„Habeck-Pauschale“: Immer mehr Restaurants führen Energie-Zuschläge ein

Ein Burger-Lokal in Bayern hat zum Jahresbeginn eine „Habeck-Pauschale“ eingeführt. Immer mehr Restaurants verlangen angesichts hoher Energiekosten Zuschläge.
Hersbruck – Promi-Koch Steffen Henssler zog jüngst Kritik auf sich, weil er in einem seiner Restaurants eine Energiepauschale verlangt. Angesichts der steigenden Energiekosten setzen allerdings immer mehr Restaurants auf diese Taktik.
Werner Henssler zu Energiepauschale: „Ich habe eine Kostensteigerung von mehr als 100 Prozent“
Der berühmte Fernsehkoch Steffen Henssler und sein Vater verlangen in ihrem Sushi-Restaurant „Henssler & Henssler“ in Hamburg eine Energiepauschale von 1,50 Euro von ihren Gästen – und zwar schon seit vergangenem Oktober. Doch nun sorgen Social-Media-Posts eines Kassenzettels des Restaurants dafür, dass die Diskussion wieder hochkocht. Auf Facebook kursiert augenscheinlich der Kassenzettel einer Kundin, die bei einem Essen mit fünf Personen gleich 7,50 Euro Energiepauschale berappen musste.
Gegenüber der Bild-Zeitung verteidigt Vater Werner Henssler seine Energiepauschale: „Wir bezahlen jetzt mehr als das Doppelte an Energiekosten wie früher. Ich habe eine Kostensteigerung von mehr als 100 Prozent.“ Wem das nicht passe, der brauche ja nicht mehr zu kommen. Dafür gebe es auch Hinweise auf die Energiepauschale auf den Speisekarten und der Eingangstür. Schuld an der Einführung der Pauschale habe die „verfehlte Energie-Politik der grünen Bundesregierung“, so Werner Henssler.
Die Energiepreise sind im Laufe des vergangenen Jahres tatsächlich rasant gestiegen – allerdings vor allem, weil der russische Präsident Wladimir Putin Deutschland im Zuge des Ukraine-Kriegs den Gas-Hahn abgedreht hat. Deutschland ist stark von russischem Gas abhängig und muss nun auf viel teurere Alternativen umsteigen.
Restaurant in Hersbruck verlangt von Gästen „Habeck-Zuschlag“
Das tut vor allem energieintensiven Branchen weh – wie der Gastronomie. Schon im vergangenen Jahr haben deshalb einige Restaurants in Bayern und Niedersachsen einen Zuschlag wegen der Energiekosten eingeführt. Besonders plakativ ist dabei das Burger-Lokal „Rumpelkammer“ im fränkischen Hersbruck vorgegangen: Seit Jahresbeginn verlangt das Restaurant von seinen Gästen – außer Kindern – zwei Euro zusätzlich als „Habeck-Pauschale“.
Inhaber Andreas Anser wollte damit verhindern, die Preise erhöhen zu müssen, wie er gegenüber dem Online-Portal infranken.de erklärte. Die Pauschale habe er nach dem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) benannt, weil „es von dieser Seite ausging, weshalb die Energiekosten in die Höhe schnellen“. Auf der Rechnung der Gäste stehe die „Habeck-Pauschale“ als „Doppel-Wumms-Rabatt“, so Anser weiter.
Allerdings erhalten die Gäste als Gegenwert – wenn sie wollen – einen Espresso oder Hausschnaps am Ende des Abends. Ärger habe er wegen des Zuschlags noch keinen gehabt, erklärt der Burger-Lokal-Chef auf infranken.de: „Unsere Kunden verstehen das durchweg durch die Bank, wir haben viele Rückfragen gehabt, aber es gab keine Beschwerden, es kann jeder verstehen.“
Dehoga: „Grundsätzlich sehr viel Verständnis“ für Energiepauschale
„Grundsätzlich sehr viel Verständnis“ für die Energiepauschale äußerte die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Niedersachsen, Renate Mitulla, gegenüber dem NDR im vergangenen Jahr. Zwei Drittel der Betriebe im Verband hätten Existenzängste und müssten schauen, wie sie die Preise abfedern, sagte Mitulla.
Hauptgeschäftsführer Rainer Balke merkte allerdings auch rechtliche Bedenken an. So könne es nicht sein, dass die Gäste erst am Ende ihres Besuchs auf der Rechnung mit dem Zuschlag konfrontiert werden. „Das muss schon beim Betreten des Restaurants kommuniziert werden und sichtbar sein“, sagte Balke gegenüber dem Sender.