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Morddrohungen gegen Pfarrer – nach Poledance-Show in seiner Kirche

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Von: Kai Hartwig

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Eine Kirche und eine Poledancerin
In einer französischen Kirche wurde ein Poledance aufgeführt. Der Pfarrer bekommt nun Morddrohungen. (Symbolbild) © Montage: Merkur.de/Sven Hoppe/dpa/NomadSoul Panthermedia/Imago

Eine französische Kirche lud kürzlich zu einem Event, bei dem Gotteshaus auch ein Poledance aufgeführt wurde. Der Pfarrer sieht sich Hass ausgesetzt.

München/Straßburg – In Kirchen geht es in der Regel eher besinnlich zu. Die Gotteshäuser laden gläubige Menschen und solche, die es vielleicht noch werden, ein, gemeinsam zu beten und zu singen. Das Zwiegespräch mit Gott gehört dazu. Die christliche Kirche, insbesondere die katholische, sieht sich dabei immer wieder Vorwürfen ausgesetzt. Man gehe nicht mit der Zeit, heißt es oft. Die Gebräuche und Regeln seien teils veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Ein französischer Pfarrer ging nun neue Wege – mit drastischen Folgen für ihn.

Wie in vielen anderen Kirchen – auch in deutschen Gemeinden – gehören in Frankreich kulturelle Veranstaltungen zum Programm. In dem evangelischen Gotteshaus in Straßburg fand kürzlich eine besondere Veranstaltung statt. Die Kirche Saint-Guillaume lud zu einer Poledance-Show. Die Neugier der Gemeindemitglieder war offenbar groß, das Event restlos ausverkauft. Doch die Poledance-Veranstaltung hatte negative Folgen.

Frankreich: Morddrohungen gegen Pfarrer aus Straßburg – nach Poledance in seiner Kirche

Pfarrer Daniel Boessenbacher bekam mehrere Morddrohungen, er musste inzwischen die Polizei einschalten. Die Ermittler glauben, dass die anonymen Drohungen eine direkte Folge des Poledance-Events in Boessenbachers Kirche sind. Daran gebe es „keinen Zweifel“, versicherte der Pfarrer. Insgesamt erhielt er zwei Briefe ohne Absender.

Die Show hatte eine Künstlergruppe für barocke Musik und darstellende Kunst mit Namen Passions Croisées (gekreuzte Passionen) aufgeführt. Diese hatte die Kirche für zwei Vorstellungen der Vertonung des Marien-Hymnus Stabat mater von Giovanni Battista Pergolesi angemietet. Zu der Darbietung zählten Tanz- und Poledance-Einlagen.

Anonyme Morddrohungen gegen Pfarrer nach Poledance-Event in seiner Kirche – „Du wirst sterben“

In den Drohbriefen spiegelte sich ungezügelte Wut: Die Gemeindemitglieder sollten „geköpft“ werden, stand dort unter anderem. In einem der Briefe wurde über den Priester eine Gewaltfantasie verfasst: „Sein Kopf muss abgehauen werden, weil er die Schlüssel zu unserer heiligen Kirche an eine tanzende Schlange überreicht hat“, hieß es.

Zudem bekam der Pfarrer laut eigener Aussage Programmhefte der Show mit Sätzen wie „Du wirst sterben“ oder „Du kommst in die Hölle“ unter der Kirchentür hindurchgeschoben. „Wir sind es gewohnt, Reaktionen zu bekommen, aber nicht Todesdrohungen“, meinte der 54-Jährige geschockt. Doch er werde sich von den Drohungen nicht abschrecken lassen, bekräftigte der Geistliche: „Ich glaube, die Kirche muss sich der Welt öffnen.“

Poledance-Show in französischer Kirche war schnell ausverkauft – Publikum hat „nach Luft geschnappt“

Laut der Künstlergruppe waren die Karten für die Veranstaltungen schnell vergriffen. Pfarrer Boessenbacher nannte das Programm „kokett, aber soft“. Er räumte aber gleichzeitig ein, dass einige der Zuschauerinnen und Zuschauer „es nicht mochten“.

Die französische Zeitung Dernieres Nouvelles d‘Alsace beschrieb die Darstellung des Künstlers Vincent Grobelny als „gekonnt, athletisch, anmutig, frech und, einige würden sagen, sexy“. Demnach hätten die Anwesenden in der Kirche während der Show des ehemaligen französischen Poledance-Meisters „nach Luft geschnappt“.

Weitere Poledance-Shows in der Straßburger Kirche geplant

Poledance wird zuweilen mit erotischen Darbietungen in zwielichtigen Clubs gleichgesetzt. Es ist allerdings inzwischen auch ein athletischer Sport, der ein hohes Maß an Fitness und Hingabe erfordert. So gibt es viele nationale und internationale Poledance-Wettbewerbe. Der Internationale Pole-Sport-Verband bemüht sich sogar um eine Anerkennung als olympische Sportart.

Derweil sind für Ende Mai und Anfang Juni zwei weitere Vorführungen in der Kirche Saint-Guillaume geplant. Dort soll Poledance mit Oper kombiniert werden. (kh/afp)

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