Kleines Mädchen rutscht während der Fahrt aus Achterbahnsitz, obwohl sie groß genug ist

In einer Looping-Achterbahn in Florida wäre es beinahe zu einem schrecklichen Unfall gekommen. Obwohl der Park alle Sicherheitsmaßnahmen erfüllt hatte, rutschte ein kleines Mädchen unter dem Bügel durch und verlor für kurze Zeit das Bewusstsein.
Tampa Bay - Eigentlich sollte ein Besuch im Freizeitpark etwas Erfreuliches sein. Für eine Mutter und ihre fünfjährige Tochter in Florida wurde der Besuch des Vergnügungsparks „Busch Gardens“ in Tampa Bay nun jedoch zum Alptraum. Bei ihrer Fahrt in der Looping-Achterbahn „Scorpion“ rutschte das Mädchen unter dem Bügel durch und war für kurze Zeit bewusstlos. Die Mutter filmte die Szene und lud das Video später auf ihrem TikTok-Kanal kalieden86 hoch. Inzwischen hat der Clip mehr als 43 Millionen Aufrufe und wurde mehr als 23.000-mal kommentiert (Stand: 15. März, 15.58 Uhr). Die Mutter beschreibt die Erfahrung als „Achterbahnfahrt aus der Hölle.“
Wie in dem Videoclip deutlich wird, freuten sich die Mutter und ihre Tochter zunächst auf die Fahrt. „Endlich haben wir eine Achterbahn gefunden, für die sie groß genug ist“, schreibt Kali Eden auf TikTok. Euphorisch lächelt die kleine Tochter in die Kamera. Was in den folgenden 43 Sekunden passiert, lässt sich kaum in Worte fassen. Als der Waggon am Höhepunkt der Bahn angekommen ist und es wieder bergab geht, wird die Fünfjährige plötzlich unter den Bügel gezogen. Die Mutter reagiert sofort und stoppt das Video. Wie sie später berichtet, habe die Tochter kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Sie sei jedoch sofort wieder zu sich gekommen, den Sitz hinuntergerutscht und mit der Nase an den Sicherheitsbügel gestoßen.
Horror-Achterbahnfahrt in Florida: „Ich hatte schreckliche Angst, dass sie sterben würde“
Durch ihr schnelles Eingreifen konnte Kali Eden ihre Tochter vor Schlimmerem bewahren. „Ich hielt sie sofort mit Armen und Beinen fest, weil die Achterbahn Loopings hat und kopfüber fährt. Und ich hatte in dem Moment schreckliche Angst, dass sie herausfallen und sterben würde“, erinnert sich Eden.
Trotz des sichtlichen Schocks scheinen Mutter und Tochter den Vorfall gut überstanden zu haben. In Folgevideos erklärt Kali Eden, dass es der Kleinen jetzt gut gehe und sie in Sicherheit sei. „Wenn sie es nicht wäre, hätte ich das nicht gepostet.“ Wie Eden weiter berichtet, sei ihre Tochter fast sechs Jahre alt und damit „in einem Alter, in dem sie mit den großen Kindern zusammen sein will, sie will mit den großen Kindern fahren“. Mit 120 Zentimetern Mindestgröße erschien die Scorpion-Achterbahn als eine gute Option. „Wir waren schon bei Disney, bei Slinky und all den anderen Fahrgeschäften, und sie mag sie. Es war also nicht so, dass dies ihre allererste Achterbahnfahrt war“, so die Mutter.
Unfälle in Achterbahnen sind auch in Deutschland ein Thema
Inzwischen sind auch die Betreiber der Busch Gardens auf den Zwischenfall aufmerksam geworden. Wie Eden berichtet, habe sich der Vizepräsident von Busch Gardens Tampa Bay sofort nach dem Bekanntwerden des Videos bei ihr gemeldet. Wie er ihr mitteilte, werde die Scorpion-Achterbahn zur Untersuchung geschlossen, um die Sicherheit aller Gäste zu gewährleisten. „Sie nehmen die Sache sehr ernst“, sagt die Mutter und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass es bei der Wiedereröffnung einen Sicherheitsgurt gibt, einen 5-Punkt-Gurt oder irgendetwas, das die Sicherheit erhöht, wenn sie diese Mindestgröße zulassen.“ Auf eine Anfrage unserer Redaktion hat der Freizeitpark nicht reagiert.
