Habeck begeistert: Taiwan-Chipkonzern baut Halbleiterfabrik in Dresden – Bund gibt Milliarden dazu
Der taiwanische Chipkonzern TSMC baut ein Halbleiterwerk in Dresden. Die Investitionssumme soll bei zehn Milliarden Euro liegen. Der Bund unterstützt mit weiteren Milliarden.
Update vom 8. August, 22.25 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) haben sich am Abend zur wegweisenden Entscheidung des taiwanesischen Chipkonzerns TSMC geäußert, ein Werk für die Produktion von Halbleitern in Dresden zu bauen.
„Heute gibt es eine weitere, große, wichtige Investitionsentscheidung für Deutschland. Wieder geht es um Halbleiter, also um Chips und Mikrochips, die eigentlich in allen Produkten, die wir heute technisch nutzen, schon drin sind und erst recht in Zukunft eingebaut werden“, erklärte Vize-Kanzler Habeck in einem Video-Beitrag seines Ministeriums bei Twitter (siehe unten). Zusammen mit den bisherigen Entscheidungen, die getroffen worden seien, „und den Förderungen, die wir ausgekehrt haben, gibt es ein wirkliches Ökosystem für die Halbleiter-Produktion in Deutschland. Beziehungsweise wird es geben. Denn wir haben ja noch diese große Abhängigkeit“, sagte der Norddeutsche.
Chipkonzern TSMC baut Halbleiterwerk in Dresden: Robert Habeck ist begeistert
Es gehe jetzt darum, in Deutschland „diese Produktion heimisch werden zu lassen. Daraus ergeben sich Aufträge für die gesamte Branche: Den Maschinenbau, die optischen Geräte, die notwendig werden, am Ende die Handwerker, die das alles errichten müssen“, meinte der Grünen-Politiker. Diese Zukunftsentscheidungen seien „nicht ganz billig, das ist richtig. Aber das ist die Technik, die wir in Zukunft haben, haben müssen, haben wollen“, erklärte er. Dass diese Firmen sich „für diesen Standort, für Deutschland entscheiden, zeigt und spricht dafür“, dass dieses Land wettbewerbsfähig sei, meinte er.
Spatenstich für die neue Halbleiterfabrik in Sachsen soll Anfang 2024 sein, die Eröffnung ist für 2027 geplant. „Deutschland entwickelt sich jetzt wahrscheinlich zu dem großen Standort für Halbleiterproduktion in Europa. Das ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit unseres europäischen Kontinents, und das ist wichtig ganz besonders natürlich für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands“, erklärte Kanzler Scholz am Rande eines Termins am Dienstag.
TSMC-Halbleiterwerk in Dresden: Taiwanesischer Konzern investiert in Sachsen
Erstmeldung vom 8. August:
Dresden – Der taiwanische Chiphersteller TSMC will ein Halbleiterwerk in Dresden errichten. Das kündigte der Konzern nach einer Vorstandssitzung am Dienstag an. TSMC erwartet demnach, dass die gesamte Investitionssumme zehn Milliarden Euro übersteigen wird. Die Bundesregierung wird nach Informationen des Handelsblatt rund fünf Milliarden Euro dazugeben. Das Geld soll aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen. Der Förderung muss die EU-Kommission noch zustimmen.
Das Werk soll gemeinsam mit den Konzernen Bosch, Infineon und NXP gebaut werden, die jeweils zehn Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten sollen. TSMC kommt auf 70 Prozent. Der Mitteilung zufolge sollen etwa 2000 Jobs geschaffen werden, Produktionsstart ist für 2027 angesetzt. Der Spatenstich soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 erfolgen.
TSMC hat das Grundstück in Dresden nach Handelsblatt-Informationen schon gekauft. An dem Standort sollen hauptsächlich Chips für die Automobilindustrie hergestellt werden.

Intel wird in Magdeburg mit Milliarden unterstützt
Erst im Mai hatte der deutsche Konzern Infineon mit dem Bau einer fünf Milliarden Euro teuren Chipfabrik in Dresden begonnen. Auch Bosch und das US-Unternehmen Globalfoundries unterhalten große Werke in Dresden. TSMC ist der größte Chipauftragsfertiger der Welt.
Die Bundesregierung unterstützt die Ansiedlung von Halbleiterfabriken mit Milliardensummen. So soll Intel in Magdeburg bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 30 Milliarden Euro für einen neuen Standort fast 10 Milliarden vom Staat erhalten. Infineon strebt für den Ausbau seines Dresdner Werkes eine staatliche Förderung von einer Milliarde Euro an.
Auch anderswo in Europa wird die Ansiedlung von Chipkonzernen mit Milliarden gefördert – während die USA ebenfalls zu großzügigen Subventionen greifen, um die Halbleiterproduktion ins Land zurückzuholen.
TSMC ist Schlüsselunternehmen für Smartphone-Hersteller
TSMC beherrscht die Fertigungsprozesse für besonders miniaturisierte und sparsame Chips und ist damit ein Schlüsselunternehmen für Smartphone-Anbieter wie Apple mit seinem iPhone. Die großen TSMC-Werke dafür sind am Firmenstandort in Taiwan – was angesichts der Spannungen mit Peking als geopolitisches Risiko für die gesamte Elektronikbranche gilt. TSMC baut gerade auch in den USA neue Fabriken.
Chips für die Autoindustrie benötigen meist weniger moderne Produktionsverfahren als etwa für Smartphones. Mit der Ausbreitung vernetzter Fahrzeuge und Elektroautos benötigt die Branche aber immer mehr davon. In der Pandemie war die Autoindustrie besonders hart von der Halbleiterknappheit angesichts der hohen Nachfrage unter anderem nach PCs betroffen. Mehrere Hersteller mussten zeitweise die Produktion aussetzen.
Mit Material von dpa