Hass-Welle geschockt – Familien der Täterinnen verlassen Wohnort

Update vom 17. März, 12.49 Uhr: Die beiden mutmaßlichen Täterinnen haben gemeinsam mit ihren Familien ihren Wohnort Freudenberg verlassen. Das bestätigte der Landrat von Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller am Donnerstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wir haben ein entsprechendes Angebot zur gemeinsamen Unterbringung unterbreitet. Das Angebot wurde angenommen“, sagte Landrat Andreas Müller.

Die Maßnahme sei freiwillig. Zwangsmaßnahmen gegen die Familie der mutmaßlichen Täterinnen seien nicht möglich. Die betroffenen Familien der minderjährigen Tatverdächtigen benötigten intensive Unterstützung, teilte der Landkreis Siegen-Wittgenstein mit. Schon zuvor hieß es, dass der Kontakt zur Familie aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam sei und unterstützt würde.

Nach Gerüchten und Drohungen im Fall Luise: Social-Media-Accounts der geständigen Mädchen geschlossen

Update vom 17. März, 10.41 Uhr: „Uns bekannte Social-Media-Kanäle wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft geschlossen“, sagte ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein am Freitag, laut der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte die Siegener Zeitung über die Löschung von Instagram und TikTok-Accounts berichtet.

In sozialen Netzwerken hatte es auf den Profilen teils anonymer Nutzer zahlreiche Spekulationen und auch Drohungen und Hass gegen die Tatverdächtigen gegeben. Laut Polizei wird laufend geprüft, ob strafrechtlich Relevantes gepostet wird. Die beiden Mädchen hatten gestanden, Luise am 11. März in einem Waldstück erstochen zu haben.

Freudenberg: Polizei und Staatsanwaltschaft geht gegen Falschmeldungen in die Offensive

Update vom 17. März, 9.39 Uhr: Polizei und Staatsanwaltschaft warnen ausdrücklich vor Spekulationen und Falschmeldungen im Fall Luise. „Durch das breite Interesse der Öffentlichkeit und die damit verbundene Anteilnahme kommen immer wieder Gerüchte über die mutmaßlichen Hintergründe des Vorfalls auf“, teilt die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein am Freitag mit.

„Offenkundig gibt es besonders in den sozialen Medien Spekulationen, die sich nicht mit dem aktuellen Stand der Ermittlungen decken.“ Die Ermittlungsbehörden bitten ausdrücklich, sich nicht daran zu beteiligen „und die Diskussionen über die Hintergründe des Vorfalls, auch zum Schutz der Angehörigen, nicht zu befeuern“.  

Auch wenn das Informationsinteresse in der Öffentlichkeit groß wäre, könnte die Ermittlungsbehörden keine detaillierten Informationen „aufgrund des Schutzes aller Persönlichkeitsrechte“ veröffentlichen.

Luise (12) von Mädchen getötet: „Die Mädchen sind Freiwild“ – Hass-Welle trifft Freudenberg schwer

Update vom 17. März, 06.44 Uhr: Die Bürgermeisterin von Freudenberg spricht nach dem Tod von Luise von einer großen Bestürzung im Ort, aber auch von großem Zusammenhalt. „Alle sind getroffen und betroffen“, sagte Nicole Reschke der Siegener Zeitung. Die ganze Woche kümmere sie sich bereits ausschließlich um die Menschen, das Alltagsgeschäft ruht.

„Das Negative kommt eher von außen“, sagt sie. Damit meint Reschke auch die vielen Hass-Kommentare in den sozialen Medien. „Mir wird übel, was da so alles zu lesen ist.“ Aus diesem Grund habe sie sich auch gegen ein digitales Kondolenzbuch entschieden.

