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Zu viel Fitness schadet offenbar dem Immunsystem – Studie findet bedenkliche Hinweise

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Eine neue Studie findet eine mögliche Kehrseite intensiver körperlicher Betätigung. Ist der Körper nach dem Sport besonders anfällig für Krankheiten?

Washington – Schlechte Nachrichten für alle Fitnessfanatiker und Sportjunkies: Exzessives und hochintensives Training kann das Immunsystem zeitweise schwächen. Das legt zumindest eine neue Studie einer US-Forschungseinrichtung nahe, in der gesunde Feuerwehrleute nach intensiver körperlicher Belastung untersucht wurden. 

Um die regulatorischen Prozesse unter realen Bedingungen zu untersuchen, haben Forscher eine Multi-Omics-Analyse von drei Körperflüssigkeiten (Blutplasma, Urin und Speichel) durchgeführt, die von gesunden Feuerwehrmännern vor und nach einer Trainingseinheit gesammelt wurden. Dazu mussten die elf Probanden 45 Minuten lang bis zu 20 Kilogramm Ausrüstung über hügeliges Gelände schleppen.  

Zu viel Fitness macht das Immunsystem offenbar anfälliger für Atemwegsinfektionen

Das Ergebnis: „Menschen, die sehr fit sind, könnten unmittelbar nach einem anstrengenden Training anfälliger für virale Atemwegsinfektionen (d.R.: wie zum Beispiel Corona oder Bronchitis) sein“, erklärt Studienleiter Ernesto Nakayasu vom Pacific Northwest National Laboratory (PNNL). „Die geringere Entzündungsaktivität zur Bekämpfung einer Infektion könnte hierfür eine Ursache sein“, so der Wissenschaftler. 

Es gibt zwar deutliche Hinweise darauf, dass mäßige körperliche Aktivität bei gesunden Menschen das Immunsystem langfristig stärken kann, aber was mit dem Immunsystem direkt nach einem starken Training geschieht, ist umstritten. 

„Wir wollten einen detaillierten Blick auf die Vorgänge im Körper werfen und sehen, ob wir in der Lage sind, die Gefahr einer Erschöpfung im frühesten Stadium zu erkennen“, erklärt Kristin Burnum-Johnson, bioanalytische Chemikerin am PNNL. 

Person joggt im Schneeregen
Bei Husten verzichtet man besser auf Sport. (Symbolbild) © Imago

Schadet Sport dem Immunsystem? Risiko von Infektionen womöglich nach Training erhöht

Es gibt bisher nur wenige verlässliche Belege für die Behauptung, dass intensives Training das Risiko von Infektionen erhöht, obwohl Patienten in einigen früheren Studien von Atemwegserkrankungen nach dem Sport berichtet haben.

Problematisch könnte dies für Arbeitnehmer sein, die ständig körperlich anstrengende Tätigkeiten in ihrem Arbeitsalltag ausüben, und die ein intensives Fitnesstraining erfordern, wie zum Beispiel Sanitäter, Polizisten, Umzugshelfer und Sportler. 

Besorgniserregend war das Resultat aufgrund dessen, dass die Anzahl der körpereigenen Moleküle, die bei der Abwehr von Entzündungen und anderen Infektionen unterstützend wirken, zurückgingen. Dies ging einher mit einem Anstieg von Opiorphin, einem Endorphin, das wie ein körpereigenes Opioid, also schmerzlindernd, wirkt. 

Fährt der Körper die Immunabwehr beim Sport zurück? Studie geht weiter

Was diese Veränderungen letztendlich für die kurzfristige Funktion des Immunsystems bedeuten, ist unklar, aber die Forscher haben ein paar Ideen: „Ausgeschüttestes Opiorphin könnte die Durchblutung der Muskeln während des Trainings erhöhen, um die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen zu verbessern“, schreibt das Team in seiner Arbeit. 

Weiter heißt es: „Wir vermuten, dass der Rückgang der Entzündungsmoleküle, den wir im Speichel nach dem Training beobachtet haben, ein adaptiver Mechanismus zur Verbesserung des Gasaustauschs als Reaktion auf den höheren zellulären Sauerstoffbedarf sein könnte.“ Um dies zu klären, gilt es noch weitere Untersuchungen und Studien durchzuführen.  

Es steht außer Frage, dass körperliche Betätigung geradezu Wunder für unsere Gesundheit bewirkt – von der Aufhellung der Stimmung bis zur Stärkung unseres Immunsystems. Doch wie in früheren Studien wurden auch in der neuen Untersuchung mögliche Anzeichen für eine Unterdrückung des Immunsystems bei den trainierten Feuerwehrleuten festgestellt. (ls)

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