Silvester-Feuerwerk: Diese Gefahren müssen Sie heute kennen!
München - Vorsicht beim Silvester-Feuerwerk! Ein Münchner HNO-Professor warnt: Diese Gefahren müssen Sie heute beim Böllern kennen.
Etwa 35 Euro lässt sich jeder Deutsche – rein statistisch gesehen – das Silvester-Feuerwerk kosten. Aber einige tausend Menschen müssen leider einen wesentlich höheren Preis dafür bezahlen: Sie tragen bei Unfällen zum Teil bleibende Schäden davon. Neben schweren Augenverletzungen und Brandwunden kommen Hörschäden besonders häufig vor. Gerade letztere werden immer wieder unterschätzt. Dabei kann heute schon ein einziger Böller fatale Folgen haben. „Wenn er direkt neben dem Ohr explodiert, ist man im schlimmsten Fall hinterher taub“, warnt Professor Dr. Wolfgang Wagner. In der tz erklärt der HNO-Chefarzt des Städtischen Klinikums Schwabing, warum Feuerwerkskörper für die Ohren so gefährlich werden können.
Der Fachbegriff für die gefürchtete Verletzung durch Silvester-Feuerwerk heißt Knall- und Explosionstrauma. Es wird durch sogenannten Impulslärm hervorgerufen – Lärm mit Schalldruckspitzen. So können Böller, gezündet in einer Entfernung von zwei Metern zum Ohr, einen gewaltigen Schalldruckpegel von über 160 Dezibel erreichen. Zum Vergleich: Discomusik erzeugt etwa 110 Dezibel, ein Presslufthammer kann Spitzenwerte von circa 120 Dezibel erreichen. Doch bereits 85 Dezibel können – wenn sie längere Zeit aufs Ohr treffen – Hörschäden anrichten. Und bei circa 120 Dezibel reicht unter Umständen schon eine kurze Einwirkung aus, um das Ohr zu verletzen.
Silvester-Feuerwerk: Das kann heute bei extrem hohem Lärm passieren

„Extrem hoher Lärm schädigt die kleinen haarartigen Fortsätze an den Sinneszellen. Diese Fortsätze heißen in der Fachsprache Stereozilien“, erläutert Prof. Wagner. „Sie knicken regelrecht ab. Kaputte Stereozilien erholen sich nicht wieder. Je mehr Stereozilien der etwa 30 000 Sinneszellen zerstört sind, desto größer ist der Hörverlust.“
Experten sprechen dann von einer sogenannten Innenohrschwerhörigkeit – der Überbegriff lautet Schallempfindungsschwerhörigkeit. Davon sind in Deutschland etwa zehn bis 15 Millionen Menschen betroffen. Eine gewaltige Zahl, die freilich nur zu einem geringen Teil Feuerwerksunfällen geschuldet ist. „Der Hauptrisikofaktor ist das Alter“, berichtet der Hals-Nasen-Ohren-Spezialist. „Wir gehen davon aus, dass jeder zweite Mann und jede dritte Frau über 65 Jahren an einer Schallempfindungsschwerhörigkeit leidet.“
Immerhin: Man kann selbst einiges tun, um seine Ohren bereits in jüngeren Jahren zu schützen. „Prophylaxe ist das A & O – ob am Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten“, erläutert Wagner, „denn eine amerikanische Studie hat gezeigt, dass sich auch kleinere Lärmschädigungen im Laufe eines Lebens summieren können. Oder vereinfacht ausgedrückt: Unsere Ohren vergessen nichts.“
Silvester-Feuerwerk: Darauf sollten Sie heute beim Böllern achten
Das gilt für das heutige Silvester mit den hohen Lärmbelastungen natürlich besonders. „Deshalb sollte man ein Feuerwerk nur aus sicherer Entfernung verfolgen und Kracher oder Raketen auch selbst nie unkontrolliert abfeuern“, rät Wagner.
Wenn trotzdem ein Unfall passiert ist, bleibt den Opfern nur der Weg zum HNO-Arzt. Bei größeren Verletzungen wird das lädierte Ohr in der Regel für mehrere Tage mit hochdosiertem Kortison behandelt. „Damit versucht man, die Selbstheilungskräfte des Ohres zu unterstützen“, erklärt der Professor. „In Einzelfällen kann auch eine Therapie in einer Sauerstoffkammer eine Alternative sein. Es gibt Hinweise, dass diese Methode bei akuten Lärmschäden wirksam sein kann.“
Trozt aller Warnhinweise werden in Deutschland nach Silvester jährlich an die 10.000 Patienten wegen Innenohrschädigungen behandelt – und die Dunkelziffer ist hoch, weil viele Patienten nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt zum Arzt gehen. „Das Risiko, einen Hörschaden zu erleiden, ist zum Jahreswechsel stark erhöht – selbst, wenn man selbst gar keinen Böller in die Hand nimmt“, weiß Prof. Wagner. „Deshalb sollte man an Silvester besonders darauf achten, seine Ohren zu schützen!“
Und wie halten Sie es mit dem Feuerwerk?
Mark Rumpp, Software-Techniker, DachauAm liebsten sind mir Batterien: Feuerwerk gehört für mich einfach zu Silvester dazu. Ich habe am liebsten Batterien, die laufen zwei, drei Minuten. Da kann man in Ruhe zuschauen und richtig entspannt genießen. Donnerschläge gibt es bei uns keine – wir haben eine Katze daheim. Mark Rumpp, Software-Techniker, Dachau

Alexandra Wenzl-Sylvester, Jurastudentin, SchwabingMein Name ist Verpflichtung: Wenn man so heißt wie ich, muss man Silvester richtig feiern! Ich kaufe dafür immer Raketen und Knallerbsen. Heuer könnte es aber etwas schwieriger werden, weil ich mit meinen Eltern fein essen gehe. Zu einem Sechs-Gänge-Menü. Ob man da Feuerwerk mitnehmen darf? Alexandra Wenzl-Sylvester, Jurastudentin, Schwabing

Andreas Beez