Update vom 1. Februar, 17.42 Uhr: Nach Judith Rakers hat auch Mareile Höppner die Moderation des Semperopernballs in Dresden abgesagt. Grund sei ein unerträglicher „Grad an Hass bis hin zu Bedrohungen“, habe sie dem MDR mitgeteilt, wie der Sender bekanntgab. „Wir als MDR sind erschüttert über das Ausmaß der Verrohung“, hieß es.
Weiter teilte der Sender mit: „Wir lassen uns in unserer Arbeit von einzelnen radikalen Stimmen im Netz nicht beeinflussen.“ Daher wolle der Sender den Semperopernball trotz der umstrittenen Ordensverleihung am 7. Februar übertragen. Eine künftige TV-Übertragung solle anschließend jedoch „intern kritisch auf den Prüfstand“ gestellt werden.
Für eine Auskunft darüber, wer nun die Moderation Höppners übernehmen werde, waren zunächst weder der Veranstalter noch der MDR zu erreichen. Nach eigenen Angaben hat der Sender Höppner juristische Unterstützung beim Vorgehen gegen Hass und Hetze im Netz angeboten.
„Ich bin nun Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden. Selbst vor meinem Kind wurde dabei nicht halt gemacht“, schrieb Höppner am Samstag auf Instagram. Sie habe gehofft, „nach all den Skandalen und der sehr berechtigten Kritik an der Auswahl eines Preisträgers“ einen Semperopernball im Sinne „unserer guten demokratischen Werte“ gestalten zu können. „Ich wünsche meinem Kollegen Roland Kaiser viel Kraft für diesen Abend. Von dem Verantwortlichen des Balls erwarte ich, dass er endlich wirklich neue Zeichen setzt.“
Auch Dietmar Hopp und Uli Hoeneß haben eine Teilnahme abgelehnt, wie heidelberg24.de* berichtet.
Update vom 31. Januar, 13.42 Uhr: Jetzt ist es offiziell: Nachdem „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers die Moderation absagte, übernimmt nun Mareile Höppner den Job während des Semperopernballs am 7. Februar in Dresden. „Sie ist eine wunderbare Gastgeberin für den Jubiläumsball und wir freuen uns sehr auf die neuerliche Zusammenarbeit“, teilte Ballvereins-Chef Hans-Joachim Frey am Donnerstag mit.
Höppner hatte den Ball bereits 2016 an der Seite von Designer Guido Maria Kretschmer moderiert. „Es gab in diesem Jahr viel Trubel um den Opernball. Daraus haben alle ihre Lehren gezogen, Haltung gezeigt und das war wichtig“, teilte Mareile Höppner gegenüber der dpa mit.
„Am Ende ist dieser Ball ein Abend für die Dresdner. Und ich weiß, wie viel dieser Ball den Menschen bedeutet. Ich spiele also von Herzen gern die Feuerwehr und fühle mich geehrt, das zweite Mal den Ball zu moderieren“, so Höppner.
Erstmeldung vom 29. Januar, 14 Uhr: Dresden - „Märchenhaft rauschend - Dresden jubiliert“ lautete das Motto des Jubiläumsballs und märchenhaft soll auch das Programm erscheinen“, mit diesen Worten beschreibt der MDR den am 7. Februar stattfindenden 15. Semper Opernball.
Alles andere als „märchenhaft rauschend“ ist der riesen Ärger, der sich aktuell abspielt. In den Hauptrollen: Moderatorin Judith Rakers, Ballchef Prof. Hans-Joachim Frey und der ägyptische Machthaber Abdel Fattah al-Sisi.
Am Sonntag hatte der Ballchef Prof. Hans-Joachim Frey dem ägyptischen Machthaber Abdel Farrah al-Sisi in Kairo den St. Georgs Orden - ein Orden für humanitäres Engagement - verliehen. Eine umstrittene Entscheidung, denn der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ zufolge gibt es in Ägypten rund 60.000 politische Gefangene. Und eine Entscheidung, welche die diesjährige Moderatorin Judith Rakers so offenbar nicht hinnehmen wollte.
Am Dienstag drohte die Moderatorin öffentlich via Twitter mit ihrem Rückzug: „Mich irritiert die Verleihung sehr und ich bin seitdem in Gesprächen über Konsequenzen, die ich als Moderatorin des Balls ziehen möchte.“ Aus dem kulturellen Ereignis sei durch die Verleihung des Ordens an al-Sisi ein politisches Geworden, so Rakers in ihrem Statement.
Auch Co-Moderator Roland Kaiser äußerte sich auf Facebook und schrieb, dass er sich in Gesprächen über die Konsequenzen sei, die er voraussichtlich auch ziehen werde.
Mittlerweile hat sich Ballchef Prof. Hans-Joachim Frey in einem offiziellen Statement zu Wort gemeldet. Demnach nehme der Semper Opernball e.V. die Kritik sehr ernst. „Uns sind die entstandenen Irritationen bewusst und wir bedauern sie von Herzen. Wir möchten uns für diese Preisverleihung entschuldigen und davon distanzieren. Die Verleihung war ein Fehler“, so Frey weiter.
Es stehe außer Zweifel, dass die Veranstaltung für kulturelle Vielfalt und Meinungs- und Pressefreiheit stehe. Des weiteren wolle man verdeutlichen, dass die Verleihung weder in Wort noch im Bild im Programm oder im Fernsehen zu sehen sei.
Bislang unklar ist allerdings, ob Al-Sisi seinen Orden zurückgeben muss. Auch Judith Rakers und Roland Kaiser haben sich bislang nicht mehr zu Wort gemeldet.
Zuletzt überrraschte die ARD-Tagesschau-Sprecherin ihre Fans. Die Moderatorin zeigte ungewohnt natürlich.
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