1. tz
  2. Wirtschaft

OpenAI-Chef Sam Altman: Der Mann, der Ihr Leben für immer verändern wird

Erstellt:

Von: Thomas Schmidtutz

Kommentare

Sam Altman: Der Chef von OpenAI hat vor einer überstürzten Regulierung bei Künstlicher Intelligenz gewarnt.
Sam Altman: Der Chef von OpenAI hat vor einer überstürzten Regulierung bei Künstlicher Intelligenz gewarnt. © Lennart Preiss / TUM

Sam Altman hat mit ChatGPT weltweit für Furore gesorgt. Jetzt war er zu einem umjubelten Auftritt an der TU in München – mit einer klaren Warnung an die Politik. 

München – Der Mann, der gerade die ganze Welt verändert, wirkt überraschend unscheinbar: T-Shirt, blaue Strickjacke, cognac-farbene Anzugschuhe. In dem Look würde Sam Altman in jeder US-Mall mühelos unter dem Hipster-Radar bleiben. Aber auf die Gnade der Anonymität kann der Chef des US-Unternehmens OpenAI inzwischen wohl nur noch selten zählen.

Das offenbart auch sein Blitzbesuch in München an diesem Donnerstag (25. Mai). Als der jungenhaft wirkende Altman am Nachmittag den Audimax der TU München (TUM) betritt, brandet Jubel unter den gut 1000 Gästen auf, die allermeisten davon Studenten. Und der Auftritt des ehemaligen Programmierers erinnert so unversehens an einen Rockstar-Gig.

Die Altman-Euphorie an der TUM ist längst keine Ausnahme mehr. Seit Monaten sorgen Altman und OpenAI weltweit für Furore. Spätestens, seit der Boss des US-Unternehmens im vergangenen November den Chatbot ChatGPT präsentiert hat, gilt der Unternehmer und Investor als der brillanteste Tech-Vordenker des Silicon Valley - und OpenAI als das heißeste Unternehmen des Planeten.

OpenAI: ChatGPT wird zur schnellst wachsenden Anwendung der Geschichte

Das 2015 gegründete Software-Haus aus San Francisco hat sich auf die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) spezialisiert. Bei KI versuchen Entwickler, Computern menschliches Denken beizubringen. Dafür füttern sie Rechnerfarmen mit unvorstellbaren Datenmengen und helfen ihnen dabei, auffällige Muster zu finden und dann die richtigen Antworten abzuleiten.

Die Ergebnisse sind häufig verblüffend. So kann ChatGPT die besten Restaurants in Apulien auflisten, den Klimawandel im Stile eines Shakespeare-Gedichts erklären oder korrekte Diagnosen seltener Krankheiten liefern, wenn die wichtigsten Eckdaten zum Krankheitsverlauf vorliegen. Inzwischen nutzen auch immer mehr Schüler und Studenten den Bot über Prompts - also Eingabebefehle – für ihre Hausarbeiten.

Kein Wunder, dass das Interesse an der KI-Anwendung explodiert. Gerade zwei Monate nach der Premiere hatte ChatGPT bereits 100 Millionen Nutzer. Damit ist der Bot die am schnellsten wachsende Anwendung in der Geschichte. Und das ist wohl erst der Anfang.

Künstliche Intelligenz auf Siegeszug

Aber die Einsatzmöglichkeiten für die neue Technologie sind nahezu grenzenlos. Das gilt nicht nur für klassische Nutzerfragen nach dem besten Bäcker am Urlaubsort. Längst kommt KI auch in völlig anderen Feldern zum Einsatz. So prüfen zahllose Medienhäuser, wie sie KI im Redaktionsalltag nutzen können. Daneben setzen Marketing-Firmen die Technologie dafür ein, Werbebotschaften auf einzelne Nutzer zuzuschneiden. Der US-Spezialist Casetext liefert KI-Lösungen, um Kanzleien beim Bearbeiten von Fällen zu helfen, etwa, indem die Software Anwälte automatisch auf relevante Präzedenzfälle hinweist oder eine mögliche juristische Argumentation formuliert. Auch im Bildungsbereich gibt es bereits zahlreiche KI-Unternehmen, die User beim Lernen unterstützen wollen. Die Onlineplattform Quizlet beispielsweise liefert digitale Karteikarten zu Mathe, Deutsch oder Physik und hilft bei Bedarf auch direkt bei der Abi-Vorbereitung.

Doch die neue Technologie wirft zahllose Fragen auf. Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unsere Jobs und wie wird KI unseren Alltag verändern? Wer kontrolliert, dass die zugrundeliegenden Daten richtig sind? Wie lässt sich ein möglicher Missbrauch von KI durch Kriminelle oder Terroristen verhindern? Und welche Auswirkungen hat das alles auf Wahlen und die Demokratie?

Altman kennt die Sorgen nur zu gut. Erst vor gut zwei Wochen musste er zum Rapport vor den US-Kongress. Es ging um die Risiken von KI und die Frage, welche Grenzen ihr künftig gesetzt werden sollten. Bei Social Media habe der Kongress versagt, erklärte US-Senator Richard Blumenthal freimütig. Das solle sich bei KI nicht wiederholen. Altman nahm den Ball bereitwillig auf. „Wenn diese Technologie schiefgeht, kann es richtig schiefgehen“, sagte er offen. Darüber müsse man sprechen.

Künstliche Intelligenz: Diskussion um Regulierung nimmt Fahrt auf

Auch in vielen anderen Ländern und innerhalb der EU ist die Diskussion um eine mögliche KI-Regulierung inzwischen voll entbrannt. Um das Schlimmste zu verhindern, ist Altman jetzt auf World Tour. Nach Toronto und Washington war er auch in Madrid, London und Paris. Am Donnerstag folgte kurzfristig noch ein Abstecher nach Berlin zu Olaf Scholz. Er habe mit dem Bundeskanzler über „viele wichtige Dinge gesprochen“, darunter die Möglichkeiten, KI auch in Deutschland zu fördern.

Wirtschaftswissenschaftler fordern das schon länger. „Statt KI als Feindbild zu betrachten, sollten wir die Technologie begrüßen und intensiv darüber nachdenken, wie wir uns mit KI einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern sichern“, hatte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier etwa Anfang Februar gegenüber IPPEN.MEDIA gesagt. Sie hoffe inständig, dass „wir Deutschen auf diese Technologie aufspringen und die Chance ergreifen, statt wieder hinterherzuhecheln, wie es uns bei der Automobilindustrie oder den erneuerbaren Energien passiert ist.“

Altman wird das gerne hören. Man solle, fordert er bei seinem TUM-Auftritt, doch bitte abwarten, wie sich die Technologie entwickele - und erst dann regulatorisch eingreifen. Experten sehen das eher kritisch. Wenn die Politik zu lange warte, mahnte unlängst etwa der KI-Experte Michael Osborne von der Uni Oxford, könnte es zu spät sein.

Auch interessant

Kommentare