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McDonalds, Lidl, Costa & Co.: Diese Unternehmen warten mit dreisten Umweltlügen auf

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Greenwashing ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Die Deutsche Umwelthilfe deckt mit einem Schmähpreis aber nun die dreistesten Umweltlügen auf.

Radolfzell/München – Nachhaltigkeit ist mittlerweile zum Verkaufsschlager geworden. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher achten inzwischen darauf, möglichst nachhaltig und ökologisch einzukaufen und zu konsumieren. Doch nicht immer steckt hinter den großen Öko-Versprechen von Unternehmen auch echte Nachhaltigkeit. Vielmehr handelt es sich oftmals um leere Versprechen, um klimabewusste Kunden und Kundinnen zu gewinnen.

Doch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wehrt sich gegen genau solche Maschen und Unternehmen. Mit dem Schmähpreis Goldener Geier macht der Verein auf Greenwashing-Kampagnen und dreiste Umweltlügen aufmerksam. Auch in diesem Jahr wird der Schmähpreis wieder verliehen – und zur Wahl stehen jetzt fünf Klima-Kampagnen, die mehr Schein als Sein sind. Diese Unternehmen sind nominiert:

Lidl: Günther Jauch und die Kreislaufflasche

Für die Werbung zu ihrer „Kreislaufflasche“ hat sich der Discounter Lidl prominente Unterstützung ins Boot geholt. Der „Wer wird Millionär?“-Moderator Günther Jauch präsentiert in der großangelegten Kampagne die Einweg-Plastikflasche, die „im CO₂-Vergleich besser als Glas- & PET-Mehrweg“ sein soll. Doch in der Kampagne fehlen den Verbraucherinnen und Verbrauchern einige wichtige Informationen, wie die DUH erklärt. So beispielsweise, dass die Daten aus der Lidl-Studie zum Mehrwegsystem bis zu zehn Jahre alt seien. Außerdem gebe es den 100 Prozent Recyclingkreislauf, wie ihn der Discounter präsentiert, überhaupt nicht. Die DUH kritisiert, dass der Discounter lieber für klimafreundliches Plastik wirbt, anstatt endlich regionale Mehrwegflaschen anzubieten.

McDonald‘s: Schönheits-Kampagne für Müll

Unbestritten ist: Der Kauf von Fast Food ist in der Regel auch mit einer Menge Müll verbunden. Teller, Besteck und Gläser sucht man bei McDonald’s, Burger King und Co. vergeblich. Stattdessen gibt es Getränke und Essen in Pappbehältern – und das scheint McDonald’s nun für sich nutzen zu wollen.

Auf großen Plakaten ist ein zerknüllter Getränkebecher zu sehen. Daneben titelt der Fast-Food-Gigant: „I am beautiful“ (zu Deutsch: Ich bin wunderschön). Außerdem ist noch zu lesen: „Lasst uns gemeinsam Ressourcen mehr wertschätzen“. Der Werbe-Clou: Aus recycelten Pappbechern wurden bisher 4,7 Millionen Bücher als Happy-Meal-Beilage hergestellt. Klingt auf den ersten Blick gut, doch der Schein trügt, wie die DUH aufdeckt. Die beworbenen Bücher bestehen nämlich nur zu 40 Prozent aus recycelten Bechern. Zudem landen auch etliche McDonald’s-Verpackungen nicht in den Mülleimern der Restaurants, sondern vielmehr in der Natur. Insgesamt sorgt der Konzern laut DUH für mehr als 44.000 Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr.

Mit einer groß angelegten Werbekampagne glorifiziert McDonald‘s seinen Verpackungsmüll. (Symbolfoto)
Mit einer groß angelegten Werbekampagne glorifiziert McDonald‘s seinen Verpackungsmüll. (Symbolfoto) © Christoph Schmidt/dpa

Vattenfall: Greenwashing im wahrsten Sinne des Wortes

Auch der schwedische Energiekonzern Vattenfall will mit seiner grünen Kampagne prominent auffallen. Ähnlich einer Kosmetikwerbung besprüht Model Cara Delevingne ihr Gesicht mit industriellem Abwasser. Ja, richtig gelesen. Daraus besteht nämlich das Gesichtsspray, das Vattenfall jetzt in limitierter Auflage herstellt und verlost. Damit möchte der Konzern zeigen, was alles mit „grünem Wasserstoff“ alles möglich sein könnte. Was aber nicht erwähnt wird: Das Wasser aus dem Gesichtsspray stammt lediglich aus einem einzigen Pilotprojekt, welches fossilfrei arbeitet. Bei Vattenfall ist noch immer nur fossil hergestelltes Wasserstoff Standard – wie überall.

Costa Smeralda wirbt für Öko-Kreuzfahrt

Was Nachhaltigkeit und Klimaschutz angeht, hat die Kreuzfahrt-Industrie definitiv keine gute Position. Die Costa Smeralda hingegen wirbt mit dem Titel zur selbsternannten „Königin der Nachhaltigkeit“. Das Schiff würde mit dem Betrieb durch LNG, also Flüssigerdgas, sehr umweltfreundlich unterwegs sein. Was in der Werbung fehlt: LNG wird häufig durch das hochumstrittene und klimaschädliche Fracking gewonnen. Zudem sei LNG laut dem International Council on Clean Transportation (ICCT) genauso schädlich wie konventionelle Kraftstoffe, erklärt die DUH. Hinzu kommt: Die Costa Smeralda fährt seit Beginn dieses Jahres gar nicht mehr mit LNG, sondern mit Marine-Gasöl. Grund sind die gestiegenen Preise. Kommuniziert wird dies jedoch nirgends.

KlimaDiesel aus altem Frittierfett

Diesel fahren und dabei noch etwas für das Klima tun? Klingt absurd. Doch das verspricht die Klima Kraftstoffe GmbH mit ihrem KlimaDiesel. Dieser soll laut Werbeaussagen teilweise aus biologischen Stoffen wie Frittierfett oder Schlachtresten bestehen. Doch woher sollen diese Stoffe kommen? Laut der DUH gibt es davon bisher sehr wenig, was dazu führt, dass immer mehr aus Asien importiert wird. Wirklich umweltfreundlich ist es allerdings nicht, altes Frittierfett einmal um die halbe Welt zu schicken, um schließlich hier damit das Klima zu schonen.

Verbraucher und Verbraucherinnen können noch bis zum 10. September den Goldenen Geier 2023 wählen. Abgestimmt werden kann hier auf der Website der Deutschen Umwelthilfe. (ph)

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