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Uhrmacher rätseln über "launischen Big Ben"

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Die Uhr des Londoner Big Ben geht vor. Foto: Jens Kalaene
Die Uhr des Londoner Big Ben geht vor. © Jens Kalaene

London - Seiner Zeit voraus zu sein ist eigentlich etwas Gutes. Im Falle von Londons Wahrzeichen „Big Ben“ allerdings nicht. Die Uhr tickt nämlich nicht richtig.

Aufgefallen ist die Ungenauigkeit dem Radiosender BBC Radio 4, der allabendlich die Stundenschläge live überträgt. Der Klang der Glocke war wiederholt mitten in das Radioprogramm geplatzt, wie die Nachrichtenagentur PA berichtet.

«Wir wissen nicht, warum es passiert ist», sagte Ian Westworth, einer der Uhrmacher des Parlamentsgebäudes. Zwar werde das Uhrwerk von «Big Ben» in der Regel dreimal wöchentlich auf Exaktheit geprüft. «Wir reden aber über eine 156 Jahre alte Uhr.» Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass die Mechanik hin und wieder angepasst werden müsse. «Die Uhr ist manchmal etwas launisch.» Nach so vielen Jahren im Dienst der Londoner Zeit "bekommt sie ab und zu mal einen Anfall", sagte Westworth.

Frickelarbeit mit Pennys

Für ihn und seine beiden Kollegen ist es demnach harte Arbeit, die 13,7 Tonnen schwere Glocke wieder umzustimmen. Das Pendel regeln sie mit Hilfe von alten Penny-Münzen; beschweren sie es, läuft die Uhr schneller, entfernen sie Münzen, wird sie langsamer. Das verlangt viel Fingerspitzengefühl, und die ersten Versuche führten dazu, dass Big Ben sich daraufhin mit seinem Glockenschlag verspätete. "Wir mussten fast jeden Tag den Turm hoch, nur um die richtige Zeit hinzubekommen", sagte Westworth. "Normalerweise ziehen wir die Uhr nur drei Mal wöchentlich auf".

Der sandfarbene Westminster-Palast, der das britische Parlament beherbergt, ist mit dem Glockenturm eines der Wahrzeichen Londons. Das Haus ist stark sanierungsbedürftig. Rund sieben Milliarden Pfund (fast zehn Milliarden Euro) sollen die Renovierungsarbeiten Berichten zufolge kosten, 40 Jahre könnten sie dauern. Zuletzt diskutierte das Parlament über einen Umzug für die Zeit der Instandsetzung.

dpa/Afp

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