Trigema-Chef Grupp pocht auf Präsenz: „Der, den ich ins Homeoffice schicken könnte, ist unwichtig“
Trigema-Chef Wolfgang Grupp gilt als konservativer Unternehmer. Dass seine Angestellten täglich in der Firma erscheinen, ist für ihn selbstverständlich.
Burladingen - Wer neue Mitarbeiter anwerben will, muss mit der Zeit gehen: So oder so ähnlich lautet in vielen Unternehmen heutzutage die Strategie zur Personalgewinnung. Die Bewilligung von Homeoffice gehört inzwischen für viele, die als attraktive Arbeitgeber gelten wollen, mit dazu. Doch nicht alle können dem Zeitgeist etwas abgewinnen. Trigema-Chef Wolfgang Grupp etwa plädiert in seinem Unternehmen für die Anwesenheitspflicht. Wie er bereits in mehreren Medieninterviews betonte, glaubt er nicht daran, dass Mitarbeiter, die nicht vor Ort sind, ihr volles Potenzial ausschöpfen. Stattdessen „verlustiere“ man sich Zuhause nur noch.
Wolfgang Grupp: Homeoffice kommt für ihn nicht infrage – außer in Notfällen
„Ich habe noch nie erlebt, dass mir eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter gesagt hat: Also ich würde gerne bei Ihnen nähen oder stricken oder sonst was – aber würde es gerne von zu Hause aus tun“, berichtete Grupp in der Sendung Zervakis & Opdenhövel Live (ProSieben, Juli 2022). So wüssten die Näher und Stricker, dass ihre Tätigkeit schlichtweg nicht von Daheim aus ausführbar sei. Doch auch in Hinblick auf Bürojobs hält der Trigema-Boss wenig von Heimarbeit: „Das kann mal eine Ausnahme sein – zum Beispiel, wenn die Leute eine Verletzung haben, operiert worden sind oder krank sind. Dann sagen die aber: Herr Grupp, Sie können mich konstant erreichen. Weil sie wissen, dass sie wichtig sind.“
Für Grupp, der seit mehr als 50 Jahren die Verantwortung für Trigema trägt, steht fest: „Von Homeoffice kann ich nicht viel halten.“ In der Textilbranche sei er mit seiner 100-prozentigen Produktion in Deutschland „der Letzte, der übrig geblieben ist“. „Wir fertigen vom Garn bis zum Fertigprodukt alles in unserer Firma – und da brauche ich meine Leute!“ Neben 38 Mitarbeitern in der Verwaltung beschäftige er 1.200 Mitarbeiter, die an Maschinen sitzen. „Die müssen zusammenarbeiten und vor Ort sein.“
Wolfgang Grupp: „Der, den ich ins Homeoffice schicken könnte, der ist unwichtig“
Während der Pandemie habe er Homeoffice natürlich ermöglicht, so der Firmenpatriarch. „Aber selbst da habe ich erlebt, dass unsere Mitarbeiter froh waren, als sie wieder kommen durften, weil sie auch das gesellschaftliche, das Zusammenleben sehr schätzen – vor allem, wenn sie entsprechende Verantwortung oder Positionen haben. Dann wollen sie der Verantwortung auch gerecht werden und vor Ort konstant dabei sein, wenn Entscheidungen getroffen werden.“
In seiner Betriebsfamilie will Grupp auf niemanden verzichten. „Der, den ich ins Homeoffice schicken könnte, der ist unwichtig. Aber da für mich alle Mitarbeiter wichtig sind – ich garantiere ja auch die Arbeitsplätze – muss ich sie alle bei mir haben.“