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Aldi Nord in der Not: Discounter schreibt roten Zahlen

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Auslandsgeschäft, IT, Onlinehandel – Aldi Nord drückt der Schuh an vielen Stellen. Der Discount-Riese soll sogar in den Miesen sein.

Essen – Die Inflation steigt, was sich natürlich auch in den Geldbeuteln der Verbraucher bemerkbar macht. Beim Einkauf für das tägliche Leben wird deswegen gespart. In Supermärkten wie Edeka oder Rewe wird zu den günstigen Eigenmarken gegriffen, oder man geht öfters zu Discountern wie Aldi oder Lidl.

Die Preissteigerungen sind jedoch nicht allein der Inflation geschuldet. Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Ifo-Niederlassung in Dresden, geht davon aus, dass der Handel die Preissteigerungen dazu genutzt hat, die eigenen Gewinne kräftig zu steigern.

Aldi Nord in den roten Zahlen: Auslandsgeschäft weniger erfolgreich als erhofft

Allerdings scheint Aldi Nord nicht auf der Seite der Gewinner zu stehen. Das Handelsblatt berichtet, dass der Discounter bei einem internen Meeting im November 2022 roten Zahlen vermeldet hat. Die operative Marge soll gruppenweit bei minus 1,4 Prozent liegen. Da der Umsatz zugleich gestiegen sei, deute alles auf ein „massives Kostenproblem“ hin.

Aldi Nord
Bei Aldi Nord läuft es nicht rund © Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild

Dem Bericht zufolge gibt es mehrere Gründe für die schwierige Lage bei Aldi Nord. So ist das Auslandsgeschäft weniger erfolgreich als erhofft. In Frankreich und Dänemark habe man im vergangenen Jahr Verluste gemacht, alle anderen Ländergesellschaften seien profitabel gewesen, sagte ein Unternehmenssprecher.

Aldi Nord in den roten Zahlen: Geschäft in Dänemark wurde eingestellt

Das dänische Problem wurde inzwischen behoben, die Landesgesellschaft wurde aufgelöst und alle 186 Läden an Konkurrenten verkauft. In Frankreich kann Aldi nicht auf gleiche Weise agieren, es ist der nach Deutschland zweitwichtigste Markt. Im Nachbarland hat die Übernahme der französischen Discountkette Leader Price nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Dort will der Konzern jedoch weiter im Geschäft bleiben. Aber auch der deutsche Heimatmarkt bereitet Sorgen. Dem Bericht zufolge soll hier nach zwei Jahren mit Verlusten erstmals seit 2020 wieder knapp schwarze Zahlen geschrieben worden sein.

Ein Lichtblick für Aldi Nord ist die USA. Das Land ist das einzige weltweit, in dem beide Unternehmen präsent sind, Aldi Nord mit Trader Joe’s und die Schwester unter dem Konzernnamen. Trader Joe‘s wendet sich mit qualitativ hochwertigen Waren vor allem an Besserverdienende, wächst nicht nur rasant, sondern ist auch äußerst profitabel.

Aldi Nord in den roten Zahlen: Vereinheitlichung der IT mit Aldi Süd wurde abgesagt

Vor große Herausforderungen gestellt wird Aldi Nord auch durch die IT, mit der Einkauf, Logistik und Warenbestand abgewickelt werden. Eigentlich wollte der Konzern das System der Schwester Aldi Süd übernehmen, um den gemeinsamen Einkauf von Waren zu vereinfachen. Doch diese Vereinheitlichung wurde inzwischen abgeblasen.

Die beiden Schwesterunternehmen, wie auch den Konkurrenten Lidl, plagt aber auch ein weiteres Problem. Der Onlinehandel macht ihnen das lukrative Geschäft mit Aktionsware zunichte. Sie bleiben immer öfter auf ihrer Ware sitzen. Der Ausbau eines eigenen, gemeinsamen Onlineshops kommt nicht so richtig voran.

Ein Umbau soll nun die drängendsten Probleme von Aldi Nord lösen. Dazu soll das internationale Geschäft stärker von der Zentrale in Essen aus gesteuert werden. Dort sollen die Preisverhandlungen für alle Länder stattfinden und künftig auch das Sortiment zusammengestellt werden. Das soll zu deutlich niedrigeren Kosten führen. 

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