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Klima-Werbung „besonders dreist“: Harte Vorwürfe gegen Netto, Danone und weitere Unternehmen

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Danone wird von der Deutschen Umwelthilfe aufgrund von irreführender Werbung bezüglich Klimaschutz kritisiert
Danone wird von der Deutschen Umwelthilfe aufgrund von irreführender Werbung bezüglich Klimaschutz kritisiert. © IMAGO/Zoonar.com/Timon Schneider

Greenwashing ist ein verbreitetes Phänomen. Die Deutsche Umwelthilfe nimmt vier Unternehmen ins Visier, die angeblich in „besonders dreister“ Form Klimaneutralität vortäuschen.

Hannover/München - Werbung ist vollgepackt mit irreführenden Aussagen und Übertreibungen. Wann sind die Grenzen überschritten? Die Deutsche Umwelthilfe nimmt vier große Unternehmen ins Visier, welche die Öffentlichkeit angeblich mit „hochgradig irreführenden“ Versprechungen ködern, um ein ökologisches Gewissen zu suggerieren. Dabei handelt es sich um den Lebensmittelkonzern Danone, die Lufthansa-Tochter Eurowings, den Discounter Netto sowie Kochbox-Vertreiber HelloFresh.

„Eine Fluggesellschaft, die ihren Kundinnen und Kunden CO2-neutrale Flüge verkauft, handelt hochgradig irreführend. Ein in dickwandiges Plastik verpacktes Mineralwasser, das durch halb Europa zu uns in die Lebensmittelmärkte gekarrt wird, kann nicht klimaneutral sein. Anstatt ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten, führen Danone, Eurowings, HelloFresh und Netto Verbraucherinnen und Verbraucher schamlos hinters Licht“, lautet der harsche Vorwurf von DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch.

Danone: „Besonders dreiste“ Werbung? Auch Umgang mit Plastik wird kritisiert

Die DUH mit Sitz in Hannover hat gegen jene vier Firmen Klagen aufgrund von Verbrauchertäuschung eingereicht. Sie würden in „besonders dreister Form“ mit Klimaneutralität werben. Bei Danone, das 1919 in Barcelona gegründet wurde, bezieht sich der Vorwurf auf Werbung für die Mineralwasser-Marke Evian. Schon länger haben Umweltorganisationen den Lebensmittelkonzern im Visier. Auch der enorme Plastikverbrauch wird angeprangert.

Greenwashing: Umwelthilfe bemängelt „fragwürdige Kompensationsprojekte“

Dabei rückt die Deutsche Umwelthilfe auch das Prinzip der CO2-Zertifikate in den Mittelpunkt: Es sei nicht in Ordnung zu behaupten, die Klimawirkungen durch „fragwürdige Kompensationsprojekte“ auszugleichen. „Verbraucher:innen haben ein Recht darauf, unmittelbare Umweltauswirkungen zu erfahren, nur so können sie sich für die richtige Alternative entscheiden“, erklärt Resch.

Der Danone-Konzern, dessen Hauptsitz mittlerweile in Paris liegt, hatte laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) zum Jahresbeginn 2023 kräftig die Preise erhöht. So stieg der Umsatz des Joghurt- und Wasser-Anbieters (Evian, Volvic) in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11,6 Prozent auf 6,96 Milliarden Euro. Der Umweltschutzvereinigung zufolge würden immer mehr Unternehmen versuchen, sich ein positives Image mit trügerischen Werbeversprechen zu verschaffen - statt ihre Produkte tatsächlich klimaschonender zu gestalten.

Was ist Greenwashing?

Viel Grün und Aufdrucke wie „100 Prozent recycelbar“: Oftmals lassen Hersteller Produkte nachhaltiger wirken, als sie tatsächlich sind. „Greenwashing“ bezeichnet den Versuch von Unternehmen und Organisationen, sich durch Marketingmaßnahmen ein nachhaltiges Image zu geben, ohne aber nachhaltig orientierte Aktivitäten im Geschäftsbereich tatsächlich umzusetzen - oder aber nicht in dem Maße, wie vorgegeben.

Danone, Eurowings und Co.: DUH prangert Verbrauchertäuschung an

Die DUH möchte mit der Klage erreichen, dass die Unternehmen Werbung dieser Art in Zukunft unterlassen. Danone hat mittlerweile zu den Vorwürfen der Verbrauchertäuschung Stellung bezogen: Ein Unternehmenssprecher von Danone sagte gegenüber BuzzFeed News Deutschland, man prüfe „intensiv alle juristischen Details in diesem Kontext“. Grundsätzlich könne das Unternehmen die Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe nicht nachvollziehen, so der Bericht. Nachhaltigkeit sei für Evian „ein zentrales Thema“, beteuerte der Pressesprecher.

Zuvor hatte die DUH in dieser Woche weitere sechs Unternehmen aufgefordert, strafbewehrte Unterlassungserklärungen abzugeben und sich zu verpflichten, ihre Produkte oder Unternehmen nicht länger als „klimaneutral“ oder gar „CO2-neutral“ zu bewerben: Handball-Erstligist Füchse Berlin, den Lieferdienst Gorillas, den Mobilitätsdienstleister Intelligent Apps, die Kaffee-Unternehmen Luigi Lavazza und UniCaps sowie den Brennstoffhändler Beer Energien.

Derweil gibt es einen heftigen Streit um ein bayerisches Bier aus Hessen. Nun muss ein Gericht entscheiden. (PF)

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