Energiewende: US-Zeitung macht sich über Politik der Grünen lustig

Die klimaschädliche Kohle hat als wichtigster Energieträger in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Das nimmt das renommierte Wall Street Journal zum Anlass, gegen die deutschen Grünen zu schießen.
New York – Ein Drittel des in Deutschland erzeugten und eingespeisten Stroms stammte im vergangenen Jahr aus Kohlekraftwerken. Im Vergleich zum Vorjahr wurde 8,4 Prozent mehr Kohlestrom eingespeist, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden vergangenen Donnerstag mitteilte. 2021 hatte der Anteil demnach bei gut 30 Prozent gelegen.
Damit hat die klimaschädliche Kohle als wichtigster Energieträger in Deutschland sogar noch an Bedeutung gewonnen. Das dürfte die Grünen – allen voran Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) – ziemlich schmerzen. Im vergangenen Jahr musste die Ampel-Koalition für die Energieversorgung vermehrt auf Kohle setzen, da der russische Diktator Wladimir Putin Deutschland den Gashahn abgedreht hat. Und die Erneuerbaren Energien können die Leistung der fossilen Brennstoffe noch lange nicht auffangen.
„Die Kohle sorgt in urkomischer grüner Ironie dafür, dass das Licht an bleibt“
Das Wall Street Journal, eines der renommiertesten Wirtschaftsmagazine der Vereinigten Staaten, macht sich darüber lustig: „Wind- und Solarkraft funktionieren nicht, wenn kein Wind weht oder der Himmel bewölkt ist. Der Versorgungssektor ist auf billige und einfache Energiequellen-Alternativen angewiesen, um der Nachfrage in einer fortgeschrittenen Industriegesellschaft nachzukommen, wenn das Wetter nicht mitspielt. Billig und einfach bedeutet Kohle.“
Eine andere Erklärung für das Wiederaufleben der Kohle sei die politische Feindseligkeit von Deutschlands grüner Linker gegenüber der Atomkraft. Deutschland könnte seine Schiefergasreserven für eine sauberer verbrennende Alternative zur Kohle erschließen, aber auch diese Option sei politisch vergiftet. „So ist es die Kohle, die in urkomischer grüner Ironie dafür sorgt, dass das Licht an bleibt“, ätzt das Magazin.
Im Sinne des Klimaschutzes will die Koalition aus SPD, Grünen und FDP das Ende von Kohleabbau und Kohleverstromung „idealerweise“ von 2038 auf 2030 vorziehen. Für das rheinische Revier ist dies inzwischen so festgelegt. Für die ostdeutschen Kohlereviere will Habeck die Beschleunigung ebenfalls. Doch, schreibt das Wall Street Journal: „Bis jener Tag gekommen ist, finden die Politiker in Berlin vielleicht noch heraus, was der Markt bereits weiß: Fossile Brennstoffe bleiben für den Antrieb moderner Volkswirtschaften unverzichtbar.“
Stromerzeugung: Windkraft zweitwichtigste Energiequelle
Bis dahin sind es allerdings noch sieben Jahre. Denn immerhin stieg im vergangenen Jahr der Anteil der Erneuerbaren an der Erzeugung von 42,3 Prozent auf 46,3 Prozent. Die hinter Kohle zweitwichtigste Energiequelle war demnach die Windkraft. Der eingespeiste Windstrom stieg nach einem vergleichsweise windarmen Vorjahr um 9,4 Prozent auf knapp ein Viertel der Gesamtmenge.
Besonders deutlich nahm 2022 wegen der vielen Sonnenstunden die Einspeisung aus Photovoltaik-Anlagen zu – um rund 19,5 Prozent auf einen Anteil von 10,6 Prozent. Ein weiterer Grund für den Anstieg war laut Statistischem Bundesamt auch der vermehrte Zubau von Photovoltaik-Anlagen.
Die Stromerzeugung aus Kernenergie halbierte sich im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr wegen der Abschaltung von drei der sechs bis dahin noch betriebenen Kernkraftwerke. Der Anteil der Kernenergie machte nur noch 6,4 Prozent der eingespeisten Strommenge aus. Was das Wall Street Journal bei seinem Lob für die Kernenergie aber nicht erwähnt: Die nach Deutschland importierte Strommenge sank zum Vorjahr um 4,8 Prozent – besonders aus Frankreich ging die Menge wegen der dortigen technischen Probleme in den Atomkraftwerken um rund 62 Prozent zurück. Verlässlich sind diese also auch nicht.
Mit Material der AFP und dpa