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„Sonntagsreden“-Vorwurf und Appell: „Klima-Shakira“ legt mit Aktivisten Verkehr in München lahm

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Die „Letzte Generation“ hat München zur Protesthochburg ernannt. Mittendrin beim Aktionstag: Anja Windl, besser bekannt als „Klima-Shakira“.

München – Die „Letzte Generation“ ist zurück aus der selbstverordneten Sommerpause. Seit Tagen hatte die Klima-Gruppe gewarnt, München zu einer Protesthochburg ihrer Bewegung zu machen. Die Drohung setzten sie am Donnerstag (24. August) sogleich in die Tat um. Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag gab es Aktionen in der Stadt. Mittendrin war auch eines der wohl bekanntesten Gesichter der Protest-Gruppe: Anja Windl, besser bekannt als „Klima-Shakira“.

Windl geriet in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig in die Schlagzeilen, nicht zuletzt wegen ihrer optischen Ähnlichkeit zur Popsängerin Shakira, die ihr ihren Spitznamen verlieh. Die 26-Jährige stammt gebürtig aus Bayern, studiert im österreichischen Klagenfurt Psychologie und ist eine der bekanntesten Aktivistinnen der „Letzten Generation“. Bei 30 bis 40 Aktionen sei sie bereits dabei gewesen, gab Windl noch im Juli in einer österreichischen TV-Show an – und gewährte zudem ersten Einblicke in ihren Protest. Besonders in den medialen Fokus rückte sie aber wegen eines anderen Vorfalls.

„Klima-Shakira“ bei Protesten der „Letzten Generation“ in München – sie sorgte schon früher für Schlagzeilen

Wegen ihrer Protestaktionen drohte Windl nämlich bereits die Ausweisung aus ihrer Wahlheimat Österreich. Gleich zwei ihrer Reaktionen erregten großes Aufsehen. Zum einen bat sie kurzerhand Bayerns Ministerpräsident Markus Söder um Hilfe. „Ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass Markus Söder sich für mich einsetzt, damit ich nicht nach Deutschland zurückkomme“, gab sie damals scherzhaft gegenüber Buzzfeed Österreich an. Zum anderen postete Windl alias „Klima-Shakira“ einen Aufruf auf Instagram, dass sie kurzfristig einen österreichischen Ehemann suche, um der Ausweisung zu entgehen. Wichtige Kriterien laut ihr: „1. Österreichische Staatsbürgerschaft, 2. sehr bindungswillig: Ich will möglichst bald heiraten, 3. Mensch sein“. Auch wenn der Aufruf eher als Scherz gemeint war, sollen 200 Angebote bei ihr eingetrudelt sein.

Anja Windl (l.), auch bekannt als „Klima-Shakira“ protestierte am Donnerstag mit der „Letzten Generation“ in München.
Anja Windl (l.), auch bekannt als „Klima-Shakira“ protestierte am Donnerstag mit der „Letzten Generation“ in München. © IMAGO/Sachelle Babbar

Geheiratet hat Windl seitdem nicht und auch Hilfe von Markus Söder gab es keine. Protestaktionen führt sie aber weiterhin durch. In ihrem Heimat-Bundesland beteiligte sich Windl am Donnerstag (24. August) bei den Blockaden der „Letzten Generation“ in München. Ab 8 Uhr am Morgen starteten die Aktivisten mit ihren Blockaden auf den Straßen der bayerischen Landeshauptstadt. Bis in den frühen Abend zogen sich die Aktionen, noch um 17.15 Uhr gab es auf Twitter Videos von Blockaden auf der Hauptstraße am bekannten Karlsplatz, genannt „Stachus“, mitten in der Innenstadt.

„Klima-Shakira“ Anja Windl protestiert in München – „Sonntagsreden“ der Politik in der Kritik

„Klima-Shakria“ Windl war vom frühen Morgen an vor Ort, beteiligte sich an einer Blockade an der Trappentreustraße zur Auffahrt der viel befahrenen Donnersbergerbrücke. Es könne nicht einfach zugesehen werden, wie die Welt sich um drei Grad erhitze. Außerdem höre man in „Sonntagsreden“ vonseiten der Politik viel, umgesetzt würde jedoch kaum etwas, sagte Windl im Gespräch mit der TZ vor Ort – gefolgt von einem Appell: „Wenn wir nichts ändern, ändert sich alles, das muss auch bei den Menschen ankommen“.

Was vom Aktionstag in München bleibt: Verspätete Verkehrsteilnehmer, viel Aufmerksamkeit und wütende Stimmen aus der Politik. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt etwa forderte, alle Mittel des Rechtsstaates zu nutzen, um Straftaten zu verhindern – auch Präventivgewahrsam. Laut Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) bleibe, auch trotz vielleicht guter Absichten, eine Straftat eben eine Straftat. Und auch CSU-Generalsekretär Martin Huber lobte das schnelle, konsequente Handeln in Bayern und stellte seine Meinung klar: „Klimakleber sind keine Aktivisten, sondern Straftäter“.

„Letzte-Generation“-Protest in München – die Polizei zieht Bilanz

Große Eskalationen rund um die Blockaden in München waren zunächst nicht bekannt. Für die Polizei wurden die Aktionen dennoch zum Großeinsatz-Tag. Mehrmals musste die Polizei in den Verkehr eingreifen und diesen regeln. Mehr als 200 Beamte waren dafür notwendig. 80 Identitäten wurden im Rahmen der Protestaktionen festgestellt. Gegen mehrere Personen wird ermittelt, wie die Polizei mitteilte.

Die Protest-Aktionen der Gruppe sorgen immer wieder für viel Unmut in der Bevölkerung. Erst kürzlich wurde ein „Letzte Generation“-Aktivist im Rollstuhl von wütenden Autofahrern von der Straße gezerrt. (han)

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