Nach einem überraschend starken Jahresauftakt hat sich die Konjunktur allerdings spürbar eingetrübt: Ob Produktion, Exporte oder Industrieaufträge - überall zeigte der Trend im März stark nach unten. Selbst das „R-Wort“ wird wieder in den Mund genommen: „Die Rezessionsgefahren sind mitnichten gebannt“, sagte etwa Analyst Elmar Völker von der LBBW. Experten zufolge werden die Folgen der kräftigen Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) sowie weiterer führender Notenbanken für die deutsche Konjunktur unterschätzt.
Die deutsche Wirtschaft war Ende 2022 wegen der Belastungen durch Inflation und Energiekrise um 0,5 Prozent geschrumpft. Zwischen Januar und März stagnierte das BIP. Dadurch schrammte die Wirtschaft knapp an einer technischen Rezession vorbei. Davon sprechen Fachleute, wenn das BIP zwei Quartale in Folge sinkt.
Für nächstes Jahr erwartet die EU-Kommission nun immerhin einen Zuwachs beim deutschen BIP von 1,4 Prozent, in der Winterprognose wurde ein Wert von lediglich 1,3 Prozent angesetzt. Die hiesige Wirtschaft wäre 2024 damit auf Augenhöhe mit der französischen, die 2023 laut Brüsseler Prognose aber mit 0,7 Prozent deutlich stärker zulegen dürfte als in Deutschland.
Noch mehr Wachstum wird dieses Jahr in Spanien (plus 1,9 Prozent) erwartet - und auch in Italien (plus 1,2 Prozent), das lange Zeit als konjunktureller Nachzügler der Euro-Zone galt. Gentiloni sagte mit Blick auf die Prognosezahl für sein Heimatland: „Das hat es lange nicht gegeben.“
Die EU-Kommission geht zugleich davon aus, dass der Preisdruck im Euroraum noch länger hoch bleibt. „Die Inflation hat sich als hartnäckiger erwiesen als erwartet“, betonte Gentiloni. Für die Euro-Zone veranschlagt die EU-Kommission für 2023 einen Anstieg der Verbraucherpreise von 5,8 Prozent nach 5,6 Prozent in ihrer Winterprognose. Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 2,7 Prozent und in der Euro-Zone mit 2,8 Prozent recht hoch bleiben. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an, die für die Konjunktur als ideal gilt.
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