Furchtbare Lage in Libyen: „An jeder Ecke riecht man tote Menschen“ – weitere Dämme bereiten Sorge
Die Flutkatastrophe in Libyen hat schlimme Folgen. Noch immer kämpft das zweigeteilte Land mit den Auswirkungen.
Bengasi – In Libyen sind in Folge fürchterlicher Überschwemmungen wohl zehntausende Menschen ums Leben gekommen. „An jeder Ecke riecht man tote Menschen“, sagte Osama Aly, Sprecher der libyschen Katastrophenschutzbehörde, dem Wall Street Journal. Es wird von bis zu 20.000 Toten ausgegangen.
Die Einsatzkräfte in dem Katastrophengebiet suchen unter den gewaltigen Trümmern weiterhin nach Leichen. Noch immer werden Tausende Menschen vermisst. Besorgte Blicke richten sich indes auf zwei weitere Dämme. Auch die Versorgung mit Trinkwasser bereitet Probleme.

Überschwemmungen in Libyen: Hilfe kommt, doch „Bemühungen sind klein im Vergleich zu den Schäden“
Die Herausforderungen in den Überschwemmungsgebieten Libyens sind gewaltig. Zwar sind über den Flughafen Bengasi immer mehr Hilfsgüter eingetroffen. Auch ein ägyptischer Flugzeugträger, der als schwimmendes Krankenhaus fungieren soll, legte an, wie Ägyptens staatlicher Informationsdienst bekannt gab. Doch Angaben von Helfern, Bewohnern und internationalen Beobachtern zufolge reicht das alles noch längst nicht aus.
Die Rettungsbemühungen sind klein im Vergleich zu den Schäden.
„Es ist so viel zerstört worden“, sagte Claudia Gazzini, eine Libyen-Analystin der International Crisis Group, gegenüber dem Wall Street Journal. Sie machte sich in der stark zerstörten Hafenstadt Darna, dem Epizentrum der Katastrophe, ein Bild von der Lage. Die Verteilung von Essen, Medikamenten, Planen und anderem bleibt offenbar schwierig. Helfer dringen nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen darauf, dass die Hilfseinsätze besser koordiniert werden.
Katastrophe in Libyen: Zweigeteiltes Land ein Problem, Sorgen um Trinkwasser
- Libyen ist faktisch zweigeteilt: Im Westen hat das Bürgerkriegsland eine Regierung, die international anerkannt ist. Im Osten, also dort, wo Sturm „Daniel“ besonders großen Schaden angerichtet hat, herrscht eine andere Regierung. Sie ist international nicht anerkannt.
- Zu dem Geruch verwester Leichen kommt der Gestank ungeklärter Abwässer.
- Es herrscht ein Mangel an Trinkwasser. Das schürt die Sorge, dass sich Krankheiten wie Cholera ausbreiten könnten.
Überschwemmung in Libyen: Weitere Dämme bereiten Sorge
Indes richtet sich der Fokus auch auf zwei weitere Dämme, die womöglich in Gefahr sind. Das UN-Nothilfebüro OCHA äußerte am Sonntag Sorge über den Dschasa-Damm zwischen der teils zerstörten Stadt Darna und Benga und den Kattara-Damm nahe Bengasi. Berichte über die Lage seien widersprüchlich. Angaben der Behörden zufolge seien beide Dämme in einem guten Zustand und funktionierten. Am Dschasa-Damm würden laut der Behörden Pumpen installiert, um den Druck von der Staumauer zu nehmen.
Italien wurde indes von einem schweren Erdbeben erschüttert. Menschen liefen aus Angst auf die Straßen. Verletzte gab es in der betroffenen Region jedoch zunächst offenbar nicht. (mbr mit dpa)