„Totalausfall“: Gewerkschaft droht mit wochenlangen Bahn-Streiks – eine gute Nachricht gibt es aber schon
Der Tarifkonflikt zwischen der EVG und der Deutschen Bahn eskaliert. Nach dem Abbruch der Verhandlungen will die Gewerkschaft die Bahn mit „wochenlangen Streiks“ in die Knie zwingen
Berlin – Der Tarifkonflikt zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Deutschen Bahn eskaliert. In der Süddeutschen Zeitung kündigte die Gewerkschaft „wochenlange Streiks“ und eine Lahmlegung des Schienenverkehrs an. Zwei Warnstreiks hätten eigentlich reichen müssen, um ein verhandlungsfähiges Lohnangebot von der Deutschen Bahn zu bekommen, so die EVG. „Aber die Bahn ist offenbar nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert“, sagte Cosima Ingenschay, die mit Kristian Loroch für die Gewerkschaft die Verhandlungen führt.
EVG: „Wer die Deutsche Bahn als Arbeitgeber hat, braucht keine Feinde mehr!“
Die Deutsche Bahn hatte die Gespräche der dritten Verhandlungsrunde vergangenen Mittwoch für beendet erklärt. Grund sei die Weigerung der Gewerkschaft, über das neue Angebot der Bahn für rund 180.000 Beschäftigte zu verhandeln, hatte der bundeseigene Konzern mitgeteilt. Es sah neben einem steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2850 Euro eine stufenweise Erhöhung ab März des kommenden Jahres von insgesamt 10 Prozent für die unteren und mittleren sowie 8 Prozent für die oberen Lohngruppen vor. Die Gewerkschaft hält das Angebot für nicht verhandlungsfähig.

„Der Staatskonzern DB AG erscheint mir als Arbeitgeber immer mehr wie ein Totalausfall“, sagte Andrea Wylegala, Mitglied des EVG-Bundesvorstandes. „Wer die Deutsche Bahn als Arbeitgeber hat, braucht keine Feinde mehr!“
EVG: Keine Warnstreiks in der kommenden Woche
Streiks in der kommenden Woche soll es aber noch keine geben. Derzeit werde über das weitere Vorgehen im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn beraten, berichtete die Tagesspiegel am Freitag aus Gewerkschaftskreisen. Im Gespräch sind demnach mehrtägige Warnstreiks oder mehrere Warnstreiks in einer Woche. Reisende würden mit mindestens zwei Tagen Vorlauf kontaktiert werden.
Die Deutsche Bahn hat die EVG aufgerufen, möglichst schnell weiterzuverhandeln. „Unsere Mitarbeitenden warten auf Geld, unsere Fahrgäste erwarten Lösungen“, sagte Bahnchef Richard Lutz in Berlin. „Wir fordern die EVG deshalb auf, die Verhandlungen unverzüglich fortzusetzen und die Tarifrunde nicht weiter in die Länge zu ziehen.“ Eine Lösung sei möglich und dringend nötig.
Lutz betonte, dass das aktuelle Arbeitgeberangebot das höchste der Konzerngeschichte sei. „Damit haben wir unser erstes Angebot mehr als verdoppelt und uns einen riesigen Schritt auf die Gewerkschaft zubewegt.“ Die EVG agiere mit einer Verweigerungshaltung, „die weder sinnvoll noch nachvollziehbar“ sei.
Nächster Verhandlungstermin erst Ende Mai
Die nächsten Streiks würden massiver ausfallen als bisher, kündigte die Gewerkschaft an. „Das System der Bahn ist so fragil, wenn wir da ein paar Stellwerke rausnehmen, dann bricht alles zusammen. Die neuen Streiks könnten sich mehrere Tage auswirken“, sagte Ingenschay der SZ. Konkrete Termine wurden noch keine genannt.
Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr. Vor allem kritisiert wurde am Angebot der Bahn, dass sie eine Laufzeit von 27 Monaten betragen soll. Der nächste Verhandlungstermin bei der Bahn ist für Ende Mai angesetzt. (mit Material von dpa)