Harald Lesch rechnet mit Tesla und Co. ab - Wie sauber sind Elektroautos wirklich?

Die Elektroautos von Tesla und Co. scheinen die Zukunft zu sein. Physiker Harald Lesch hat damit so seine Probleme und schlägt auch eine Alternative vor.
München - Kaum ein Unternehmen wird zurzeit wohl als so großer Innovator gesehen, wie der US-amerikanische Automobilhersteller Tesla. Die von Elon Musk gegründete Firma steht wie keine zweite dafür, die Energiewende auch auf die Straße zu bringen und den dreckigen Verbrenner-Motoren mit sauberen Elektroantrieben den Kampf anzusagen. Nun stellt sich jedoch die Frage: wie sauber ist so ein Elektroauto eigentlich? Harald Lesch, Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, hat sich dieser Frage in einem Beitrag für das ZDF angenommen.
Harald Lesch: Infrastruktur und Preis als Argumente für Elektroautos
Der 58-Jährige sprach in einem knapp 13-minütigen Video über die Zukunft auf Deutschlands Straßen und stellte dabei vor allem zwei Technologien gegenüber: mit Lithium-Akkus betrieben Elektroautos, wie beispielsweise von Tesla hergestellt und die quasi schon totgesagte Brennstoffzelle, also Fahrzeuge, die mit Wasserstoff betankt werden. Leschs Fazit fällt dabei ziemlich deutlich aus.
Der Physiker kritisiert die weitverbreiteten Lithium-Akkus stark und spricht sich dafür aus, die Brennstoffzelle aus ihrem „Dornröschenschlaf“ zu erwecken.
Ein Elektroauto kostet auf 500 Kilometern ungefähr 25 Euro Energie, während bei einem Auto mit Brennstoffzelle fast das doppelte, also 50 Euro, fällig werden. So die einleitende Erklärung des 58-Jährigen, warum sich bisher eher Firmen wie Tesla und Co. durchsetzen konnten und die Brennstoffzelle quasi abgeschrieben wurde. Der Verbraucher schaut natürlich darauf, welche Anschaffung ihm am preiswertesten kommt. Die Infrastruktur bietet eine weitere Erklärung, warum die Brennstoffzelle sich als Antriebsart noch nicht durchsetzen konnte. Während Schnellladestationen für Elektroautos bereits in Mitteleuropa bereits in großer Zahl vorhanden sind, gibt es in Deutschland momentan nur ca. 50 Wasserstoff-Tankstellen.
Wie sauber sind Tesla und Co.? Zwei Millionen Liter Wasser für eine Tonne Lithium-Salz
Doch was ist überhaupt der Vorteil von Brennstoffzellen im Gegensatz zu Elektromotoren? Das große Problem bei letzteren liegt in den Lithium-Akkus, aus welchen der Elektromotor den Strom zieht. Reines Lithium kommt in der Natur kaum vor, erklärt Lesch. Das Alkalimetall tritt in Verbindungen, zum Beispiel als Lithium-Salz auf und muss in aufwendigen Prozessen mit der Hilfe von Wasser aus der Erde gespült werden. Unglaubliche zwei Millionen Liter Wasser werden benötigt, um eine Tonne Lithium-Salz aus der Erde zu fördern und da Lithium überwiegend in heißen Gebieten, wie der chilenischen Wüste, gefördert wird, verdunstet das gesamte Wasser nach Erreichen der Oberfläche.
Um ein ökologisches Ziel zu erreichen, würden hochgradig unökologische Mittel verwendet werden, so der Schluss von Lesch. Wasserstoff hingegen könnte zu 100 Prozent durch erneuerbare Energien produziert werden. Ein weiters Problem bei Elektroautos ist nach dem 58-Jährigen auch das deutsche Energienetz. Der Physiker malt ein Szenario, in dem in naher Zukunft alle Einwohner Deutschlands ihr Auto gegen eines mit elektrischem Antrieb getauscht hätten. Würden dann ca. eine Million Menschen ihr Auto zur gleichen Zeit, zum Beispiel am Feierabend, laden wollen, würden ungefähr 350 Gigawatt an Leistung benötigt werden. Die ernüchternde Realität stellt Lesch dieser Hochrechnung gegenüber. Das gesamte deutsche Stromnetz liefert derzeit im Durchschnitt nur 68,5 Gigawatt, also nur knapp 20 Prozent. Momentan sei das Netz also noch überhaupt nicht für eine derartige Belastung ausgelegt.
Harald Lesch fordert Veränderung: Brennstoffzelle aus ihrem „Dornröschenschlaf“ wecken
Es ist also nicht alles Gold, was glänzt, könnte man das Motto von Leschs Beitrag zusammenfassen. Doch der Physiker betreibt keines Falls eine reine Kampagne gegen Tesla und Co., sondern fordert viel mehr, dass der deutsche Staat sich vermehrt dafür einsetzen sollte, dass die Brennstoffzelle aus ihrem „Dornröschenschlaf“ geweckt und wieder als ernsthafte Alternative anerkannt werden sollte. Der Physiker würde sich wünschen, dass erst einmal beide Technologien nebeneinander benutzt werden und man sich nach einer längeren Testzeit für die überlegene entscheiden sollte. Eine volle Konzentration auf Elektroautos sieht der 58-Jährige doch sehr kritisch.
Update vom 25. Juli 2019: Der Autobauer Tesla hat die Anleger erneut enttäuscht. Warum die Aktie innerhalb von Minuten so stark an Wert verloren hat, lesen Sie hier.
fd