Fünf Mädchen verbrennen im „Escape-Room“: Türklinke des Raums war abmontiert und versteckt

Fünf Mädchen feiern einen Geburtstag in einem Escape-Room. Dann bricht ein Feuer aus. Der Raum wird zur tödlichen Falle. Immer mehr tragische Details kommen ans Licht.
Update vom 9. Januar, 13.35 Uhr: Die Todesopfer der Brandkatastrophe in einem „Escape-Room“ in Polen hatten nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft keine Chance, den Flammen zu entkommen. Die Türklinke an der Innenseite des Raums sei abmontiert und versteckt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Koszalin, Ryszard Gasiorowski, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
Sie zu finden, war demnach Teil des „Escape-Spiels“, bei dem Teilnehmer unter Zeitdruck Aufgaben lösen müssen, um sich aus einem geschlossenen Raum zu befreien. Für fünf 15-jährige Mädchen im nordpolnischen Koszalin wurde das Spiel zur tödlichen Falle, als am vergangenen Freitag ein Feuer ausbrach.
Der Brand schnitt einem Mitarbeiter des „Escape-Rooms“ den Weg zu den Mädchen ab. Der 25-jährige Pole, der selbst Verbrennungen erlitt, rannte auf die Straße, um Hilfe zu holen. Für die Mädchen, die nach vorläufigen Erkenntnissen an einer Rauchgasvergiftung starben, kam sie zu spät. Sie werden am Donnerstag beerdigt.
„Escape-Room“ als Todesfalle für fünf Mädchen: Besitzer vorläufig festgenommen
Update vom 6. Januar, 14 Uhr: Nach dem verheerenden Brand bei einem sogenannten Escape-Game in Polen ist der Besitzer des Unglücksbetriebs vorläufig festgenommen worden. Es handele sich um einen 28 Jahre alten Mann aus der Woiwodschaft Großpolen, sagte Polizeipräsident Jaroslaw Szymczyk am Sonntag auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Dieser sei nicht vorbestraft. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen.
Update vom 5. Januar, 20.20 Uhr: Wie „Bild“ berichtet, standen in dem gerade einmal sieben Quadratmeter großen Raum vier Szenarien zur Auswahl – das von den Mädchen gewählte begann damit, dass sie alle mit Handschellen gefesselt wurden, berichtet die polnische Nachrichtenseite „Fakt“. Unklar sei, ob sich die Mädchen vor ihrem Tod von den Handschellen befreien konnten.
Video: Fünf Freundinnen sterben in Escape Room bei Feuer-Tragödie
Warschau - Nach der tödlichen Brand-Tragödie bei einem sogenannten Escape-Game in Polen steht nun die Ermittlung der Ursache im Fokus. Darüber hinaus sollen bereits am Samstag die Brandschutzmaßnahmen in allen Escape-Räumen in Polen überprüft werden, wie der polnische Innenminister Joachim Brudzinski ankündigte. Im nordpolnischen Koszalin (Köslin) waren am späten Freitagnachmittag fünf 15-jährige Mädchen bei einem Feuer ums Leben gekommen, die den Geburtstag eines der Teenager gefeiert hatten. Ein 26-jähriger Mann wurde zudem mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht.
In einem „Escape-Room“ muss eine Gruppe unter Zeitdruck bestimmte Rätsel und Aufgaben lösen, um aus dem Raum „entkommen“ zu können. Das Spiel erfreut sich in den letzten Jahren in vielen Ländern immer größerer Beliebtheit. Die Betreiber von „Escape-Rooms“ müssen in Polen bislang keine besonderen Genehmigungen der Feuerwehr einholen.
Escape-Room-Brand brach wohl in einem Nebenraum aus
Die Behörden wollten am Freitag noch keine näheren Angaben zu dem Vorfall machen. Nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr brach der Brand in einem Nebenraum aus. Einer der Feuerwehrmänner vor Ort sagte der Zeitung „Gazeta Wyborcza“, dass das Feuer schon in allen Räumen des Erdgeschosses gewütet habe, als die Feuerwehr angekommen sei. Das Feuer habe also allem Anschein nach den Opfern den Fluchtweg abgeschnitten. Ausgelöst wurde das Feuer nach Angaben der Zeitung wahrscheinlich durch die Explosion einer Gasflasche. Die Pressesprecherin der Koszaliner Polizei betonte jedoch, dass man noch nichts zu den Ursachen des Brandes sagen könne.
Polens Präsident: „Eine verheerende Tragödie in Koszalin“
Polens Präsident Andrzej Duda drückte auf Twitter den Familien der Opfer sein Beileid aus: „Eine verheerende Tragödie in Koszalin. Fünf fröhliche Mädchen wurden aus dem Leben gerissen„, schrieb er.
Den Familien der Opfer sagte Innenminister Brudzinski von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unbürokratische Hilfe zu.
Koszalin liegt rund 160 Kilometer westlich von Danzig (Gdansk) in der Woiwodschaft Westpommern. Der Bürgermeister der Stadt, Piotr Jedlinski, erklärte den Sonntag zu einem Trauertag.
Auch ein russisches Bergwerk wurde unlängst zur Todesfalle.
dpa