„Nur“ 500 Euro Trinkgeld: Mittelmeer-Kellner verfolgt Urlauber und stellt ihn zur Rede
Den Urlaub in Saint-Tropez hatte sich ein Mann aus Italien wohl anders vorgestellt. Nach einem Restaurantbesuch wird er verfolgt. Und könnte auf einer Liste landen.
Saint-Tropez – Kann man da noch von „die Quittung kassieren“ reden? Im Urlaub in Frankreich staunte ein italienischer Tourist wohl nicht schlecht, als ein Kellner ihm in Saint-Tropez nachjagte, weil der Mann aus Italien wohl zu wenig Trinkgeld am Tisch hinterlassen hatte. Der „sehr reiche Italiener“, dessen Identität nicht geklärt ist, habe laut den Lokalzeitungen Var Matin und Nice Matin, nach seinem Essen wohl „nur“ 500 Euro Trinkgeld in seinem Urlaub am Tisch des Restaurants an der malerischen Côte d‘Azur zurückgelassen.

Urlaub in Frankreich: Kellner jagt Italiener wegen „nur“ 500 Euro Trinkgeld
Während ein deutscher Rentner in Österreich einer Tretboot-Attacke ausgesetzt war, sei der Kellner nach Angaben der beiden Lokalzeitungen dem Gast aus Italien bis auf den Restaurant-Parkplatz in Saint-Tropez nachgejagt, um diesen entschieden auf seinen „Fauxpas“ hinzuweisen. Das Trinkgeld in Höhe von 500 Euro sei nicht ausreichend gewesen. „Er dachte, er ist großzügig gewesen, indem er 500 Euro hinterlassen hat, stattdessen wurde er zurechtgewiesen“, zitieren die beiden französischen Lokalzeitungen einen Freund des anonymen Italieners.
Der Kellner aus dem beliebten Urlaubsort an Frankreichs Côte d‘Azur hatte wohl eine andere Meinung. Wie Var Matin berichtet, habe der Kellner dem Italiener zu verstehen gegeben, dass die 500 Euro nicht genug seien. Stattdessen könne er sich noch ein wenig anstrengen und auf 1.000 Euro aufstocken, was bei dem Gesamtbetrag seiner Rechnung näher an die gewünschten 20 Prozent Trinkgeld komme. „Allerdings“, heißt es laut der Website des Autofahrerclubs, „sind es hier rund 15 Prozent des Betrags.“ Da erscheinen die Beschwerden einer Urlauberin in Italien über zwei Euro für einen leeren Teller und jene für einen fragwürdigen Restaurant-Service beinahe belanglos.
„Reicher“ Mann aus Italien im Frankreich-Urlaub: Touristen landen auf schwarzer Liste
Während ein Café in Italien für Furore sorgt, zeichnet die ungewöhnliche Trinkgeld-Jagd des Kellners aus Saint-Tropez offenbar ein Bild an der Côte d‘Azur, das weniger der Ausnahme als der Regel entspricht. Denn während der Mann aus Italien wohl nicht wusste, wie ihm geschieht, macht eine Praxis im Urlaubs-Paradies am Mittelmeer wohl die Runde, die auch über die Grenzen der Grande Nation hinaus für Aufsehen gesorgt hat. Denn in einem Bistro an der französischen Riviera landen vor allem Touristen im Frankreich-Urlaub, die beim Trinkgeld wohl nicht tief genug in Tasche greifen, ohne ihr Wissen auf einer geheimen Liste.
In Zeiten, in den Touristen betrunken auf dem Eiffelturm in Paris übernachten, gäbe es nach Angaben von Var Matin in einem Restaurant in Saint-Tropez eine schwarze Liste für „geizige“ Gäste, die das Personal angelegt habe. Darin solle festgehalten worden sein, wie viel Trinkgeld die Besucher gezahlt haben. Sei dieses nach Ansicht der Angestellten zu niedrig gewesen, sollen sie es aktiv verhindert haben, dass die Gäste ein weiteres Mal in dem Restaurant speisen konnten.
Frankreich-Urlauber in Saint-Tropez auf geheimer Trinkgeld-Liste: Bürgermeisterin spricht von „Erpressung“ und „Gaunerei“
Während in Italien eine Revolte in einer beliebten Adria-Urlaubsregion tobt, riefen die Enthüllungen sogar die Bürgermeisterin des beliebten Urlaubsorts an der französischen Riviera auf den Plan. Sylvie Sire sprach im Zusammenhang mit der Praxis des Restaurants in Saint-Tropez von „Erpressung“ und „Gaunerei“. Die „illegalen Praktiken“ müssten sofort eingestellt werden.
In Italien sind Restaurants an der Adria wegen eines ungebetenen Gastes besorgt, während es in Frankreich nicht erlaubt sei, Daten über die Trinkgelder und Ausgaben der Gäste zu erfassen, wenn diese weder der Datenerfassung zugestimmt noch Kenntnis von der Vorgehensweise erhalten hätten. Die „erzwungenen Trinkgelder“ kämen laut Sire einer „organisierten Erpressung“ gleich. Dies sei vom Wesen des Trinkgelds, das die Zufriedenheit der Kunden ausdrücken soll, weit entfernt.
Ob die Rüge des Kellners in Saint-Tropez diesem Wesen entspricht, darf – abseits aller Wertung – im Falle des italienischen Urlaubers zumindest bezweifelt werden. Bekannt ist jedenfalls nicht, ob seine Trinkgeld-Jagd von Erfolg gekrönt war.