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Kroatien: Darum ist das Urlaubsland plötzlich so teuer

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Für Jahrzehnte galt Kroatien als das Traum-Urlaubsland: Klarstes Wasser, Sonne garantiert und die Preise von günstig bis moderat. Doch plötzlich ist das alles nicht mehr so. Doch was sind die Gründe?

Zagreb - Viele machen es sich wohl zu einfach mit der Erklärung, dass nur die Einführung des Euros Schuld an der Teuerung ist. Dies bestreitet jedenfalls die kroatische Politik. Und es gibt tatsächlich auch weitere Faktoren: „Kroatiens Wirtschaft hat nach wie vor mit einer anhaltenden Energiekrise sowie der Inflation, die im November 2022 mit 13,5 Prozent ihren Höchststand erreichte, zu kämpfen, was unweigerlich zu einem allgemeinen Anstieg der Preise führte“, berichtet Michael Müller vom Portal kroati.de in einer Aussendung. Die zusätzliche Währungsumstellung am 1. Januar sei aber deswegen zum ungünstigen Zeitpunkt gekommen.

Unterkünfte wegen Inflation und höheren Löhne teurer

Eine Promenade in Kroatien bei Sonnenuntergang.
Eine Hafen-Promenade in der Nähe von Sibenik. © Markus Christandl

Heuer hätten zahlreiche Besitzer und Vermieter von Ferienwohnungen in Kroatien die Preise für Unterkünfte signifikant erhöht. Sie begründeten diese Preiserhöhung mit der Inflation, den gestiegenen Betriebskosten aufgrund der Energiekrise sowie den gestiegenen Löhnen des Reinigungspersonals. Als zusätzliche Gelegenheit wurden die geplante Umstellung von der Kuna zum Euro genutzt, um die Preise in die Höhe zu treiben. In einigen Fällen wurden für Unterkünfte bis zu 50 Prozent mehr als im Vorjahr berechnet, ohne dass eine deutliche Verbesserung der Serviceleistungen erkennbar war, so Müller von kroati.de.

„Diese plötzliche Preisanpassung hat bei vielen Urlaubern für Verwunderung und Unmut gesorgt: Obwohl in den Anfangsmonaten des Jahres 2023 die Hauptsaison von Juni bis September gut gebucht war, führten die explodierenden Preise zu einer Welle von Stornierungen.“ Dies habe wiederum eine Unterbelegung der Unterkünfte von bis zu zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bewirkt. Als Reaktion darauf hätten viele Vermieter die Preise für Unterkünfte kurzfristig wieder stark reduziert, um Buchungslücken zu schließen.

Lebensmittelpreise steigen enorm

Urlauber sonnen sich in einer Bucht vor Split in Dalmatien.
Urlauber sonnen sich in einer der Buchten vor Split. © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

In den kroatischen Supermärkten sind die Preise ebenfalls stark gestiegen. Vergleicht man die Preise, stellt man schnell fest, dass viele Lebensmittel weitaus teurer sind als in Deutschland oder Österreich. „In den Jahren 2022 und 2023 erlebte Kroatien eine beunruhigende Zunahme der Lebensmittelpreise, die sowohl die Verbraucher als auch die Wirtschaft des Landes stark belastete“, sagt Müller. Diese Teuerungen wurden unter anderem durch gestiegene Energie- und Transportkosten verursacht, die zu erhöhten Produktions- und Lieferkosten führten und letztlich direkt auf die Konsumenten übertragen wurden. Die gestiegenen Treibstoff- und Energiekosten wirkten sich ebenfalls nachteilig auf die gesamte Lebensmittel-Lieferkette aus. Dadurch erreichten die Lebensmittelpreise in Kroatien teilweise höhere Niveaus als in den benachbarten Ländern.

Zwiebeln kosten das Doppelte

Beispiele dazu: Die Preise in Bäckereien haben sich um etwa 15 Prozent erhöht. Im Einzelhandel zeigt sich eine ähnliche Entwicklung, wobei Produkte wie Milch, Hühnerfleisch und Bier im Durchschnitt um etwa 17 Prozent gestiegen sind. Besonders auffällig ist der Preisanstieg bei Gemüse. Müller: „Grünkohl verzeichnete eine Steigerung von 188 Prozent, rote Zwiebeln von 95 Prozent, Zitronen von 90 Prozent, Orangen von 89 Prozent, Äpfel von 86 Prozent und Karotten von 80 Prozent.“

Kroatische Spezialitäten und ein Bier auf dem Tisch eine Gaststätte.
Kroatische Spezialitäten: Tintenfisch und Pleskavica. © Markus Christandl

In den Jahren 2022 und 2023 verzeichnete auch die kroatische Gastronomie deutliche Preissteigerungen. Müller: „Einfache Restaurants ebenso wie gehobene Lokale waren gleichermaßen von diesem Trend betroffen. Die Kosten für ein Mittag- oder Abendessen sind bisweilen um etwa 20 bis 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr anstiegen. Selbst alltägliche Getränke wie Kaffee und alkoholische Drinks verzeichneten Zuwächse von bis zu 25 Prozent.“

Mindestlohn steigt

Die Gründe für die Preisanstiege in der Gastronomiebranche seien vielschichtig. „Neben Investitionen in die Infrastruktur spielen auch hier die steigenden Rohstoffkosten, erhöhte Lebensmittelpreise und die Inflation eine entscheidende Rolle. Hinzu kommen Maßnahmen der Regierung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Erhöhung des Mindestlohns. Einige geben auch dem Wechsel von der kroatischen Kuna zum Euro die Schuld, obwohl die Regierung hier dementiert.

Aperol Spritz für elf Euro

Allerdings habe laut Müller der Währungswechsel zu vereinzelten illegalen und verdeckten Preisanpassungen von Gastronomen geführt. Trotz empfindlicher Strafen gestalte sich die Überwachung sämtlicher Betriebe in der Praxis als schwierig. Dies führte zu willkürlicher Preiskalkulation. Beispiele wie eine einzelne Eiskugel für fünf Euro in Dubrovnik, ein Burger für 22 Euro in Rovinj oder ein Aperol Spritz für elf Euro in Šibenik lösten auch bei den Einheimischen nur ein Kopfschütteln aus.

Und auch die Kroaten leiden. Ein Restaurantbesuch wird für viele mittlerweile zum Luxus-Erlebnis. „Während einige Betriebe kurzfristig von den gestiegenen Preisen profitieren konnten, haben viele Verbraucher nach wie vor Schwierigkeiten, mit den erhöhten Kosten Schritt zu halten“, so Müller. Wie es weitergeht? Abwarten.

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