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Offizielle Zahlen: Deutsche Wirtschaft stürzt in Corona-Rezession - das Schlimmste kommt noch

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Die deutsche Wirtschaft wird von der Corona-Pandemie hart getroffen - das zeigen auch neue Zahlen, die das Statistische Bundesamt am Freitag vorgestellt hat.

Berlin/Wiesbaden - Deutschland ist im Zuge der Corona-Krise in eine Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik ist im ersten Quartal infolge der Corona-Krise deutlich eingebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Berlin mitteilte.

Obwohl die Ausbreitung des Coronavirus die Wirtschaftsleistung im Januar und Februar noch nicht wesentlich beeinträchtigte, ist dies demnach der stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009.

Corona-Krise: Deutsche Wirtschaft in Rezession - das Schlimmste kommt noch

Mit dem Konjunktureinbruch im ersten Vierteljahr ist nach Einschätzung von Volkswirten die Talsohle allerdings noch nicht erreicht. Die Bundesregierung rechnet im Gesamtjahr 2020 mit der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft Europas dürfte demnach um 6,3 Prozent schrumpfen, obwohl es im zweiten Halbjahr wieder aufwärts gehen soll.

Im Schlussquartal 2019 war die Wirtschaftsleistung nach neuer Berechnung der Wiesbadener Behörde gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurückgegangen. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“.

Corona-Krise: Wirtschaft vor Problemen - auch Kauflaune der Deutschen auf Tiefstand

"Stark rückläufig" waren im ersten Quartal laut Bundesamt die privaten Konsumausgaben. Auch die Investitionen in Ausrüstungen - also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - nahmen demnach deutlich ab. Die Konsumausgaben des Staates und die Investitionen in Bauten hätten dagegen stabilisierend gewirkt und einen noch stärkeren Rückgang des BIP verhindert, erklärten die Statistiker. Im Außenhandel gingen sowohl die Exporte als auch die Importe gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahres kräftig zurück.

Die Angst vor Kurzarbeit oder gar Arbeitsplatzverlust dämpft unterdessen tatsächlich auch die Stimmung der Verbraucher. Das Konsumklima sank nach Angaben der Marktforscher der Nürnberger GfK auf einen historischen Tiefstand. Die Corona-Pandemie könnte die Kauflaune der Menschen noch längere Zeit beeinträchtigen: Jeder Dritte glaubt einer GfK-Befragung zufolge, dass sich seine finanzielle Situation in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern wird.

Corona-Krise: Rezession ist da, Arbeitslosigkeit steigt aber kaum - vor allem wegen Kurzarbeit

In der Vergangenheit hatte vor allem die Kauflaune der Verbraucher Europas größte Volkswirtschaft am Laufen gehalten. Der deutsche Export hatte bereits 2019, belastet von internationalen Handelskonflikten und der Abkühlung der Weltkonjunktur, an Tempo verloren.

Kaum Veränderungen gab es im ersten Quartal 2020 indes bei der Zahl der Erwerbstätigen: Die Wirtschaftsleistung wurde dem Bundesamt zufolge von rund 45 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht - 0,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Corona-Pandemie habe sich somit von Januar bis März "nur verhalten in der Zahl der Erwerbstätigen niedergeschlagen, auch weil Kurzarbeitende als Erwerbstätige* zählen".

Allerdings gibt es auch gute Neuigkeiten für Teile der deutschen Wirtschaft: So sollen ab Mitte Mai die Grenzschließungen gelockert werden. Erneut in den Fokus rücken könnten Staatshilfen für Dividenden ausschüttende Konzerne: Das Münchner Unternehmen Knorr-Bremse gibt einem Bericht zufolge trotz Kurzarbeit allein 200 Millionen Euro an seinen Hauptaktionär ab. Ein Immobilienverband sieht eine gigantische Krise erst noch kommen.

dpa/AFP/fn

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