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Ampel-Pläne zu Rente mit 67: Es reicht nicht - Ökonomen fordern noch höheres Renteneintrittsalter

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Ein älteres Paar sitzt auf einer Bank.
Ökonomen sind sich sicher, dass das Renteneintrittsalter von 67 langfristig zu niedrig ist. © Sebastian Gollnow/picture alliance/dpa

Die Ampel-Parteien haben sich klar gegen eine Anhebung des Renteneintrittsalters positioniert. Ökonomen warnen jedoch, dass eine Erhöhung dringend notwendig ist.

Berlin - Das Sondierungspapier* der Ampel-Parteien schließt eine Anhebung des Renteneintrittsalters* aus. Ökonomen haben sich nun jedoch deutlich für ein höheres Eintrittsalter ausgesprochen. Um die gesetzliche Rentenversicherung langfristig zu stabilisieren, sollte das Renteneintrittsalter ab dem Jahr 2031 angehoben und an die Entwicklung der steigenden Lebenserwartung gekoppelt werden. So heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Studie des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Marktwirtschaft, des Kronberger Kreises. Mitglied ist unter anderen der frühere Vorsitzende der „Wirtschaftsweisen“, Lars Feld.

Renten-Experten sicher: Derzeitige Erhöhung des Eintrittsalters reicht nicht aus

Es solle eine automatische Kopplung des Renteneintrittsalters an die künftige Lebenserwartung geben, sagte Berthold Wigger vom Karlsruher Institut für Technologie. Die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre werde absehbar nicht ausreichen, um aufgrund des demografischen Wandels Mehrbelastungen auszugleichen.

Der Reformdruck werde in den kommenden Jahren deutlich steigen, wenn die sogenannten Babyboomer-Jahrgänge in Rente* gehen. Wie hoch genau das Eintrittsalter steigen soll, sagte er nicht.

Für große Aufregung hatten im Sommer Vorschläge des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium über eine Reform hin zur Rente mit 68 gesorgt. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben.

Rente: Nachholfaktor soll Abhilfe schaffen

Feld kritisierte die bisherigen Ankündigungen von SPD*, FDP* und Grünen*, die über eine neue Regierung verhandeln, zur Zukunft der Sozialsysteme als nicht ausreichend. Er habe den Eindruck, dass es in der Sozialpolitik ein „Durchlavieren“ gebe. Die drei Parteien hatten in ihrem Sondierungspapier festgehalten, es werde keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben. Weiter hieß es, es solle in eine teilweise Kapitaldeckung der Rentenversicherung eingestiegen werden.

Der Kronberger Kreis forderte weiter, den sogenannten Nachholfaktor in der Rentenformel wieder einzusetzen - als kurzfristig wirksame Maßnahme, um Ausgabensteigerungen einzudämmen. Nach einer Renten-Nullrunde in diesem Jahr vor dem Hintergrund der Corona-Krise können sich die Rentnerinnen und Rentner im kommenden Jahr voraussichtlich auf steigende Bezüge einstellen.

Feld erwartet eine Steigerung von 5,5 Prozent. Bei einer Wiedereinsetzung des Nachholfaktors wären es Steigerungen von etwa 2,5 Prozent. Der Kronberger Kreis ist eine Vereinigung wirtschaftsliberaler Hochschulprofessoren. (dpa/ph) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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