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Katastrophe in Libyen: Ganze Viertel zerstört – bis zu 20.000 Tote in Hafenstadt

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Ein schweres Unwetter erfasst Libyen. Überschwemmungen sorgen für Tausende Todesopfer, zahlreiche Menschen werden vermisst.

Update vom 14. September, 20.36 Uhr: Die Zahl der Todesopfer könnte nach den Überschwemmungen in Libyen offensichtlich noch deutlich höher sein als bislang angenommen. Die Hafenstadt Darna im Nordosten Libyens habe es am schlimmsten getroffen. Der Bürgermeister Abdel-Monheim al-Gheithy erklärte gegenüber dem Fernsehsender Al-Arabija: „Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern. Ausgehend von den zerstörten Bezirken in der Stadt Darna können es 18.000 bis 20.000 Tote sein“.

Unwetter-Katastrophe in Libyen.
Große Teile der libyschen Hafenstadt Darna wurden bei der Unwetter-Katastrophe komplett zerstört. © Jamal Alkomaty/dpa

„Ganze Wohnviertel von der Karte verschwunden“: Katastrophe in Libyen mit verehrendem Ausmaß

Demnach berichten Augenzeugen, dass die Stadt noch „voller Leichen“ sei. Die Hoffnung darauf, die noch vermissten Menschen zu finden, würde geringer werden. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte: „Ganze Wohnviertel sind von der Karte verschwunden“. Die Lage sei „schockierend und herzzerreißend“. Die höchste Priorität habe nun, dass die Ausbreitung von potenziellen Krankheiten zu verhindern.

Die Bedingungen für die Rettungskräfte würden den Einsatz enorm schwer gestalten. Zufahrtsstraßen seien einfach weggeschwemmt, wichtige Brücken im Schlamm begraben. Kommunikationsverbindungen seien teilweise komplett abgerissen. Insbesondere der Osten von Darna sei von der Außenwelt abgeschnitten.

Update vom 14. September, 6.34 Uhr: Auch Tage nach der Flutkatastrophe in Libyen ist die Lage verheerend. Während die Hoffnung allmählich schwindet, Überlebende in den Trümmern eingestürzter Gebäude zu finden, befinden sich Rettungsteams im Dauereinsatz. Die Behörden sprachen zuletzt von 5000 Toten. Diese werden zum Großteil in Leichensäcke gehüllt und in Massengräbern beigesetzt. Unabhängig prüfen und bestätigen ließen sich die Zahlen laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) vorerst nicht.

Wie angekündigt hat das Technische Hilfswerk (THW) Hilfslieferungen, darunter Feldbetten und Stromgeneratoren, auf den Weg gebracht. Noch am Mittwochabend fuhren acht Lastwagen in Richtung Wunstorf bei Hannover, bestätigte ein Sprecher. Von dort aus soll die Fracht am Donnerstag nach Libyen gebracht werden. Auch ein Notfallteam der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kündigte für Donnerstag die Ankunft in der schwer betroffenen Hafenstadt Darna an.

Die verwüstete Hafenstadt Darna. Nach dem verheerenden Unwetter in Libyen wird das Ausmaß der Zerstörung langsam sichtbar.
Die verwüstete Hafenstadt Darna. Nach dem verheerenden Unwetter in Libyen wird das Ausmaß der Zerstörung langsam sichtbar. © Jamal Alkomaty/dpa

Apokalyptisches Unwetter in Libyen: Bürgerkriegsland bittet um internationale Hilfe

Update vom 13. September, 18.02 Uhr: Libyen hat ein internationales Hilfsgesuch gestellt. Das teilte das Technische Hilfswerk (THW) beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) mit. Die Katastrophenschutzorganisation bereitet nun Lieferungen von Hilfsgütern in das Überschwemmungsgebiet vor. Es werden kurzfristig Zelte mit Beleuchtung, Feldbetten, Decken, Isomatten sowie Stromgeneratoren zur Verfügung gestellt, sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner.

Wann genau die Hilfsgüter in den betroffenen Gebieten eintreffen, sei noch unklar, sagte die THW-Sprecherin. Rettungsteams fliegen vorerst nicht nach Libyen. Das könne sich aber noch anders entwickeln, so Lackner. Mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter aus den Golfstaaten Katar und Kuwait sind bereits eingetroffen, wie die staatlichen Nachrichtenagenturen beider Länder mitteilten.

Libyen erhält angesichts der Flutkatastrophe zudem vier Millionen Euro vom Entwicklungsministerium (BMZ). „Viele Menschen haben ihr Zuhause und vielleicht auch Familienangehörige verloren. Wir wollen dabei helfen, dass sie ein Dach über dem Kopf haben und schnell mit dem Nötigsten versorgt werden können“, teilte Ministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch mit.

