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Russische Wirtschaft im Aufwärtstrend - Deutschland in der Abwärtsspirale? Es gibt Widersprüche

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Wladimir Putin zeigt sich mit Russlands Wirtschaft zufrieden. Unter der Oberfläche soll es jedoch brodeln. In Deutschland ist die Stimmung dagegen düster – möglicherweise zu Unrecht. 

Moskau/München – Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Energiekrise beschleunigt die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Das stellt insbesondere westliche Nationen wie Deutschland vor eine große Herausforderung, Ersatz für die vormals gelieferte russische Energie herbeizuschaffen. Infolgedessen und der verhängten Sanktionen hat auch Russland mit einer massiven Inflation und Reduzierung der Kaufkraft zu kämpfen. Über die Rubelkrise hat sich nun Wladimir Putin geäußert.

Der russische Präsident macht für die aktuelle Entwicklung insbesondere die schwächelnde Landeswährung Rubel als Hauptfaktor aus. „Hier ist notwendig, klar ihre Ursachen zu verstehen und rechtzeitig, ohne Aufschub die entsprechenden Entscheidungen zu treffen“, wird der 70-Jährige von der Nachrichtenagentur Interfax (via Deutsche Presse-Agentur) zitiert. Die Äußerungen fielen demnach im Rahmen einer Regierungssitzung zum russischen Staatshaushalt. „Ich bin sicher, dass die Zentralbank professionell und – was wichtig ist – abgestimmt arbeitet.“ Zuletzt hatte die Zentralbank zur Stützung des Rubels den Leitzins von 12 auf 13 Prozent angehoben.

Russische Wirtschaft: Putin sieht Bewältigung von „Sanktionsdruck westlicher Eliten“

Vom in Moskau beheimateten Wirtschaftsministerium (Minekonom) ist im Zuge dessen die Inflationsprognose für das laufende Jahr von 5,3 auf 7,5 Prozent erhöht worden. Putin selbst zeigte sich trotz des gesunkenen Rubels und der damit einhergehenden Inflation mit der Lage der heimischen Wirtschaft und Industrie dem Vernehmen nach zufrieden, die Wirtschaftskraft hat angeblich wieder das Niveau des Jahres 2021. „Wir haben dem absolut beispiellosen Druck von außen standgehalten, dem Sanktionsdruck einiger herrschender Eliten im sogenannten Westblock“, so der Kreml-Chef weiter. Die Wachstumsprognosen wurde offenbar mit 2,5 bis 2,8 Prozent angegeben. Hierbei spielt wohl die Rüstungsindustrie eine bedeutende Rolle.

Inwieweit die kommunizierten Zahlen der Wahrheit entsprechen, ist unklar. Laut Experten brodeln trotz der guten Indikatoren in Russland unter der Oberfläche tiefgreifende Probleme. Die Inflationsprognosen seien zu optimistisch, die Einkommenssituation schwierig. Außerdem gebe es einen enormen Rückgang bei den Ölexporten zu beklagen, erklärt Wirtschaftsexperte Ruslan Grinberg gegenüber Euronews (siehe Video).

Zeremonie in Moskau: Die russische Flagge wird anlässlich eines Gedenktages gehisst (Symbolbild)
Zeremonie in Moskau: Die russische Flagge wird anlässlich eines Gedenktages gehisst (Symbolbild). © IMAGO/Konstanin Kokoshkin

Deutsche Wirtschaft vor dem Niedergang? Bundesbank-Chef spricht von „Fehldiagnose“

In Deutschland ist die wirtschaftliche Lage auch oberflächlich angespannt: Laut Reuters hat sich die ohnehin bestehende Rezessionsgefahr hierzulande nochmal verstärkt. Die Nachrichtenagentur bezieht sich auf den Ampelsystem-Indikator des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Demzufolge ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession für den Zeitraum September bis November auf 74 Prozent gestiegen. „Der deutschen Konjunktur fehlt es weiter an Wachstumsimpulsen. Aus fast allen Richtungen kommen nach wie vor Gegenwinde“, wird IMK-Experte Peter Hohlfeld zitiert.

Auch nach Einschätzung der Bundesbank bleiben die Aussichten für die hiesige Wirtschaft getrübt. Laut dem für September veröffentlichten Monatsbericht wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland im dritten Quartal 2023 sinken. Jedoch hält Bundesbank-Präsident Joachim Nagel die Lage hierzulande nicht für so düster, wie es das allgemeine Stimmungsbild vermuten lässt: Gegenüber dem Handelsblatt spricht er von einer „Fehldiagnose“: „Wir sollten uns „Made in Germany“ nicht kleinreden lassen“, appelliert darin der Vorsitzende. (PF)

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