Bier, Villa, Porsche: Bettler in Berlin kassiert zehn Euro für ein Foto – seine Masche geht viral

Ein Mann bettelt am Berliner Ku’damm für einen Porsche, eine Villa oder Bier und verlangt zehn Euro für ein Foto. Seine Idee geht viral und sorgt für Diskussionen.
Berlin – Man muss Träume haben. Das dachte sich wohl auch ein bettelnder Mann in Berlin, der am Ku’damm seine Ziele im Leben öffentlich zur Schau stellte. „Villa, Porsche, Bier“, lauteten einige der wohl nicht ganz ernst gemeinten Verwendungszwecke, die Passanten für ihre Geldspenden auswählen konnten. Zudem zeigte der Mann einen guten Geschäftssinn: Den Preis für ein Foto legte er bei zehn Euro fest. Die Reaktionen darauf reichten auf Facebook von Erheiterung bis Empörung.
Facebook-Beitrag geht viral: 20.000 „Gefällt mir“ für die Geschäftsidee des Bettlers in Berlin
Der Historiker und Buchautor Rainer Zitelmann teilte am vergangenen Donnerstag (4. Mai) ein Bild von der Geschäftsidee eines Bettlers auf Facebook. „Eben am Ku’damm in Berlin. Villa, Porsche – der Mann hat Ziele. Und eine gute Geschäftsidee: Foto kostet zehn Euro. Habe ich gern gegeben“, schrieb der politisch als rechtskonservativ eingeordnete FDP-Anhänger Zitelmann, der sich in seiner Arbeit unter anderem mit Reichtumsforschung beschäftigt. Der Facebook-Beitrag erhielt über 20.000 Likes, mehr als 4.000 Kommentare und wurde über tausendmal geteilt, was für das wirkungsvolle Marketing des Bettlers spricht. Die Reaktionen auf seine Geschäftsidee fielen jedoch gespalten aus.
Kommentar mit meisten Likes unter Facebook-Beitrag: „Könnte es mal mit Arbeit probieren“
„So wie der aussieht, könnte er es mal mit Arbeit probieren“, lautete einer der Kommentare, der über 1.000 „Daumen nach oben“ erhielt. Worauf er sich beim Aussehen des Mannes genau bezog, konkretisierte der Kommentator nicht. „Jeden Morgen steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden“, kommentierte ein anderer Facebook-Nutzer und wandte sich damit wohl an jene Menschen, die dem Mann Geld in die Becher werfen. „Wenn ich sowas sehe, ist es gänzlich eine Verarschung der Menschheit, die täglich ihrem Job nachgehen!“, nahm eine andere Kommentatorin das Bild des Mannes persönlich. Außerdem finden sich auch ausländerfeindliche Kommentare unter dem Beitrag, obwohl die Nationalität des Mannes aus dem Beitrag nicht hervorging.
„Man merkt, hier haben viele keinen Humor“, fügte eine andere Nutzerin der Diskussion hinzu und ergänzte: „Ich würde mich dazu setzen.“ Ein weiterer Facebook-User zeigte sich von der Marketingmasche des Mannes überzeugt, „denn entweder war er im Gegensatz zu den meisten anderen ehrlich oder er versteht es durch Ironie, uns zum Lachen zu bringen“, so seine Begründung. Eine Kommentatorin rief insgesamt zu mehr Toleranz auf: „Meine Güte, lasst ihn doch! Jeder kann sein Leben so gestalten wie er möchte und er macht es halt so.“
Selbst Verbesserungsvorschläge fanden sich in der Kommentarspalte: „Wäre dieser Typ richtig pfiffig, hätte er einen Topf für ‚Bildung‘ aufgestellt. Dafür würde er sicher was von Passanten bekommen“, so eine Kommentatorin. Alles Andere helfe am Ende nicht weiter, so ihre Überzeugung.
Viraler Facebook-Post zeigt unterschiedliche Wahrnehmungen in der Gesellschaft
Die Reaktionen auf den Beitrag zeigen, wie unterschiedlich Menschen die gleiche Situation bewerten. Bei der Frage, ob jemand dem Mann Geld geben würde oder nicht, spielen auch die Veranlagung und der Wille zum Altruismus eine wichtige Rolle. Altruismus bezeichnet eine freiwillige Handlung, die einem anderen hilft, aber für einen selbst womöglich mit Kosten oder Nachteilen verbunden ist. Ob und wie altruistisch Menschen reagieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab. „Außerdem deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass altruistisch motivierte Menschen, die im Alltag gern mal als naive Gutmenschen bezeichnet werden, in Wirklichkeit intelligenter sind“, so die Wissenschaftlerin Anne Böckler in einem Beitrag der Max-Planck-Gesellschaft.
Prosoziales Handeln kann aus strategischen Motiven oder gesellschaftlichen Normen heraus erfolgen, aber auch aus rein altruistischen Gründen. Dieses scheinbar selbstlose Verhalten kann jedoch auch egoistisch sein – im positiven Sinne. „Man spürt, dass man etwas bewirkt hat – das steigert den eigenen Selbstwert“, sagte etwa die Professorin Anne Böckler zu Quarks.de. Mehrere Studien wiesen nach, dass es positive Effekte auf Körper und Psyche hat, anderen zu helfen. Freigiebige Menschen haben einer Studie der Universität Guelph zufolge sogar mehr Erfolg bei Dates. Die guten Nachrichten sind: „Helfen ist sehr ansteckend“, wie die Wissenschaftlerin Böckler betonte. Zitelmann hatte in seinem Facebook-Beitrag angegeben, dem Mann gerne zehn Euro gespendet zu haben. Insofern könnte sein viraler Post dazu beigetragen haben, dass mehr Menschen dem jungen Mann Geld für ein Foto geben.