Katastrophales Unwetter in Libyen: Halbe Stadt „einfach ins Meer gespült“

Update vom 13. September, 15.39 Uhr: In Libyen herrscht nach dem Unwetter weiterhin Ausnahmezustand. Besonders schwer wurde die Hafenstadt Darna getroffen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind mehr als 30.000 Menschen obdachlos geworden. Rettungskräfte suchen derzeit noch etwa 10.000 Vermisste. Doch die Hoffnung, Überlebende zu finden, schwindet.

Weite Teile der Stadt versinken währenddessen in meterhohem Schlamm. Videos in den sozialen Medien zeigten Fahrzeugkolonnen, die Tote abtransportierten und im Meer treibende Leichen. Mehr als 1000 unidentifizierte Leichen seien am Mittwoch in Massengräbern beerdigt worden, teilte ein Sprecher der Regierung im Osten des Landes mit. Auf diese Weise seien bereits 3000 Menschen beigesetzt worden. Behörden gehen allerdings davon aus, dass die Zahl noch weiter steigen könnte. Der Hilfsorganisation Care Libye zufolge sei das Gebiet um Darna bei einem Wasserstand von bis zu zehn Metern völlig zerstört worden. Kommunikations- und Stromnetze wurden durch die Überschwemmungen lahmgelegt.

Apokalyptisches Unwetter in Libyen: Halbe Stadt „einfach ins Meer gespült“

Erstmeldung vom 13. September: Bengasi – Nach extremen Regenfällen in Libyen haben Überschwemmungen den Osten des Landes heimgesucht. Das Unwetter hinterließ schwere Verwüstungen in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land. Einer der beiden rivalisierenden Regierungen zufolge sollen bereits 5200 Menschen ums Leben gekommen sein. Unabhängig lässt sich diese Zahl vorerst nicht bestätigen.

Verheerendes Unwetter in Libyen: Zehntausend Menschen werden noch vermisst

Rettungskräfte suchen weiter nach Überlebenden. Nach Angaben des Roten Kreuzes vom Dienstag (12. September) gelten rund 10.000 Menschen als vermisst. Aufgrund der katastrophalen Überschwemmungen sind viele Gebiete allerdings von der Außenwelt abgeschnitten.

Besonders dramatisch ist die Lage in der Hafenstadt Darna. Allein hier gebe es einem Sprecher der libyschen Not- und Rettungsdienste zufolge mehr als 2300 Tote und etwa 7000 Verletzte zu beklagen. Angesichts der Wassermassen brachen am Sonntag (10. September) zwei Staudämme in der Hafenstadt. „Drei Stadtteile wurden einfach ins Meer gespült“, schilderte Fotograf Mohamed al-Mneina der taz. Darna wurde inzwischen zum Katastrophengebiet erklärt.

Überschwemmungen nach Unwetter in Libyen: UN sichert Unterstützung in Millionenhöhe zu

Zwar sind viele Regionen ohne Internet und Strom. Doch allmählich zeigen Bilder und Videos in den sozialen Medien das Ausmaß der Zerstörung. Auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat waren betroffen. Der Bürgermeister in Schahat sprach von etwa 20.000 Quadratkilometern überfluteter Gebiete.

Inzwischen bieten immer mehr Länder ihre Unterstützung an. Die Vereinten Nationen sicherten Unterstützung in Millionenhöhe zu. Um den Menschen die nötige humanitäre Hilfe zukommen zu lassen, arbeite man mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern zusammen, erklärte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres. Der Sturz von Muammar al-Gaddafi im Jahre 2011 spaltete die Führung des nordafrikanischen Landes. Seitdem kämpfen zwei verfeindete Regierungen um die Macht.

Unwetter-Katastrophe: Auswirkungen des Klimawandels destabilisieren Libyen

„Die Lage in Libyen hat sich aufgrund jahrelanger Konflikte und Instabilität stetig verschlechtert, was durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt wurde“, sagte Ciaran Donnelly, Vizepräsident Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC). Die jüngsten Unwetter im Mittelmeerraum ließen sich laut Einschätzung von Fachleuten wahrscheinlich auf die Klimakrise zurückführen. Dafür sprächen „diese extremen Niederschläge in ganz, ganz kurzer Zeit“, erklärte der Kieler Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif am Mittwochmorgen (13. September) im Bayerischen Rundfunk.

Vor allem im Herbst seien sogenannte Mittelmeertiefs wie in Libyen besonders intensiv, „weil das Mittelmeer noch sehr, sehr aufgeheizt ist“, so Latif. „Auf der anderen Seite kann dann auch kalte Luft aus dem Norden auf diese warme Luft treffen, und das ist dann so ein explosives Gebräu.“ Sturm „Daniel“ hatte zuvor in Südosteuropa gewütet, darunter auch in Griechenland. Danach habe sich der Sturm „auf dem Mittelmeer noch mal richtig intensiviert“.

Bereits im vergangenen Jahr warnte der UN-Klimarat, dass das „Mittelmeer ein Klimawandel-Hotspot“ ist. Während Libyen mit den Wassermassen kämpft, trauert Marokko um die Opfer eines verheerenden Erdbebens. (kas/dpa)

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