Sie verstehe, dass das Interesse am Fall Luise groß ist, doch einiges gehe ihr zu weit. Was sich manche Reporter erlauben, sei indiskutabel, sagte die Bürgermeisterin, die selbst gelernte Journalistin ist. Es könne nicht angehen, dass Reporter von Tür zu Tür gehen und klingeln, auch nicht, dass „Journalisten plötzlich mitten im Schulgebäude stehen.“

Auch gibt es scharfe Kritik, dass die Social-Media-Accounts der beiden tatverdächtigen Mädchen erst spät gelöscht wurden. Innerhalb weniger Stunden fanden sich etwa unter Videos, die von der 13-Jährigen bei TikTok geteilt wurden, hunderte fragwürdige Kommentare, darunter Hass, Rachegelüste oder Gewaltandrohung.

„Das hat eine Dynamik angenommen, gerade weil es so ein emotionaler Fall ist“, sagt Josephine Ballon vom Projekt „Hate Aid“, das sich mit Hate Speech im Internet beschäftigt, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Mädchen sind Freiwild.“

Es spreche nichts dagegen, im Netz seine Bestürzung oder Beileid zu bekunden, sagte Ballon. Deshalb müsse man aber nicht gleich „zwei wohl ohnehin schon nicht normal gelaufene Menschenleben öffentlich und deutschlandweit komplett zerstören.“

Luise wurde nur zwölf Jahre alt. Zum Gedenken an die Schülerin liegen Blumen und Kerzen liegen am Fundort ihrer Leiche.
Luise wurde nur zwölf Jahre alt. Zum Gedenken an die Schülerin liegen Blumen und Kerzen liegen am Fundort ihrer Leiche. © Ina Fassbender/afp/Polizei

Luise (12) von Mädchen getötet: „Es ist ein Schock“ – Social-Media-Konten der Tatverdächtigen gelöscht

Update vom 16. März, 19.36 Uhr: Der Tod der 12-jährigen Luise lässt Freudenberg weiter nicht los. Der Umstand, dass zwei fast gleichaltrige Mädchen (12, 13) die Tat gestanden haben, macht Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes in Nordrhein-Westfalen fassungslos. „Es ist für uns alle unvorstellbar, dass so etwas passieren kann in unserem beschaulichen Freudenberg. Hier kennt jeder jeden, es ist ein Schock“, erzählte ein ortsansässiger Rentner der Bild: „Dass dann auch noch Kinder als Täter in Betracht kommen, schockiert doppelt. Dass Mädchen in der Lage sind, eine Mitschülerin und Freundin umzubringen. Unvorstellbar.“

„Es ist furchtbar, kaum zu verkraften“, zitierte das Boulevardblatt eine ältere Frau: „Dass das noch Kinder sind, die so etwas machen, kann man nicht begreifen. Das geht einem nicht aus dem Kopf.“ Ein Student sagte: „Solche Taten geschehen in den großen Städten, nicht bei uns auf dem Land.“

Nach Tod von Luise aus Freudenberg: Polizei lässt Social-Media-Accounts der Täterinnen löschen

Update vom 16. März, 16.50 Uhr: Nach der Tötung der 12-jährigen Luise hat die Polizei Siegen die Social-Media-Konten der beiden mutmaßlichen Täterinnen entfernen lassen. Landrat Andreas Müller bestätigte dies gegenüber der Siegener Zeitung: „Wir haben die Löschung über die jeweiligen Plattform-Betreiber veranlasst. Dort hat man schnell reagiert.“ Wie die SZ berichtete, soll es sich um TikTok- und Instagram-Accounts handeln.

Derweil wurde eine Petition einem entsprechenden Ausschuss des Bundestags überreicht. Diese trägt den Titel „Verurteilt Luises Mörderinnen! Ändert das Alter der Strafmündigkeit in Deutschland!“. Etwa 38.000 Menschen hatten die Petition bis Mittwochnachmittag (Stand: 15 Uhr) unterschrieben.