Auch in Deutschland wächst nach Vorfällen wie dem in Florida mitunter die Sorge, ob Achterbahnen sicher genug sind. Und das offenbar nicht unbegründet: Im August des vergangenen Jahres ließ der tödliche Sturz einer 57-Jährigen aus einer Achterbahn in Rheinland-Pfalz Freizeitpark-Fans aufhorchen. Nur wenige Tage später folgte die traurige Nachricht aus dem Legoland im schwäbischen Günzburg: 31 Menschen wurden auch hier bei einem Achterbahn-Unfall verletzt. In Baden-Württemberg kamen kurze Zeit später zwei Menschen bei einem Unfall in einem Freizeitpark zu Schaden.
Sicherheitsexperte aus dem Europa-Park hält Panik für unbegründet
Bedenken bezüglich der Sicherheit in Freizeitparks sind – trotz Einzelfällen – laut eines Experten unbegründet. „Die Standards – sowohl in Deutschland als auch in Amerika – sind generell sehr, sehr hoch“, sagt Can de Haan, leitender Sicherheitsingenieur im Europa-Park, gegenüber BW24. Nur ein Bruchteil aller Unfälle passiere während der Fahrt – sondern vielmehr beim Ein- und Aussteigen. In Rust sei ein Vorfall wie der in Florida nicht vorstellbar. „Wir haben keinen Achterbahntyp dieser Art.“
Laut de Haan gilt: Je höher die Anforderungsklasse eines Bügels, desto weniger kann man als Insasse einer Achterbahn etwas falsch machen. „Da kommt man gar nicht erst raus aus dem Bügelsystem. Das hat einen sicher im Griff“, so der Experte. Je niedriger die Anforderungen an den Bügel, desto höher das Risiko, dass etwas passiert – zumeist provoziert durch menschliches Verhalten. Zwar gilt in Deutschland eine andere Sicherheitsnorm als in Amerika, die Standards unterscheiden sich laut Can de Haan aber nur marginal. „Unter anderem auch deshalb, damit Hersteller wie Mack Rides ihre Produkte möglichst auch international vertreiben können.“
Mindestgröße bei Achterbahnen: Diese Faktoren spielen eine Rolle
Die Mindestgröße bei Fahrgeschäften hängt in Deutschland im Wesentlichen von zwei Faktoren ab. Zum einen spielt die körperliche Belastung, die die Achterbahn auf den Menschen hat, eine Rolle. „Es geht darum, welche Fähigkeiten der Besucher braucht und welche Zurechnungsfähigkeit ich erwarte“, sagt de Haan. Zum anderen gehe es um das Rückhaltesystem. „Wenn es um Achterbahnen wie die Bluefire geht, die eben auch Überschläge und verschiedene Fahrfiguren macht, sind die Anforderungen für die höchste Bügelkategorie erfüllt.“
Bei der Entwicklung eines Sitzes und eines Bügels führt der Hersteller einen Ergonomietest durch. Gemeinsam mit einer zugelassenen Überwachungsstelle – wie im Falle des Europa-Parks mit dem TÜV Süd – wird festgestellt: Wie groß muss eine Person mindestens sein, damit sie immer wieder sicher vom Bügelsystem sicher gehalten wird? „Es geht dann zum Beispiel um die sogenannte Mindestschließstellung“, so de Haan. „Das heißt, der Bügel wird überwacht und muss ein Mindestschließmaß zwischen Sitz und Bügel erreichen.“ Erst, wenn alle Sicherheitsbedingungen optimal geklärt sind, kann der Anlagenbauer mit der konkreten Umsetzung des Konzepts starten.
Als Sicherheitsexperte hat de Haan den Vorfall in Florida mit besonderem Interesse verfolgt. Wie er gegenüber BW24 berichtet, habe er sich bei den Busch Gardens nach den Umständen erkundigt, habe aber keine anderen als die bereits bekannten Informationen erhalten. Generell hält de Haan die Sicherheitsstandards in der Branche aber für sehr hoch. „Es gibt Verbände und mehrere Gremien, in denen man verschiedene Fälle betrachtet und sich ständig optimiert. Daran sind wir ja alle branchenweit interessiert – möglichst den höchsten Sicherheitsstandard zu erfüllen, den es gibt.“