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Rente: Das schwedische Modell als Vorbild – was die Skandinavier besser machen

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Von: Patricia Huber

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Das derzeitige deutsche Rentensystem gerät immer mehr unter Druck. Um eine Lösung zu finden, lohnt sich ein Blick nach Schweden. Das dortige Modell gilt als Erfolg.

Berlin – Die Ampel-Koalition möchte das aktuelle Rentensystem aufbessern. Doch die Pläne aus dem Koalitionsvertrag halten Ökonomen für unzureichend. Mit immer mehr Rentnern und immer weniger Beitragszahlern kann das derzeitige Prinzip nicht mehr lange funktionieren, warnen sie. Die Forderungen nach einem Modell wie beispielsweise in Schweden werden lauter.

Schweden sorgt seit dem Jahr 2000 mit einem besonderen Rentenmodell für seine Bürger vor. Hierbei gehen 16 Prozent des Bruttogehalts der Arbeitnehmer in die klassische umlagefinanzierte Rente, wie man sie auch aus Deutschland kennt. Zum Vergleich: Hierzulande sind es 18,6 Prozent, die Beschäftigte über die umlagefinanzierte Rente in ihre Zukunft investieren.

Rente: Schweden setzt auf kapitalgedeckte Rente

Insgesamt kommen die Schweden auch etwa auf diesen Prozentsatz, den sie für ihre Rente abdrücken. Der Unterschied ist jedoch, dass 2,5 Prozent automatisch und verpflichtend in kapitalmarktbasierte Produkte fließen, wie ntv berichtet.

Wo die 2,5 Prozent für die sogenannte „Prämienrente“ angelegt werden, kann jeder Arbeitnehmer selbst entscheiden. Zur Auswahl stehen mehrere hundert Fonds von privaten Anbietern, aber auch ein staatlicher Aktienfonds. Und dieser Fonds mit dem Titel AP7 hat sich als sehr beliebt herausgestellt. Das könnte auch daran liegen, dass die Beträge automatisch dort landen, wenn man sich nicht aktiv für einen privaten Fonds entscheidet.

Aber nicht nur der Einfachheit halber lohnt sich der AP7-Fonds. In den vergangenen Jahren konnte er nach ntv-Angaben eine durchschnittliche Rendite von 11 Prozent erzielen. Das macht das schwedische Modell für viele zum Renten-Vorbild, an dem sich Deutschland ein Beispiel nehmen könnte. Wichtig ist jedoch auch: Selbst dieses Modell hat seine Tücken. Sieht es an der Börse schlecht aus, wirkt sich das auch auf die Renten aus. Daher musste Schweden die Renten in der Vergangenheit häufiger bezuschussen.

Die schwedische Flagge weht vor blauem Himmel im Wind.
Die Schweden haben ein Rentenmodell, das sich besonders in einem Punkt deutlich vom deutschen System unterscheidet. © Jonas Ljungdahl/picture alliance/Bildbyran via ZUMA Wire/dpa

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Renteneintrittsalter: Auch hier geht Schweden einen anderen Weg

Aber die Prämienrente ist nicht der einzige Grund für Schwedens Erfolgsmodell. Hierzulande möchte die Ampel-Koalition das Renteneintrittsalter nicht anrühren. In Schweden hingegen wird eine Erhöhung dieses Alters auch genutzt, um die demografische Veränderung der Gesellschaft abzufangen.

Professor Eskil Wandensjö, der den schwedischen Prozess der Rentenreform begleitet, erklärte dem ZDF: „Das Renteneintrittsalter wird noch steigen. Anders lässt sich der demografische Wandel nicht kompensieren.“ Schweden arbeitet mit einem sogenannten Rentenkorridor. Die Bürger können selbst entscheiden, wann sie in Rente gehen möchten. Ab 61 Jahren haben sie die Möglichkeit, die Arbeit niederzulegen und bis maximal 68 Jahre dürfen sie arbeiten.

Je früher man jedoch geht, desto weniger Rente erhält man. Diese Wahlmöglichkeit motivierte wohl etliche Schweden dazu, länger zu arbeiten. Laut Angaben des deutschen Instituts für Altersvorsorge stieg das durchschnittliche Eintrittsalter bis 2018 auf 66 Jahre an. In Deutschland wird das Rentenalter mittlerweile schrittweise angehoben. Personen ab dem Geburtsjahr 1964 haben mit 67 die Regelaltersgrenze erreicht.

Das schwedische Modell hat sich in den vergangenen Jahren als durchaus erfolgreich herausgestellt. Dort muss der Staat nicht aushelfen, um die Rentner zu bezahlen. In Deutschland wird die Rente derzeit mit gut 100 Milliarden Euro bezuschusst. (ph)

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