Nach Tod von Luise: Behörden schweigen weiterhin über das Motiv der Tatverdächtigen

Update vom 16. März, 14.49 Uhr: Knapp eine Woche nach dem gewaltsamen Tod des 12-jährigen Mädchens aus Freudenberg bei Siegen (Nordrhein-Westfalen) versuchen die Menschen, einen Umgang mit der Tat zu finden. Die Behörden sagen weiterhin nichts zu den zahlreichen Spekulationen über die Motive der beiden 12 und 13 Jahre alten Mädchen, die die Tat gestanden haben. An der Schule von Luise sind die Klassen nach drei Tagen der Trauer am Donnerstag vorsichtig zum regulären Unterricht zurückgekehrt. Die Polizei beschäftigt sich unterdessen zunehmend mit Hass-Postings zu dem Fall im Internet.

In sozialen Netzwerken wurden von teils anonymen Nutzern zahlreiche Spekulationen und auch Drohungen und Hass gegen die 12- und 13-jährigen mutmaßlichen Täterinnen veröffentlicht. „Wenn man nach den Hashtags sucht, findet man schon einiges“, sagte ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein. „Wir haben ein Monitoring dazu und prüfen laufend, ob strafrechtlich Relevantes gepostet wird.“

Nach Tod von Luise: Eltern der Tatverdächtigen haben Freudenberg verlassen

Update vom 16. März, 12.48 Uhr: In Freudenberg (17.000 Einwohner) ist wohl nichts mehr, wie es einmal war. Die Gewalttat an Luise (12) macht fassungslos. Am 11. März 2023 ist Luise mutmaßlich von zwei Mitschülerinnen in einem Wald erstochen worden. Die beiden Mädchen (12 und 13) haben die Tat gestanden.

Die Eltern der mutmaßlichen Tatverdächtigen haben Freudenberg zunächst verlassen, berichtet der WDR. Ihr aktueller Aufenthaltsort bliebe geheim. Die beiden mutmaßlichen Täterinnen sind „außerhalb des häuslichen Umfelds untergebracht“, teilte der Kreis Siegen-Wittgenstein bereits am Mittwoch mit. Die Eltern haben jedoch Kontakt zu ihren Kindern.

Viele Fragen im Fall Luise bleiben wohl offen – Suche nach Tatwaffe eingestellt

Update vom 16. März, 12.03 Uhr: Der Tod von Luise macht sprachlos. Auf der anderen Seite sind zunächst noch viele Fragen offen. Die Tatwaffe wurde bisher nicht gefunden (siehe auch Update vom 15. März, 14.48 Uhr). Jetzt wurde die Suche nach der Tatwaffe eingestellt, berichtet die Siegener Zeitung unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Siegen (NRW). Trotz eines enormen Aufwands hätten die Suchmaßnahmen bislang zu keinem Ergebnis geführt, sagte demnach Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss, Sprecher der Staatsanwaltschaft Siegen. Mangels Erfolgsaussichten werde die Suche nach der Tatwaffe eingestellt. Es soll sich demnach um ein Messer handeln. Wo sich die Tatwaffe befinde, könne nicht genau definiert werden und die Gegebenheiten vor Ort seien äußerst widrig.

„Moderne Form der Hexenjagd“ – Kriminalbeamte verurteilen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken scharf

Update vom 16. März, 8.29 Uhr: Der Fall der getöteten Luise erschüttert. Die mutmaßlichen Täterinnen sind aus Altersgründen (12 und 13) nicht schuldfähig und können nicht angeklagt werden. Dazu müssen die Persönlichkeitsrechte der beiden Mädchen und deren Familien gewahrt werden. Doch alle drei sind auf dieselbe Schule gegangen.

In den sozialen Medien verbreiteten sich Namen und Fotos, die zu den beiden Verdächtigen gehören sollen. Insbesondere auf der Platzform TikTok. Der Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Dirk Peglow, warnte davor, Bilder, Namen oder angebliche Social-Media-Profile der mutmaßlichen Täterinnen von Freudenberg im Internet zu teilen. „Die Verbreitung von persönlichen Daten oder Bildern mutmaßlicher Beschuldigter durch private Personen in sozialen Medien stellt eine moderne Form der Hexenjagd dar“, sagte Peglow dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Update vom 16. März, 6.23 Uhr: Nach drei Tagen Trauerarbeit und Zeit für Gespräche soll am Donnerstag, 16. März 2023, erstmals wieder Unterricht nach Stundenplan an der Schule der getöteten Luise stattfinden. Psychologen und Fachleute der Bezirksregierung seien weiterhin an der Schule im Einsatz, sagte Christoph Söbbeler, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg am Mittwoch. 

