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Gefahr für die Energiewende: Rentner werden bei Krediten oft benachteiligt

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Die Sanierung von Altbauten ist ein wichtiger Baustein in der Energiewende. Doch für Rentner wird die Finanzierung oft zur Hürde.

München – Sanierung ist bei der Energiewende ein entscheidender Punkt. Denn wer sein Haus mit Dämmung und Co. energieeffizienter macht, kann damit eine Menge Emissionen einsparen. Doch ganz so einfach wie es auf dem Papier wirkt, ist die Umsetzung dieser ehrgeizigen Regierungspläne nicht. Denn Sanierungen sind in der Regel mit Kosten verbunden – und die zahlt man besonders bei Altbauten normalerweise nicht so einfach aus der Portokasse.

Viele Rentner besitzen Altbauten: Finanzierung von Sanierung oft nicht möglich

Also muss ein Kredit her. Doch vielen Hauseigentümern ist das gar nicht möglich. Das liegt daran, dass ein großer Teil der Altbauten, die genau jetzt sanierungsbedürftig wären, Rentnern gehören. Doch mit 70 Plus ist es oftmals schwierig, überhaupt einen Kredit zu bekommen. Das bestätigt auch Udo Zimmermann, Finanzberater bei Dr. Klein. Das Alter werde „sehr oft“ als Grund für die Ablehnung von Kreditanträgen genannt, erklärt er dem Tagesspiegel.

Doch das war noch nicht immer so. Die große Änderung kam mit einem neuen EU-Recht im Jahr 2016: der „Wohnimmobilienkreditrichtlinie“. Nach deren Erlass soll der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DGSV) seinen Mitgliedern eine Empfehlung ausgesprochen haben. Demnach sollten Kredite nur noch vergeben werden, wenn sie auch in der statistisch wahrscheinlichen Lebenszeit zurückgezahlt werden können, so die Zeitung. „Wer 70 ist und statistisch noch 18 Jahre zu leben hat, wird in dieser Zeit einen größeren Kredit zur Sanierung seiner Immobilie nicht zurückzahlen können“, so Zimmermann.

Beim DSGV hingegen heißt es, dass das „‘hohe Alter‘ eines Kredit-Antragstellers in aller Regel kein alleiniger Ablehnungsgrund“ sei, wie der Tagesspiegel erfahren hat.

Ab einem gewissen Alter zögern Banken, einen Kredit zu vergeben. (Symbolfoto)
Ab einem gewissen Alter zögern Banken, einen Kredit zu vergeben. (Symbolfoto) © IMAGO/La Nacion

Diskriminierung bei Krediten: Alter spielt eine Rolle

Doch die Realität sieht oftmals anders aus, wie ein Fall der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt. Eine 62-jährige Ärztin wandte sich an die Stelle, da ihr Volltilgungskredit für den Kauf einer Eigentumswohnung abgelehnt wurde. Die Begründung der Bank: Sie sei nur noch wenige Jahre vom Renteneintrittsalter entfernt. Man gehe davon aus, dass die Raten des Kredits, der nach zehn Jahren vollständig abbezahlt sein soll, nicht mehr gezahlt werden könnten, wenn die Dame in Rente ist. Dabei plante sie gar nicht in Rente zu gehen, sondern mindestens bis zum 72. Lebensjahr weiterzuarbeiten. Laut der Antidiskriminierungsstelle könnte man hier eine Benachteiligung annehmen.

Eins ist aber klar: Bei einem Kredit spielen also auch immer individuelle Parameter eine große Rolle. Letztlich entscheidet die Bank, ob sie das Geld verleiht, oder nicht – und das Alter scheint dabei auch eine bedeutende Rolle zu spielen. (ph)

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