Silvester 2017: Ab wann darf man heute Böller und Raketen zünden?

Heute ist Silvester 2017: Ab wann und wie lange darf man in Deutschland Böller und Raketen zünden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
München - Am 1. Januar Punkt Mitternacht (naja, oftmals schon ab dem 31. Dezember) wird gezündet: Dann werden wieder Tonnen von Feuerwerkskörpern in die Luft gejagt. Jedes Jahr müssen nach der großen Sause in Großstädten wie München oder Hamburg zwischen 30 und 50 Tonnen Silvester-Müll beseitigt werden! Doch auch schon vor Neujahr dürfen wir Böller und Raketen zünden. Das Feuerwerk soll, angelehnt an den animistischen Glauben früher, böse Geister vertreiben und drückt bis heute noch Vorfreude auf das neue Jahr aus.
Doch ab wann kann man sich mit Raketen, Böllern und sonstigen Knallkörpern eindecken? Und von wann bis wann ist es erlaubt, zu schießen? All diese Fragen und viele mehr haben wir für Sie beantwortet. So können Sie heute Silvester 2017 sicher und gesetzestreu feiern!
Silvester 2017: Von wann bis wann man Böller kaufen?
In Deutschland ist der Verkauf von Feuerwerk nur an den letzten drei Werktagen des Jahres erlaubt. Im Jahr 2017 ist das ab Donnerstag, 28. Dezember, bis zum Samstag, 30. Dezember (Samstage zählen entgegen eines weit verbreiteten Irrglaubens nämlich sehr wohl zu den Werktagen).
Video: Feuerwerk zu Silvester 2017 - Ab wann darf man heute eigentlich böllern?
Silvester 2017: Gibt es Wege, diese Regel zu umgehen?
Natürlich gibt es (in der Theorie) ein paar Möglichkeiten und Tricks, um schon früher an Raketen und Böller zu kommen: Exklusive Großmärkte wie die Metro erhalten sich zum Beispiel seit Jahren das besondere Vorrecht, Feuerwerkskörper schon vor allen anderen Supermärkten mit ins Sortiment aufzunehmen. Wer einen Blick in den aktuellen Prospekt der "Metro" wirft, wird feststellen, dass die beliebten Kracher und Heuler hier tatsächlich schon ab dem 27. Dezember 2017 erhältlich sind.
Die Sache hat allerdings einen Haken - denn natürlich kann nicht jedermann in einen Metro-Großmarkt marschieren und nach Belieben shoppen. Vielmehr sind die Artikel einem auserwählten Kundenkreis mit Metro-Ausweis vorbehalten. Dazu zählen nur Gewerbetreibende, also zum Beispiel Unternehmen aus der Gastronomie, institutionelle Verbraucher, Freiberufler und Vereinsmitglieder.
Zünden dürfen die genannten Kundengruppen ihr Feuerwerk wie alle "Normalsterblichen" auch erst ab dem 31. Dezember abfeuern. Wer schon früher den Wunsch hegt, mal wieder nach Lust und Laune zu zündeln und zu böllern, könnte sich theoretisch einen Spontantrip nach Tschechien leisten. Hier ist es im Gegensatz zu Deutschland nämlich gesetzlich erlaubt, Pyrotechnik der Klasse I und Klasse II ganzjährig zu verkaufen und abzubrennen. Logischerweise müssen die gefährlichen Knallkörper, Kugelbomben und Raketen denn auch auf tschechischem Boden in die Luft gejagt werden - der Import nach Deutschland ist strengstens untersagt und kann mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro bestraft werden.
Video: Schock: Dieser Mann hätte durch selbstgebastelte Pyrotechnik fast sein Leben verloren
Silvester 2017: Von wann bis wann darf heute geböllert werden?
Die Feuerwerksartikel dürfen in Deutschland ab dem 31. Dezember bis zum 1. Januar jeweils ganztägig abgebrannt werden. Die Zeiten können je nach Bundesland leicht abweichen und es gibt Städte und Gemeinden, die das zeitlich einschränken. Heißt im Klartext: Ab 0:00 am 31. Dezember ist das Zeitfenster geöffnet und wird erst am 1. Januar um 23:59 Uhr geschlossen.
Silvester 2017: Wer darf Feuerwerkskörper verkaufen?
Das Silvesterfeuerwerk darf nur innerhalb von Verkaufsräumen verkauft werden, also etwa in Supermärkten. Nahezu jeder größere Markt hat eine große Auswahl an diversen Raketenpackerl und verschiedenem Knall-Sortiment. In der Verkaufszeit vom 29. bis zum heutigen 31. Dezember erwirtschaftet ein durchschnittlicher Supermarkt nach Informationen der deutschen Presseagentur 80 bis 95 Prozent des Jahresumsatzes.
Silvester 2017: Wo ist das Böllern heute verboten?
Laut der ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz §23 Abs. 1 ist es verboten, pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern abzubrennen. Blindgänger, die nicht explodiert sind, sollten unbedingt liegen gelassen werden.
