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Münchner Todesschütze nannte sich lange vor Tat selbst „Amokläufer“

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Jahrestag der Amoknacht in München
Zum Jahrestag des Amoklaufs von München mehren sich die Hinweise auf rechtsextremistische Motive des Täters (Symbolfoto). © dpa

Zum Jahrestag des Amoklaufs von München mehren sich die Hinweise auf rechtsextremistische Motive des Täters. Vor seiner Tat soll David S. rassistische Terrorfantasien gehabt haben, berichten Medien.

München - Wie der „Spiegel“ berichtet, offenbaren die Dokumente rassistische Terrorfantasien, in die sich David S. in den Tagen vor dem Amoklauf hineingesteigert haben soll: Dazu gehörten Anschläge in mehreren Städten, gleichzeitige Amokläufe an bayerischen Hauptschulen und ein Bombenanschlag mit einem Lkw, schreibt das Nachrichtenmagazin.

Am 22. Juli 2016 hatte David S. bei seinem monatelang geplanten Amoklauf neun Menschen erschossen, die meisten waren Jugendliche mit südosteuropäischen Wurzeln. Anschließend erschoss er sich selbst.

Lesen Sie hier „Schwierige Rückkehr zur Normalität: ein Jahr nach dem Münchner Amoklauf“ 

Er wollte „Amokläufer Z“ genannt werden

Schon ein knappes Jahr vor der Tat am Olympia-Einkaufszentrum bezeichnete sich der psychisch kranke Schüler selbst als „Amokläufer“. Er habe bei einem Klinikaufenthalt gegenüber Mitpatienten mehrfach geäußert, er wolle nicht mit seinem Namen, sondern mit „Amokläufer Z“ angesprochen werden. Das geht aus einer Antwort des bayerischen Innenministeriums auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Florian Ritter hervor. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete zuerst darüber.

David S. war im Sommer 2015 als 17-Jähriger wegen Depressionen und einer posttraumatischen Belastungsstörung in einer psychiatrischen Abteilung. Kurz nach seiner Volljährigkeit habe der Schüler, der iranische Wurzeln hat und ursprünglich Ali hieß, seinen Namen ändern lassen, schrieb die Zeitung. Bei dem Klinikaufenthalt hatte David S. auch Hakenkreuze gemalt und den Hitlergruß gezeigt.

Sein Ziel seien Menschen mit „türkisch-balkanischen Wurzeln“ gewesen, erläuterte Ritter unter Berufung auf ein Manifest des Täters. Schon ein Jahr vor der Tat habe er davon gesprochen, dass er Menschen aus dieser Gruppe - für ihn „Kakerlaken“ und „Untermenschen“ - „exekutieren“ werde. Ritter sprach sich dafür aus, die politische Motivation des 18-Jährigen stärker bei der Bewertung der Tat zu berücksichtigen. Das hatten zuvor auch die Grünen verlangt.

Sein Vorbild: ein Massenmörder

Das Vorbild des Schülers war unter anderem der rechtsextremistische norwegische Massenmörder Anders Breivik: Er beging seine Tat am fünften Jahrestag von Breiviks Morden. Die Ermittler hatten Hinweise auf seine extremistische Gesinnung genannt, als Motiv aber persönliche Kränkung durch jahrelanges Mobbing gesehen.

An diesem Samstag wollen Spitzen von Stadt, Staatsregierung und Landtag sowie Angehörige der Opfer am Olympia-Einkaufszentrum zu einer Gedenkfeier zusammenkommen. Dabei soll ein Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben werden. Es besteht aus einem Gingko-Baum, den ein zwei Meter hoher Edelstahl-Ring mit den Namen und Bildern der Opfer umfasst.

Philipp K., der Händler, von dem David S. im Darknet die Tatwaffe gekauft haben soll, muss sich vom 28. August an unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor dem Münchner Landgericht verantworten.

Lesen Sie hier ein Interview zur Amoknacht in München mit dem Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins.

dpa

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