Der Tod von Luise aus Freudenberg ist schwer zu begreifen und außergewöhnlich. Zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren haben gestanden, Luise (12) erstochen zu haben.

Am Tatort in einem abgelegenen Tal an der Grenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren die abgelegten Blumen und Kerzen am Mittwochmorgen wie in eine weiße Decke gehüllt: In der Nacht war Schnee gefallen. Er gab dem Ort, an dem sich die grausame Tat ereignete, etwas Friedliches.

Nach Tod von Luise (12): Schule kehrt langsam zum Unterricht zurück

Update vom 15. März, 20.43 Uhr: An der Schule der getöteten 12-jährigen Luise in Freudenberg bei Siegen (Nordrhein-Westfalen) sollen die Klassen am Donnerstag (16. März) allmählich zum Unterricht nach Stundenplan zurückkehren. Drei Tage lang hatten sich Schüler und Lehrer nach der Tat Zeit für Gespräche und die Trauerarbeit genommen. Dieser Prozess sei auch noch lange nicht abgeschlossen, sagte der Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, Christoph Söbbeler, am Mittwoch.

Trotzdem solle allmählich der Weg zurück zum normalen Schulbetrieb eingeschlagen werden. „Aber da besteht überhaupt kein Druck“, betonte er. Wo Schülerinnen und Schüler noch den Wunsch nach Gesprächen hätten, stehe der reguläre Unterricht hinten an. Psychologen und Fachleute der Bezirksregierung seien weiterhin an der Schule im Einsatz. Sie führten Einzelgespräche und unterstützen auch die Lehrer dabei, gute Gespräche mit ihren Klassen anzustoßen und auf die Emotionen der Schüler zu reagieren.

Update vom 15. März, 20.14 Uhr: Im Fall der getöteten zwölfjährigen Luise hat das Landesjugendamt NRW kein Verfahren für den Umgang mit den mutmaßlichen Täterinnen parat. „So einen Fall gab es noch nie und entsprechend haben wir dafür auch kein Standardverfahren“, sagte ein Behördensprecher am Mittwoch in Köln. Das zuständige Jugendamt vor Ort müsse in kommunaler Eigenständigkeit eine Lösung finden - mit den oder gegen die Eltern der geständigen Mädchen. „Der Fall ist so besonders gelagert, dass es dafür kein Verfahren gibt“, sagte der Sprecher.

Nach Tod von Luise (12): Mutmaßliche Täterinnen brauchen Schutz

Update vom 15. März, 17.28 Uhr: Der Tod von Luise aus Freudenberg (NRW) macht sprachlos. Zwei Mädchen, die eine 12, die andere 13, haben gestanden, Luise erstochen zu haben. Die Gewalttat von Kindern ist schwer zu begreifen. Die beiden mutmaßlichen Täterinnen bräuchten jetzt Fürsorge und Schutz, „auch wenn das vielleicht dem ersten Impuls, den man hat, widerspricht“, erklärt Jan Oude-Aost, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, in Gespräch mit 24RHEIN von IPPEN.MEDIA.

Weiter keine Spur von der Tatwaffe: Suche am Tatort bislang ohne Erfolg

Update vom 15. März, 14.48 Uhr: Von der Tatwaffe im Fall der getöteten Luise fehlt weiterhin jede Spur, wie die Staatsanwaltschaft Koblenz am Mittwoch mitteilt. Mehr als 30 Einsatzkräfte der Polizei hatten das Gebiet am Tatort im Grenzgebiet von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am Dienstag nochmal durchkämmt.

