Wacken geht zu Ende: 175 Straftaten - Polizei zieht Bilanz

Das Wacken Open Air ist vorbei. Während über den schlammverkrusteten Wiesen nur noch ein schwerer Duft zurückbleibt, zieht die Polizei ein erstes Resümee.
Bereits am Sonntagmorgen vermeldete die Polizei in einem ersten Resümee, dass die letzten Stunden trotz regem Abreiseverkehrs überaus friedlich verliefen. Straftaten gab es nur wenige zu verzeichnen - vielmehr waren es Maßnahmen rund um den Verkehr, die die Einsatzkräfte beschäftigten. Am Samstag musste die Hauptstraße um 19.30 Uhr wegen der vielen Fußgänger noch gesperrt werden. Gegen 1 Uhr nachts ebbte der Publikumsverkehr dann wieder etwas ab, sodass der Farhzeugverkehr wieder fließen konnte. Erhebliche Behinderungen standen - vor allem auf der A23 - am Sonntag jedoch auf der Tagesordnung.
Insgesamt notierte die Polizei in der Wacken-Woche bis zum Sonntagmorgen rund 270 Verkehrsverstöße, darunter 17 Fahrten unter Drogen- oder Alkoholeinfluss. Rund 175 Straftaten wurden vermeldet, darunter fast 100 Diebstähle. Die Zahl der Körperverletzungen sei von 20 im Vorjahr auf acht beim diesjährigen Festival zurückgegangen.
Das große Aufräumen hat bereits begonnen
Während sich die zahlreichen Besucher am heutigen Tag auf den hart umkämpften Heimweg machten, begann in Wacken bereits das große Aufräumen.
Dabei sammeln Gabelstapler Bauzäune ein, die scheinbar zahllosen Kunststoff-Toilettenhäuschen werdengeputzt, und Mitarbeiter eines Landschaftsbau-Betriebs gehen auf den Wiesen, die vor Stunden noch Zeltstädte trugen, auf Müllsuche. Wo am Vortag Alice Cooper wie ein Derwisch über die Bühne fegte, sorgen Techniker und ein Kran dafür, dass von den Hauptbühnen bald nur noch Gerippe übrigbleiben, bevor sich sattes Grün und Rinderherden „ihr“ Wacken für ein Jahr wieder zurückerobern.
Schulkinder mit Müllsäcken helfen dabei: wie schon während des Festivals sammeln sie Flaschen und Dosen ein, um mit dem Pfand ihr Taschengeld aufzubessern.
Schlammpackungen gibt‘s in Wacken gratis
Wie immer - das betont die Polizei - war es auch 2017 in Wacken wieder friedlich. „Wacken, das ist ein Fest von 7 bis 70“, erklärt eine der Sicherheitsfrauen vor dem V.I.P.-Campingplatz, auf dem weder Schock-Rocker Alice Cooper noch Status Quo Frontmann Francis Rossi genächtigt haben. Und tatsächlich: als beim Auftritt der Thrash-Metal-Band Kreator am Samstag die Einschläge auf der Bass-Trommel des Schlagzeugs die Geschwindigkeit von Maschinengewehrsalven erreichen, spielt etwa 100 Meter von der Bühne entfernt ein Großvater mit der dreijährigen Enkelin Barbie im Schlamm - natürlich in Gummistiefeln und Regenhose.
„In Kurbädern muss man viel, viel Geld für Schlammpackungen bezahlen, das ist hier alles all-in“, scherzt Wacken-Mitgründer Thomas Jensen am Samstag über das nach Regenschauern aufgeweichte Gelände. Die Besucher reagierten sportlich: mit Schlitten, auf Luftmatratzen und nackter Haut schlitterten sie durch die trübe Brühe oder gingen mit Bierdosen als Köder „Schlamm-Angeln“.
Und irgendwie scheint die ganze Zeit jemand dabei zu sein, der eigentlich nicht mehr lebt: Lemmy Kilmister, 2015 gestorbener Frontmann der Band Motörhead. Ob „Metal-Queen“ Doro Pesch oder der 69-jährige Alice Cooper: Bands und Solisten erinnern an Lemmy oder spielen Coverversionen seiner Songs. Zum Abschluss ruft Jensen von der Bühne dazu auf, Lemmys Interpretation des David Bowie-Klassikers „Heroes“ mitzusingen, als diese auf einer Video-Leinwand abgespielt wird: „So laut, dass Lemmy uns hören kann“. Tausende stimmen ein.
So geht es 2018 weiter
Das Wacken Open Air findet auch 2018 statt. Viele Auftritte des Festivals werden sogar im Live-Stream übertragen, wie tz.de* berichtet.
dpa/sl
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