Große Schuhkette schließt deutsche Filialen - Schuld soll das Kaufverhalten der Kunden sein
Urplötzlich kommt für die Laufschuhkette „Runners Point“ das Aus. Die Empörung in der Politik ist groß, die mutmaßlichen Gründe für den Rückzug liegen laut eines Wirtschaftswissenschaftlers auf der Hand.
- Seit mehr als 35 Jahren verkauft „Runners Point“ Laufschuhe und Sportkleidung.
- Nun werden alle Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Geheiß des Mutter-Unternehmens „Foot Locker“ geschlossen.
- Ein Wirtschaftswissenschafter vermutet einen klassischen Grund für die Schließungen.
- Ohnehin befindet sich die Weltwirtschaft in Turbulenzen: UN und EU-Kommission beschrieben die Corona-Folgen zuletzt in drastischen Worten.
Update vom 23. Mai, 16.15 Uhr: Die Schließungspläne der Kette Runners Point waren zu Beginn der Woche bekannt geworden. Die Mutter Foot Locker nannte keine spezifischen Gründe für die Entscheidung, sprach aber bezüglich des deutschen Marktes von einer vorangegangenen „Bewertung unserer Geschäftstätigkeit und der Wettbewerbslandschaft über den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate“.
Wenn es nach Handelsexperte Thomas Roeb (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) geht, sei Runners Point wegen starker Online-Konkurrenz nicht profitabel genug gewesen - und deshalb jetzt aussortiert. „Es gibt die Nachfrage nach Service in den Filialen nicht in dem Maße, als dass sie dazu führte, dass dieser Service den Menschen etwas wert wäre und sie mehr bezahlen.“ Dem Wirtschaftswissenschaftler zufolge, müsse das Geschäft von Runners Point schon weit vor der Corona-Krise* gewackelt haben.

Runners Point gehörte viele Jahre zum KarstadtQuelle-Konzern. 2013 wurde das Unternehmen von der US-Firma Foot Locker übernommen.
Schuhkette Runners Point muss Filialen schließen - CDU-Politiker fehlt Verständnis
Ursprungsartikel vom 19.05.2020:
München - Für viele Sportbegeisterte ist „Runners Point“ die erste Anlaufstelle. Das Unternehmen bietet Laufschuhe und Funktionskleidung diverser Welt-Marken, unterhält mehr als 80 Filialen in ganz Deutschland sowie in Österreich und in der Schweiz. Doch alle diese Läden werden demnächst schließen - und zwar für immer. Das gab der US-Konzern „Foot Locker“, zu dem die 1984 gegründete Laufschuhkette seit sieben Jahren gehört, offiziell bekannt.
Von den Schließungen sollen mindestens 700 Mitarbeiter betroffen sein. Diese Zahl nannte Rechtsanwalt Jürgen Graser, der in Recklinghausen zwei „Runners-Point“-Betriebsräte vertritt. Nach „WDR“-Informationen soll mit der Unternehmensleitung über eine „mögliche Fortführung des Geschäftsbetriebs“ verhandelt werden. Die Hoffnung könnte das Corona-Hilfspaket* der Bundesregierung sein.
„Runners Point“ schließt: „Dahinter stehen die Schicksale von Familien“
In der Stadt im Ruhrgebiet sitzt die Zentrale mit 170 Beschäftigten. „Das ist für unsere Stadt leider ein echter Schlag ins Kontor“, zitiert Der Westen Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche: „Dahinter stehen die Schicksale von Familien. Solche Nachrichten sind immer bitter, kommen in der Corona-Krise* aber erst recht zur Unzeit.“ Der CDU-Politiker hat für „die strategische Entscheidung des Unternehmens Foot Locker (...) kein Verständnis“. Dem Portal zufolge bangen sogar 1500 Menschen um ihre Jobs.
Ein genauer Zeitpunkt für die Filialschließungen ist noch nicht bekannt. Rechtsanwalt Graser erklärte jedoch: „Wir rechnen damit, was die Stores betrifft, dass die Tätigkeit sobald wie möglich eingestellt wird.“ Die Hintergründe der Entscheidung liegen im Dunkeln, „Foot Locker“ sprach lediglich von einer vorangegangenen „Bewertung unserer Geschäftstätigkeit und der Wettbewerbslandschaft in Deutschland über den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate“.

„Runners Point“ schließt: Mitarbeiter erst wenige Tage zuvor informiert
Demnach seien die Mitarbeiter am vergangenen Freitag über den Schritt informiert worden. Weiter teilte „Foot Locker“ mit: „Jetzt geht es in den Dialog mit den Sozialpartnern über einen Interessensausgleich.“ Bis zu einer Einigung würden die Filialen geöffnet bleiben.
Von den Schließungen nicht betroffen sind dem Unternehmen zufolge die Marken „Foot Locker“ und „Sidestep“. Letztere würden künftig von der Foot-Locker-Europa-Zentrale in den Niederlanden aus geleitet werden. In den 77 „Sidestep“-Läden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden wird neben Schuhen auch Bekleidung angeboten.
Auch ein Kaufhaus-Gigant verschwindet wohl aus vielen deutschen Städten - gespart wird dabei unter anderem an Reisebüros. In der Corona-Krise meldete die Bayern LB einen Verlust im dreistelligen Millionen-Bereich und rutschte in die Roten Zahlen.
Hart getroffen von der Corona-Krise ist auch die Automobilbranche - VW fährt die Produktion deshalb erneut runter. Wegen des Ölpreis-Sturzes rutschte auch Shell in die Roten Zahlen - hinzu kommt ein Lagerproblem.
Für mächtig Wirbel sorgt ein Werbespot, den VW im Internet verbreitet - in der Folge hagelt es Rassismusvorwürfe.
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mg, dpa