„Die Nachsuche nach der Tatwaffe war bislang erfolglos“, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Koblenz. Weitere Angaben zum genauen Tathergang, zur Identität der tatverdächtigen Kinder, zu deren derzeitigem Aufenthaltsort und etwaigen weiteren Maßnahmen oder einem etwaigen Motiv könnten auch auf Nachfrage derzeit nicht veröffentlicht werden. Die Staatsanwaltschaft verweist auf den Persönlichkeitsschutz der Familie des Opfers und der minderjährigen Tatverdächtigen.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilt zudem mit, dass die Staatsanwaltschaft Siegen (NRW) die weiteren Ermittlungen übernommen habe, weil der Wohnort der beiden verdächtigen Kinder in Nordrhein-Westfalen liegt. Das Tatortprinzip gelte nun nicht mehr, sondern aufgrund des Alters der Täterinnen der Sitz des zuständigen Jugendamtes Siegen-Wittgenstein. 

Große Trauer nach Tod von Luise: „Fassungslos – sprachlos – hilflos“ ist auf einer Seite in einem Kondolenzbuch zu lesen.
Große Trauer nach Tod von Luise: „Fassungslos – sprachlos – hilflos“ ist auf einer Seite in einem Kondolenzbuch zu lesen. © Roberto Pfeil/dpa

Freudenberg: Luise (12) und ihre Täterinnen waren offenbar gute Freundinnen

Update vom 15. März, 13.26 Uhr: Nach dem Tod der zwölfjährigen Luise unterstützen Psychologen und Fachleute an der Schule die Lehrkräfte bei Gesprächen mit den Kindern und Jugendlichen. Normaler Unterricht finde noch nicht wieder statt, sagte Christoph Söbbeler, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg.

„Die Schule ist im Moment der Ort, an dem für die Schülerinnen und Schüler Austausch und Trauer möglich sind.“ Nachdem bekannt wurde, dass Luise wohl von zwei 12- und 13-jährigen Mädchen aus ihrem Bekanntenkreis erstochen wurde, sei der Gesprächsbedarf noch einmal groß, sagte Söbbeler.

Nach Medienberichten sollen die mutmaßlichen Täterinnen auf dieselbe Schule gegangen sein. Die zwei Schülerinnen (12 und 13) kannten demnach Luise gut. Von „Freundinnen“ ist laut ntv und Bild sogar die Rede. Warum es am Samstag zu der tödlichen Auseinandersetzung zwischen den drei Mädchen kam, darüber schweigen die Ermittler zum Schutz der Minderjährigen.

Update vom 15. März, 12.28 Uhr: Einsatzkräfte der Polizei haben am Dienstag nach der Tatwaffe gesucht. Offiziell liegen zunächst vonseiten der Ermittler noch keine Informationen über den Fund einer Tatwaffe vor. Offenbar soll es sich um eine Nagelfeile handeln, berichtet die Siegener Zeitung unter Berufung auf Ermittlerkreise. Bislang sei noch keine Tatwaffe gefunden worden. Das habe der Leitende Oberstaatsanwalt in Koblenz Mario Mannweiler der Zeitung mitgeteilt.

Nach Tod von Luise (12) – Staatsanwalt äußert sich zu Motiv der mutmaßlichen Täterinnen

Erstmeldung vom 15. März 2023

Freudenberg/Koblenz – Der Tod von Luise (12) aus Freudenberg (Nordrhein-Westfalen) macht viele Menschen fassungslos. Erst war die Zwölfjährige auf dem Heimweg zu ihrem Elternhaus spurlos verschwunden. Ihre Leiche wird am Sonntag in einem Waldstück bei einem Eisenbahntunnel gefunden. Der Fundort lag nicht auf dem Heimweg. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Zwei Tage später folgt eine weitere schockierende Nachricht: Zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren sollen Luise mit einem Messer erstochen haben. Die beiden Mädchen können nicht bestraft werden. Das Strafrecht greift bei so jungen mutmaßlichen Täterinnen nicht.