Silvester 2017: Welche Böller sind heute erlaubt, welche illegal?
Jedes Jahr gibt die Bundesanstalt für Materialforschung zu Silvester Warnungen vor

illegalen Feuerwerkskörpern heraus. Woran erkennt man sichere Böller? In und für Deutschland zugelassene pyrotechnische Artikel erkennt man an einer aufgedruckten BAM-Nummer bzw. einer CE-Zertifizierungsnummer sowie den in deutscher Sprache aufgedruckten Handhabungshinweisen.
Wer mit pyrotechnischen Gegenständen erwischt wird, die nicht von der BAM oder anderen nationalen Zertifizierungsstellen zugelassen worden sind, der verstößt gegen das Sprengstoffgesetz. Verboten sind hierzulande zum Beispiel aus Osteuropa eingeschmuggelte Blitzknallkörper und Böller mit sogenanntem Blitzknallsatz, weil sie vorzeitig explodieren und gefährliche Verletzungen verursachen können. "Das sichere Haus" hat hierzu Tipps für den Umgang mit Silvesterböllern veröffentlicht.
Etwa 50 bis 60 schwere Handverletzungen werden in einer Silvesternacht in einem großstädtischen Krankenhaus behandelt. Von Unfällen betroffen sind zumeist junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren. Die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V. fordern daher besondere Umsicht beim Feuerwerk.
Strengstens untersagt ist außerdem das Schießen mit Schreckschusswaffen in der Öffentlichkeit. Es kann mit einer Strafanzeige geahndet werden, Waffen und Munition können eingezogen werden. Dies gilt vor allem für sogenannte Vogelschreckmunition. Sie ist wegen ihrer hohen Sprengkraft grundsätzlich zu Silvester verboten. Wer sie ohne Erlaubnis erwirbt, verschießt oder damit handelt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.
Obwohl es eine einheitliche EU-Prüfung für Böller und Raketen gibt, sind die gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen von Land zu Land verschieden. Die Bundesanstalt rät deshalb, Feuerwerk zu Silvester nur in Deutschland und nicht im europäischen Ausland zu kaufen und über die Grenze zu bringen. „Für den deutschen Markt bestimmte Knallkörper dürfen maximal sechs Gramm Schwarzpulver enthalten. Beimischungen des bedeutend heftiger reagierenden Blitzknallsatzes darin sind für den üblichen Normverbraucher nicht erlaubt.“
Wer seine Knaller und Raketen in Supermärkten oder Drogerien kauft, könne fast hundertprozentig sicher sein, dass er geprüfte Produkte bekommt, sagt Klaus Gotzen vom Verband der pyrotechnischen Industrie. Von Käufen im Ausland, auf Flohmärkten sowie von fliegenden Händlern rät er dagegen ab.
Silvester 2017: Wer darf welche Böller und Knaller kaufen?
Pyrotechnische Gegenstände werden je nach Verwendungszweck und Gefährlichkeit in verschiedene Kategorien eingeteilt. Die in Deutschland handelsüblichen pyrotechnischen Gegenstände für Silvester sind in die Kategorie 2, frei ab 18 Jahren, eingestuft. Dazu zählen Raketen, Fontänen, Verbundfeuerwerke, Römische Lichter, Batterien und laute Knaller. Diese Feuerwerkskörper dürfen grundsätzlich nur in der Silvester-/Neujahrsnacht abgeschossen werden.
Das so genannte Kleinstfeuerwerk der Kategorie 1, wie zum Beispiel Knallerbsen, Knallbonbons, Tischfeuerwerk oder Wunderkerzen, darf zu Silvester und in der Regel auch das ganze Jahr über bereits von Personen ab zwölf Jahren erworben werden. Strafbar macht sich übrigens auch, wer Feuerwerk der Kategorie 2 an Personen unter 18 Jahren weitergibt.
Pyrotechnik der Kategorie 3 und 4 (Mittel- und Großfeuerwerk) ist ausschließlich Inhabern entsprechender sprengstoffrechtlicher Erlaubnisse vorbehalten. Das gilt auch dann, wenn diese Pyrotechnik auf den freien Märkten im benachbarten Ausland zu günstigen Konditionen frei erhältlich ist. Eine vorhandene CE-Zertifizierung für Kategorie 3 Feuerwerk auf ausländischen pyrotechnischen Gegenständen schützt nicht vor einer Strafe. Mittelfeuerwerk der Kategorie 3 ist in vielen europäischen Ländern für Personen über 21 Jahren frei verkäuflich, nicht jedoch in Deutschland.
Silvester 2017: Wo sind die Gefahren von illegalen Böllern?
Die illegalen Böller zu Silvester 2017 sind eine Art unberechenbare Blackbox: Wie sind sie aufgebaut, wie reagieren sie - niemand weiß das. „So manch kleiner Böller, den wir angezündet haben, enthielt auch Sprengstoff. Die Wirkung ist dann viel, viel heftiger“, sagt BAM-Sprecherin Ulrike Rockland.

