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„Unsere Berge fallen von alleine zusammen“: Tirol steht vor einem großen Problem

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Die Auswirkungen des Klimawandels werden auch in den Bergen immer dramatischer. Die Alpen sind in einem bedroht. Südtirol ist besonders betroffen.

Bozen – Die unaufhaltsamen Auswirkungen machen sich überall bemerkbar, auch in der Bergwelt hat der Klimawandel dramatische Folgen. Hohe Temperaturen und Wolkenbrüche im Wechsel lassen die Alpen bröckeln: Gleich mehrere Felsstürze brachten Bergwanderer an der Seiser Alm und den Drei Zinnen im Norden Italiens in Lebensgefahr.

Für Georg Simeoni, den Präsidenten des Alpenvereins Südtirol (AVS), ist dies ein deutliches Alarmsignal für die zunehmende Instabilität der Berge. Er warnt vor weiteren Eingriffen in die Natur.

Der Steinschlag ereignete sich vor den Augen der Alpinisten.
Bergwanderer beobachten den Felssturz am Langkofel oberhalb der Seiser Alm. © Il T Quotidiano/youtube

„Unsere Berge fallen von alleine zusammen“: Tirol steht vor einem großen Problem

Der Klimawandel mit immer weiter steigenden Temperaturen und Naturkatastrophen auf der Welt bedrohe die Alpen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß: Die Gletscher schmelzen, der Permafrost im Inneren der Gipfel taut auf. Besonders betroffen sind auch die Gipfel der Dolomiten in Südtirol.

Das dortige Kalkgestein, das die markanten Gipfel formt, reagiert besonders empfindlich auf die Auswirkungen des Klimawandels. Dies hat zu einer verstärkten Häufung von Felsstürzen geführt. Gerade erst ereignete sich am „Daumen“ der Fünffingerspitze in der Langkofelgruppe in den Südtiroler Dolomiten ein Felssturz, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde.

Georg Simeoni sieht dies als ein deutliches Alarmsignal: Es zeige die Brüchigkeit der Berge. Der Alpenverein Südtirol setzt sich dafür ein, die Bergwelt durch künstliche Eingriffe nicht noch mehr in Mitleidenschaft zu ziehen.

Die Natur braucht unseren Schutz, nicht alles, was technisch machbar wäre, darf auch realisiert werden.

Georg Simeoni, Präsident des Alpenvereins Südtirol (AVS)

Großes Problem in Tirol: Klimawandel und Massentourismus bedrohen die Alpen

Er plädiert dafür, auf Infrastrukturen in den Bergen, welche die Natur zusätzlich strapaziere, zu verzichten. Als Beispiel führt Georg Simeoni den Ausbau der Langkofelbahn an, für den in extrem sensiblen Gelände Felsen abgetragen werden müsste – und gegen den verschiedene Alpenvereine und Umweltverbände, darunter der AVS, protestieren.

Die zunehmenden Felssturz-Ereignisse „sollten uns achtsamer machen und ich rufe Liftbetreiber und politische Verantwortliche dazu auf, den Ausbau der Bahn auf die Langkofelscharte gründlich zu überdenken“, so der ASV-Präsident in einer Pressemitteilung. Er mahnt: „Die Natur braucht unseren Schutz, nicht alles, was technisch machbar wäre, darf auch realisiert werden“.

„Respekt vor der Natur wird immer kleiner“: Alpenverein warnt vor Bauprojekten in den Dolomiten

Anfang August hatten sich Alpenvereine und Umweltverbände am Fuße des Langkofels getroffen, um gegen einen Ausbau der Langkofelbahn zu protestieren. „Der Druck auf das alpine Umfeld wird immer größer und der Respekt vor der Natur immer kleiner“, stellte Georg Simeoni auf der dortigen Pressekonferenz fest.

„Bitte hören wir auf. Immerhin fallen die Berge schon allein zusammen.“

Georg Simeoni, Präsident des Alpenvereins Südtirol (AVS)

Als Präsident des Südtiroler Alpenvereins sei es seine Aufgabe, auf die „Verletzlichkeit der Natur hinzuweisen und die Politik und die Wirtschaft wachzurütteln, damit der alpine Raum endlich zur Ruhe kommen kann“.

 „Wir haben schon genug Infrastrukturen auf den Bergen. Abgesehen davon, möchten wir auch für unsere Nachkommen ein bisschen Natur zurücklassen“, erklärt Simeoni gegenüber der Neuen Südtiroler Tageszeitung, „Bitte hören wir auf. Immerhin fallen die Berge schon allein zusammen.“ Ein Schaden, der wohl kaum in Zahlen auszudrücken ist. Zum Vergleich: Studien zeigen, dass Klimaschäden allein Deutschland bis zum Jahr 2050 mehrere Hundert Milliarden Euro kosten werden.

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