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"Operation Letzte Chance": Wird KZ-Arzt "Dr. Tod" (94) bald gefasst?

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Zwei Monate lang tötete „Dr. Tod“ im KZ-Mauthausen Juden und andere Verfolgte. Ermordete einfach so aus Spaß. Manchmal operierte er Menschen sogar ohne Narkose.
Zwei Monate lang tötete „Dr. Tod“ im KZ-Mauthausen Juden und andere Verfolgte. Ermordete einfach so aus Spaß. Manchmal operierte er Menschen sogar ohne Narkose. © dpa

San Carlos de Bariloche - Als Arzt kannte er keine Gnade! Statt Menschen zu helfen, tötete er sie oft grausamst – einfach so.

Im KZ-Mauthausen hieß er daher nur „Dr. Tod“. Nach 46 Jahren gibt es nun die erste heiße Spur von dem Gynäkologen Dr. Aribert Heim (94). Vier Zeugen wollen den Massenmörder in Argentinien gesehen haben. Nazi-Jäger Efraim Zuroff (56) vom Simon Wiesenthal Center, der eng mit der deutschen Polizei zusammenarbeitet, auf einer Pressekonferenz in Buenos Aires: „Er ist zwar gebrechlich, aber er kann noch laufen.“ Im Rahmen der „Operation Letzte Chance“ soll der mittlerweile weltweit meistgesuchte Nazi-Verbrecher gefasst werden.

Offenbar ist „Dr. Tod“ vor einigen Jahren im Gebiet um den argentinischen Wintersport-ort San Carlos de Bariloche (130 000 Einwohner) untergetaucht – einer der Hauptzufluchtsorte für Nazis in Südamerika. Keine 350 Kilometer weiter in Puerto Montt (Südchile) lebt eine Tochter des KZ-Arztes. Sie war in den letzten Monaten zigmal nach Bariloche gereist.

In beiden Städten will das Simon Wiesenthal Center die Bevölkerung zur Fahndung aufrufen. Für Hinweise gibt es eine Belohnung von 315 000 Euro. Nazi-Jäger Efraim Zuroff: „Mit unseren Aktionen soll Heim verunsichert werden. Menschen unter Druck begehen Fehler.“

Es gibt laut Zuroff auch andere Indizien dafür, dass Heim noch lebt: So hätten seine drei Kinder bis heute nicht das Vermögen ihres Vaters in Höhe von etwa zwei Millionen Euro in Deutschland beansprucht. Und seine Anwälte hätten bei den Behörden Dokumente beantragt, „die absolut keinen Sinn machen würden, wenn Heim gestorben wäre“.

Der gebürtige Österreicher Heim, der in Graz Medizin studierte, hatte in der SS eine Blitz-Karriere hingelegt. Ab 1. Oktober 1941 war er Lagerarzt im KZ Mauthausen bei Linz/Donau – für zwei Monate. Was sich in dieser kurzen Zeit im dortigen Krankenrevier ereignete, war der reinste Horror: Der noch unerfahrene Arzt Dr. Heim tötete aus Rassenhass, Neugierde, Mordlust oder zu „Übungszwecken“ hunderte von Häftlingen. Mit dem Lager-Apotheker mixte er verschiedene Todes-Cocktails für Herz-Injektionen – um mit der Stoppuhr zu kontrollieren, welche am schnellsten wirkt. Oder er tötete seine Opfer bei sinnlosen Operationen ohne Betäubung. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete er in Baden-Baden eine Frauenarzt-Praxis. 1962 tauchte er unter – einen Tag bevor ein Haftbefehlgegen ihn vollstreckt werden sollte. Nazi-Jäger Zuroff: „Er steht, was seine Taten betrifft, auf einer Stufe mit dem berüchtigten KZ-Arzt Dr. Josef Mengele – dem Todesengel aus Auschwitz.“ Der aus dem bayerischen Günzburg stammende Mengele war ebenfalls in Südamerika untergetaucht und nie gefasst worden.

P. L.

Quelle: tz

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