Bei einem geprüften Feuerwerkskörper käme ein Mensch mit leichteren Verbrennungen davon. Doch illegale Knallkörper enthalten statt Schwarzpulver einen Knallsatz mit Metallpulver. „Dann reißt es ganze Finger, oder sogar die ganze Hand ab. Das wirkt wie eine Granate“, beschreibt Professor Raymund Horch, Präsident der Fachgesellschaft für plastische Chirurgen DGPRÄC, die Folgen. Viele Patienten hätten auch erzählt, dass der ausgegangene Böller bei dem Versuch, ihn noch mal anzuzünden, mit einem überaus lautem Knall in der Hand explodiert sei.
Dass die illegale Einfuhr von Böllern zu Silvester kein Kavaliersdelikt ist, sagt Jens Flören von der Bundespolizei in Nordrhein-Westfalen. Der Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz kann demnach mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden. Auch im Westen Deutschlands an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden fing die Bundespolizei in den letzten Jahren immer wieder explosive Transporte ab. „Wenn da jemand kommt und hat drei, vier Kisten mit nicht zugelassenen Sprengkörpern drin, dem kann man unterstellen, dass er es bewusst eingekauft hat, weil es billiger ist und er meint, er hat dann einen größeren Effekt.“ Die Fachleute von TÜV Rheinland empfehlen, Feuerwerk prinzipiell nur aus sicheren Quellen zu beziehen, beispielsweise Supermärkte, Baumärkte und Warenhäuser.
Ein weiteres großes Problem besteht darin, dass deutsche Familien die Gefahren von Feuerwerkskörpern jedes Jahrs aufs Neue unterschätzen. Der AXA Kindersicherheitsreport aus dem Jahr 2015 zeigte, dass fast jede sechste Familie ihren Kindern erlaubt, Raketen und andere Feuerwerkskörper ab 18 Jahren zu zünden; sechs Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren dürfen das sogar unbeaufsichtigt.
Nicht umsonst werden vor allem Kinder und Jugendliche in der Zeit rund um den Jahreswechsel mit typischen Brandverletzungen an den Händen, Ohren oder Augen eingeliefert. Für ein garantiert verletzungsfreies und vor allem entspanntes Silvester sollten Eltern deshalb geschlossen dafür sorgen, dass ihre Sprösslinge dieses Jahr wirklich beim Kinderfeuerwerk bleiben - und zwar nicht zuletzt wegen des nach wie vor unübertroffenen Zaubers einer Wunderkerze.
Silvester 2017: Darf man Blindgänger noch einmal zünden?
Wenn Böller nicht funktionieren, sollte man das Abfeuern nicht erneut versuchen. Im Extremfall kann der Blindgänger sonst beim Anfassen explodieren, warnt der TÜV Thüringen.
Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) empfiehlt in einer solchen Situation, etwa 15 Minuten zu warten und sich erst dann dem Blindgänger zu nähern. Er kommt dann in einen Eimer mit Wasser und anschließend in den Hausmüll. Denn wer sich am Lichterspektakel beteiligt, ist verpflichtet, Böller und Raketen von den Straßen und Gehwegen wieder zu entfernen, wenn sie ausgekühlt sind.
Silvester 2017: Kfz-Versicherung übernimmt nicht alle Schäden
Für Fahrzeughalter kann die Silvesternacht unangenehm werden. Entstehen Schäden am Auto durch Böller, muss der Besitzer unter Umständen selbst für diese aufkommen, teilt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hin. Beschädigt ein glimmender Böller den Autolack oder andere Fahrzeugteile, zahlt die Teilkaskoversicherung des Autobesitzers nicht. Sie springt nur dann ein, wenn das Fahrzeug durch den Brand oder die Explosion einer Rakete beschädigt wird. Hat jedoch ein Unbekannter den Wagen mutwillig ramponiert, zum Beispiel einen Böller auf dem Dach gezündet, leistet nur die Vollkaskoversicherung Schadenersatz.
Doch nicht nur bei Autos gibt es an Silvester eine extra Regelung. Auch Silvester-Muffel müssen sich im klaren sein, dass die Gefahr eines Schadens, beispielsweise am eigenen Haus, höher ist als sonst. Wer also Feuerwerkskörper zündet, muss Schutzmaßnahmen ergreifen. Man kann dabei auch präventiv handeln: Der Deutsche Feuerwehrverband warnt vor der Lagerung entzündlicher Materialien.
Silvester 2017: So feiert die Welt den Jahreswechsel
Silvester wird auf der ganzen Welt anders gefeiert, jedoch nicht immer mit Raketen und Böllern. Laut wird es meistens trotzdem.
Wer übrigens am Silvesterabend nicht auf die Kult-Sendung "Dinner for One" verzichten möchte: Wir haben für Sie die Sendetermine des Kult-Sketches zusammengefasst.
Videos: Glomex