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Sorge vor Blackout: Erstes Land in Europa beschränkt Stromzufuhr für Elektroautos

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Ein Elektroauto wird an einer Ladesäule aufgeladen 
Stromnachschub: Aus Sorge um die Stabilität des Stromnetzes beschränkt das erste europäische Land jetzt den Zugang zu den Lade-Netzen. © K-H Spremberg/imago

Angesichts steigender Zulassungszahlen für E-Autos wächst die Sorge vor einer möglichen Überlastung der Stromnetze. Die erste Regierung zieht jetzt Konsequenzen.

München - Das Vereinigte Königreich strebt ein Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2030 an. Dann dürfen nur noch Elektroautos* oder für eine Übergangzeit Hybridmodelle verkauft werden. Bis dahin ist es ein weiter Weg, der jedoch steinig werden könnte. Denn schon jetzt werden Besitzern eines Stromers Hürden in den Weg gestellt.

Wie die Times berichtet, will die Regierung von Boris Johnson Elektroautos zu Hochlastzeiten den Zugang zum Stromnetz kappen. Ansonsten, so befürchtet man, könnte das Netz überlastet werden.

Britische Regierung schneidet Elektroautos von Stromzufuhr ab

Ladesäulen in privaten Haushalten und an Arbeitsplätzen sollen demnach in Zukunft mit einer Voreinstellung ausgeliefert werden, so dass sie sich von 8 bis 11 Uhr morgens und von 16 bis 22 Uhr abends ausschalten. Falls gewünscht, kann der Elektroautofahrer diese Voreinstellung jedoch ändern. Dann kann er seinen Stromer unabhängig von der Tageszeit laden. Die nötige gesetzliche Grundlage dafür soll bereits geschaffen worden sein, so dass die neue Regelung im Mai kommenden Jahres in Kraft treten kann.

Öffentliche Ladestationen oder Schnelllader an Autobahnen oder A-Roads, diese sind mit den Bundestraßen in Deutschland vergleichbar, sind davon nicht betroffen.

Großbritannien: Im Kampf gegen den Blackout kann der Stromnachschub auch ganz abgestellt werden

Zusätzlich soll ein sogenannter „randomise delay“ verhängt werden können. Das bedeutet, dass in Gebieten, in denen durch viele, parallel stattfindende Ladevorgänge ein Blackout droht, die Stromzufuhr für bis zu 30 Minuten unterbrochen werden kann. Im Anschluss daran soll der Ladevorgang wieder nahtlos fortgesetzt werden.

Bei der Regelung scheint es sich jedoch um eine reine Vorsichtsmaßnahme zu handeln. Denn laut Times gibt es nur rund 300.000 Elektroautos im Vereinigten Königreich. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im Juli 2021 eine Million. Mit einem Blackout scheint man auch nicht zu rechnen. Nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers National Grid soll definitiv genug Energie da sein, um das Stromnetz stabil zu halten. Grund ist auch, dass durch den Anstieg an erneuerbaren Energien mehr Effizienz zu erwarten ist. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Anmerkung der Redaktion: Beim Verfassen der ursprünglichen Version dieses Beitrags war dem Autor nicht bekannt, dass Besitzer von Elektroautos die Voreinstellung an ihrem Ladegerät ändern können, um ihr Fahrzeug auch während Zeiten besonders hoher Netzlast zu laden. Der Text wurden entsprechend ergänzt. Der Absatz, dass der Besitzer öffentliche Ladestationen aufsuchen muss, wenn er zu den genannten Zeit sein Elektroauto laden will, wurde entsprechend ebenfalls korrigiert. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.

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