Supermarkt mit extra langsamer Kasse: Skurrile Idee soll gegen Einsamkeit helfen
Extra langes Warten an der Supermarktkasse – was sich unbequem anhört, wird in 200 niederländischen Supermärkten gerade Realität. Bei den Kunden kommt es gut an.
München – Einkaufen kann definitiv anstrengend sein. Nicht nur muss man sich trickreicher Werbung für Süßigkeiten erwehren, fadenscheinige Rabatte durchschauen oder ziellos durch die Regale stromern, nur auf der Suche nach dieser einen japanischen Gewürzpaste. Auch bedarf es am Ende der Einkaufs-Hektik ein gewisses Maß an Geduld, wenn man sich ganz hinten in der Kassenschlange einordnet. Denn nach dem Stress ist abruptes Warten angesagt. Falls ein Kunde an der Kasse dann noch einen kleinen Plausch hält und die Schlange stockt, kann einem schnell die Hutschnur platzen.
Supermarkt mit extra langsamer Kasse: Skurrile Idee soll gegen Einsamkeit helfen
Die Supermarkt-Kette „Jumbo“ in den Niederlanden hatte jetzt aber eine zündende Idee, um den Ärger über das zusätzliche Warten vorzubeugen. Dabei verzichtet das Unternehmen auf vollautonome Kassensysteme, wie sie jetzt in einer Rewe-Filiale in München getestet werden. Auch werden keine weiteren Kassen installiert oder die Scan-Vorgänge verbessert. Die kreative Lösung des Unternehmens ist eine extra langsame Kasse, speziell geschaffen für die Menschen, die das Einkaufen entspannter angehen wollen. Also ein Gegenentwurf zur Express-Kasse. Dahinter steckt jedoch mehr als nur ein lustiges Projekt.
Längeres Warten gegen Einsamkeit – Plauderei ausdrücklich gewünscht
„Viele Menschen, speziell Ältere, fühlen sich manchmal einsam“, sagt Colette Cloosterman-van Eerd, Marketing-Chefin von Jumbo, laut des Newsportals unilad.com. Daher will ihr Unternehmen diesen Menschen beim Einkauf die Gelegenheit geben, neben den normalen eine langsamere Kassenschlange zu wählen. In dieser sei Quatschen mit den anderen Kunden oder der Kassenkraft ausdrücklich erwünscht, so unilad.com.

2019 eröffnete die erste Kletskassas – übersetzt Plauder-Kasse – ihr Kassenband. Im September 2021 endete die Testphase mit Erfolg. In immer mehr Jumbo-Märkten werde es in ganz Niederlande installiert. Das Unternehmen plant nach den Angaben von unilad.com die Plauder-Kassen in 200 seiner 670 Filialen. „Das ist eine kleine aber wertvolle Geste in einer digitalisierten Welt, die sich ständig beschleunigt“, wie die Marketing-Chefin erklärt. Und an Freiwilligen unter den Angestellten mangele es nicht.
Reaktionen der Mitarbeiter sind eindeutig – kein Mangel an Freiwilligen
Mit diesem Ansatz will das Unternehmen, abgesehen von der Versorgung mit Lebensmitteln, eine aktive Rolle in der niederländischen Gesellschaft einnehmen. Cloosterman-van Eerd: „Als Supermarkt-Kette sind wir im Herzen der Gesellschaft. Unsere Märkte sind wichtige Treffpunkte für viele Menschen. Daher wollen wir helfen, Einsamkeit zu erkennen und zu mindern.“ Aus diesem Grund seien Filialen mit diesem Feature speziell in Regionen vorhanden, die von Einsamkeit besonders betroffen sind.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Manchmal sind Plaudereien an einer normalen Supermarkt-Kasse jedoch nicht zu vermeiden. Beispielsweise, wenn plötzlich Entertainment-Star Thomas Gottschalk die überraschten Kunden abkassiert.