Automobil

„Ineffizient, teuer“: Viele Autobosse halten E-Fuels für Luftnummer - VW und BMW sehen das ganz anders

Die FDP hat E-Fuels gegen große Widerstände durchgesetzt. Doch bei den Herstellern tobt jetzt ein heftiger Streit, ob alternative Kraftstoffe die Lösung für die Probleme der Branche sind - oder eine Luftnummer.

München - In der EU dürfen Neuwagen mit Verbrennermotoren ab 2035 nicht mehr zugelassen werden. Die FDP hat eine Ausnahme für E-Fuels durchgesetzt: Werden Neuwagen künftig ausschließlich mit einem klimaneutralen Kraftstoff betankt, ist eine Zulassung weiterhin möglich.

Doch E-Fuels sind nicht nur politisch ein Thema, das polarisiert. So glauben einige Experten, dass bei großen Produktionsmengen der Herstellungspreis bei einem Euro liegen könnte. Andere sprechen davon, dass E-Fuels unwirtschaftlich sind und die Einführung Milliarden Euro verschlingen könnte. Auch unter Autoherstellern herrscht Uneinigkeit über die Zukunft des synthetischen Kraftstoffes.

Stellantis-Chef Tavaras über E-Fuels: Weg hin zu Elektroautos wird untergraben

In einem Beitrag des britischen Automagazins Autocar sagt Stellantis-Chef Carlos Tavaras, dass er E-Fuel als Möglichkeit zum Antreiben nicht-elektrischer Autos begrüße, selbst wenn der Verkauf von Neuwagen vollständig auf E-Autos umgestellt werde. Er betonte jedoch, dass die Ausweitung der Rechtsvorschriften für E-Kraftstoffe den bereits eingeschlagenen Weg hin zu batteriebetriebenen Elektroautos untergrabe.

„Ich bin bereit, mit voller Kraft auf Elektrofahrzeuge zu setzen und der Welt zu zeigen, dass ich der beste Elektrofahrzeughersteller bin“, so Tavaras. Nur für den Fall habe man allerdings dafür gesorgt, dass die Motoren für E-Fuels geeignet sind. Er habe keine Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit von Stellantis, ungeachtet der Vorschriften zu überleben. Seine Bedenken beträfen vielmehr die Auswirkungen auf die Gesellschaft, die sich aus dem Hin und Her bei der Gesetzgebung ergeben würden, und die Instabilität, die dies für einen riesigen Industriezweig mit Millionen von Beschäftigten mit sich bringt.

Zum Thema E-Fuels herrscht bei den Autobossen Uneinigkeit

Audi-Chef Duesmann: E-Fuels wird eine Absage erteilt

Auch Audi-Chef Markus Duesmann setzt auf voll auf den Elektroantrieb. In einem Spiegel-Beitrag betonte er die Notwendigkeit der Planungssicherheit für die Autobranche und ihre milliardenschweren Investitionen. „Audi hat eine klare Entscheidung getroffen: Wir steigen 2033 aus dem Verbrenner aus, weil das batterieelektrische Fahrzeug die effizienteste Methode für Individualmobilität ist.“

E-Fuels seien in der Herstellung deutlich ineffizienter, dadurch erheblich teurer. Sie kämen langfristig nur für bestimmte Mobilitätsformen wie den Flugverkehr oder die Bestandsflotte in Betracht.

Porsche-Chef Blume: E-Fuels sind eine sinnvolle Ergänzung für Fahrzeugbestand und in der Nische

Porsche-Chef Oliver Blume, der zugleich den VW-Konzern leitet, hat den Einsatz von E-Fuels jedoch verteidigt. „Mit Blick auf Verbrenner-Fahrzeuge sind E-Fuels eine sinnvolle Ergänzung, im Bestand und in der Nische.“ Die Autoindustrie sei „mitten in der Transformation“ und benötige Planungssicherheit. „Es geht darum, dass die EU-Kommission eine Möglichkeit aufzeigt, wie E-Fuels in Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor eingesetzt werden können - auch nach 2035“, sagte Blume dazu.

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

BMW-Chef Zipse: E-Fuels leisten substanziellen Beitrag im Fahrzeugbestand

Auch BMW spricht sich für die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe, aus. E-Fuels seien die einzige Möglichkeit, im Fahrzeugbestand „einen substanziellen Beitrag zu leisten“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Er stimme den Kollegen, die das befürworten, sehr zu, auch insbesondere, weil die BMW-Motoren darauf vorbereitet seien.

Rubriklistenbild: © Tom Weller/dpa

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