Angeklagter weist Schuld an Brandstiftung zurück
Meiningen - Seine siebenjährige Stieftochter kam bei einem Brand ums Leben - jetzt hat der 42-jähriger Angeklagte vor Gericht bestritten, das Feuer gelegt zu haben.
Für Lea-Sophie gibt es kein Entkommen. Die Siebenjährige stirbt an einer Rauchvergiftung, als am 2. Juli 2013 ein schrecklicher Brand in einem Wohnhaus im thüringischen Städtchen Brotterode wütet. Ihre Mutter und ihre ältere Schwester können sich nur knapp mit einem Fenstersprung aus sieben Metern Höhe retten. Sie überleben schwer verletzt. Der Stiefvater der beiden Mädchen sitzt seit Montag vor dem Landgericht Meiningen als mutmaßlicher Brandstifter auf der Anklagebank - und beteuert seine Unschuld. „Ich habe ein reines Gewissen, ich habe damit nichts zu tun“, sagt der 42-Jährige.
Das Feuer wurde auf dem Treppenpodest vor der Wohnung gelegt und breitete sich schnell über das Dachgeschoss aus. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft nahm der Angeklagte den Tod seiner von ihm damals getrennt lebenden Ehefrau und deren beiden Töchtern billigend in Kauf, da sie die Wohnung nicht mehr verlassen konnten. „Sie waren wie in einer Mausefalle“, sagt der Vorsitzende Richter Wolfgang Feld-Gerdes.
Erst zwei Tage vor dem nächtlichen Feuer war die Frau mit ihren beiden Töchtern bei ihrem Ehemann ausgezogen, weil sie nach eigenen Worten eine Auszeit brauchte. Die Staatsanwaltschaft nimmt als Motiv an, dass der 42-Jährige die neue Bleibe seiner Frau zerstören wollte, damit sie wieder zu ihm zurückkehrt. „Das lasse ich mir nicht anhängen“, weist der Mann jedoch die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück.
Über Lea-Sophie, die in der Brandnacht erstickte, sagt der Angeklagte: „Die Kleine war mein Heiligtum, ich hätte alles für sie gegeben.“ Von der Unschuld ihres Mannes ist auch die Mutter des getöteten Mädchens überzeugt. „Er war es nicht, ich glaube nicht, dass er es getan hat“, wiederholt die 41-Jährige immer wieder im Zeugenstand. Er habe sie und die Kinder geliebt. Und auch ihre heute 16-Jährige Tochter, die jetzt bei ihrem leiblichen Vater wohnt, meint über ihren Stiefvater: „Er ist eigentlich nicht der Mensch, der das macht.“
Die Mutter von Lea-Sophie, die in der Zwischenzeit trotz angekündigter Scheidung wieder bei dem Angeklagten wohnt, tritt bei dem Prozess auch als Nebenklägerin auf. Sie erlitt bei dem Brand Verletzungen zweiten und dritten Grades. Nur stockend schildert sie, wie sie in der Brandnacht von einem Knistern wach wird. Sie weckt die Mädchen, ruft die Feuerwehr. Als ein Terrarium im Wohnzimmer wegen der Hitze platzt, reißt sich Lea-Sophie erschrocken von der Hand ihrer großen Schwester und rennt zurück in das andere Zimmer. Da inzwischen Flammen in die Wohnung schlagen und alles dunkel vor Qualm ist, können sie die Kleine nicht mehr holen.
Ob in dem Prozess tatsächlich geklärt werden kann, was in jener verhängnisvollen Brandnacht geschah, bleibt fraglich. „Es hat so viele Dorfgerüchte gegeben, die sich verselbstständigt und die Ermittlungen erschwert haben“, sagt der Richter. Einmal soll die ältere Tochter geraucht und so das Feuer verursacht haben, ein anderes Mal haben zwei Jungen den Brand gelegt. Nach wieder anderen Behauptungen soll der Angeklagte ein großes Feuerwerk angekündigt haben. „Wenn man dem nachgeht“, sagt Feld-Gerdes, „zerplatzt alles wie eine Seifenblase.“
Der Prozess wird am 16. Februar fortgesetzt. Dann sollen zwei Brandgutachter gehört werden.
dpa