Gewaltverbrechen an Luise (12) aus Freudenberg erschüttert: Was ist über den Fall und das Motiv bekannt?

Die Ermittlungsbehörden halten sich im Fall Luise zurück. Die mutmaßlichen Täterinnen müssten geschützt werden – gerade weil sie selbst noch Kinder seien, betonte der Leitende Oberstaatsanwalt in Koblenz, Mario Mannweiler am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

Die beiden Mädchen sollen Luise mit „zahlreichen Messerstichen“ getötet haben. Die Zwölfjährige ist an dem folgenden Blutverlust ums Leben gekommen, so das Ergebnis der Obduktion.

Den beiden tatverdächtigen Mädchen seien die Ermittler durch Widersprüche in ihren Aussagen auf die Spur gekommen. Bei einer erneuten Befragung seien die Kinder damit am Montag konfrontiert worden. Schließlich hätten sie die Tat gestanden.

Zum Motiv der beiden Mädchen sagte Mannweiler: „Was für Kinder möglicherweise ein Motiv ist für eine Tat, würde sich einem Erwachsenen möglicherweise nicht erschließen.“ Angesichts der vielen Stichverletzungen bei dem Opfer liege jedenfalls die Vermutung nahe, „dass irgendwelche Emotionen eine Rolle gespielt haben“.

Offen ist zunächst auch, ob die Polizei die Tatwaffe gefunden hat. Die Ermittler hatten am Dienstagvormittag den Tatort erneut abgesucht.

Fall Luise aus Freudenberg: Was ist über die beiden tatverdächtigen Mädchen bekannt?

Nach Angaben der Ermittler sollen die beiden tatverdächtigen Mädchen aus dem Bekanntenkreis von Luise stammen. Ob aus dem familiären Umfeld oder aus der Schule wurde nicht genannt. Im Vorfeld seien die beiden den Behörden noch nicht aufgefallen.

Getötete Luise: Tatverdächtige Mädchen dem Jugendamt übergeben

Die tatverdächtigen Mädchen sind derzeit nicht bei ihren Eltern, sondern „außerhalb des häuslichen Umfelds“ untergebracht, teilte der zuständige Kreis Siegen-Wittgenstein mit. „Das ist auch damit verbunden, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen.“ Die Mädchen hätten aufgrund ihres jungen Alters Kontakt zu ihren Familien.  

„Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt“, teilte der Kreis mit. Auch für die beiden Tatverdächtigen handele es sich um eine „ganz außergewöhnliche Situation, die viel Empathie und umsichtiges Agieren erfordert“, sagte Kreis-Jugenddezernent Thomas Wüst.

Auch mit der Familie der getöteten Zwölfjährigen stehe der Kreis in Kontakt. „Sobald die Familie von Luise dies wünscht, steht das Kreisjugendamt der Familie jederzeit zur Unterstützung zur Verfügung“, teilte die Kreisverwaltung mit.

Das eingeschaltete Jugendamt könnte Maßnahmen zur Erziehungshilfe anordnen, sagte Rechtsanwalt Arndt Kempgens laut wa.de. Zudem würden die familiären Hintergründe durchleuchtet. Den mutmaßlichen Täterinnen drohe eine Unterbringung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Genehmigung eines Familiengerichts. Laut § 1631b BGB erfolgt diese, „wenn dies zum Wohl des Kindes, insbesondere zur Abwendung einer erheblichen Selbst- oder Fremdgefährdung, erforderlich ist und der Gefahr nicht auf andere Weise begegnet werden kann“, erklärt Rechtsanwalt Arndt Kempgens.

Einige Eltern in der Kleinstadt waren aufgrund dieser Tatsache extrem verunsichert. Ein Vater berichtete, er werde seine Kinder nicht mehr allein zur Schule lassen.

Luise (12) aus Freudenberg war am Samstagabend (11. März 2023) nach einem Besuch bei einer Freundin nicht zu Hause angekommen. Hier können Sie die Geschehnisse nachlesen.(ml)

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