49-Euro-Ticket – Senioren empört: „Die Alten werden diskriminiert“

Das 49-Euro-Ticket soll’s nur digital geben. Doch das könnte viele ältere Menschen vor Probleme stellen, befürchten Seniorenbeiräte.
München – Ein Ticket für alle soll es werden, günstig und umweltschonend obendrein. Am 1. Mai startet endlich das 49-Euro-Ticket, so hat es die Regierung gestern beschlossen. Das bundesweit gültige Monatsticket für den Nahverkehr soll den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel fördern und die durch hohe Preise belasteten Bürger entlasten. So wie das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem Vorjahr. Also alle ab in die Bahn? Von wegen!
Seniorin über 49-Euro-Ticket: „Das ist wieder eine Diskriminierung aller Senioren“
Der große Haken nämlich versteckt sich im Kleingedruckten: Das Ticket ist nur online erhältlich – und das schließt viele Interessierte aus. „Das ist wieder eine Diskriminierung aller Senioren. Nicht jeder der Älteren hat einen PC rumstehen oder besitzt ein Smartphone“, sagt Ingeborg Staudenmeyer vom Seniorenbeirat Neuhausen-Nymphenburg der tz. Die 74-Jährige ist stocksauer: „Es wird in unserer Gesellschaft wirklich nur noch an die Jungen gedacht!“
Zudem werde damit haufenweise Arbeit auf die Alten- und Servicezentren der Stadt zukommen: „Die werden dann sicher von vielen verzweifelten Senioren gebeten, die Tickets irgendwie auszudrucken.“ Auch Dr. Reinhard Bauer, Vorsitzender des Münchner Seniorenbeirats, ist empört. „Diese Fahrkarten-Entscheidung ist unzumutbar.“ Der 72-Jährige kündigt an: „Wir werden dagegen auf die Barrikaden gehen.“
Dabei sollte das Angebot eigentlich ein großer Schritt sein, alle Bevölkerungsgruppen für die Schiene zu begeistern – für alle, die die Digitalhürde meistern wollen, hier der tz-Check: So funktioniert das 49-Euro-Ticket.
In welcher Form wird das Ticket angeboten?
Per Smartphone-App oder mittels einer Chipkarte. Lediglich bis Jahresende soll auch ein zusätzlicher Gültigkeitsnachweis auf Papier anerkannt werden. Auf jeden Fall muss ein Abonnement abgeschlossen werden, das monatlich kündbar ist. Das Ticket ist personengebunden, kann nicht von anderen genutzt werden.
Wo gilt das 49-Euro-Ticket?
In allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Deutschland, also im Bahn-Regionalverkehr, Bussen, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen. Nicht enthalten sind ICE, EC und IC, Fernzüge oder Fernbusse.
Gibt es Mitnahmeregeln für andere Menschen, Fahrräder oder Hunde?
Anders als bei vielen geltenden Abo-Tarifen ist das nicht vorgesehen, auch nicht für Familienangehörige – ausgenommen Kinder bis zu sechs Jahren.
Was passiert mit bestehenden Abo-Verträgen?
Viele Verkehrsunternehmen und -verbünde weisen darauf hin, dass Abo-Verträge mit Laufzeiten über den 1. Mai hinaus auf das 49-Euro-Ticket umgestellt werden können. Teils soll dies automatisch geschehen. Ein umfassendes Angebot also, da sind sich die meisten Experten einig – wenn es denn auch für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich wäre.
Autoren: AGE, KH